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Extremwetter Land unter am Kap: Südafrika kämpft mit Wassermassen

Teile des südlichen Afrikas werden von ungewöhnlich heftigen Niederschlägen überrascht. Mehr als 100 Menschen starben bereits in den Fluten. Auch eine deutsche Reality-Show muss sich auf Wassermassen von oben einrichten.

Von Ralf E. Krüger, dpa 20.01.2022, 10:59
Eine überflutete Straße in Ladysmith. Das anhaltende Extremwetter mit starken Regenfällen in Südafrika hat schon mehrere Menschenleben gefordert.
Eine überflutete Straße in Ladysmith. Das anhaltende Extremwetter mit starken Regenfällen in Südafrika hat schon mehrere Menschenleben gefordert. Uncredited/AP/dpa

Johannesburg - Wasser, Wasser - nichts als Wasser. „Bei uns regnet es seit Wochen, sowas haben wir hier bisher noch nie erlebt“, sagt die aus Niederbayern stammende Margit Babenhauserheide.

Seit 2012 lebt sie mit ihrem Mann etwa 60 Kilometer entfernt von Südafrikas Krüger-Nationalpark, wo auch das RTL-Dschungelcamp gerade seine Zelte aufgeschlagen hat. Das weltberühmte Tierparadies hat zwar noch kein „Land unter“ signalisiert, wird aber auch überrascht von der Macht der Niederschläge. Vorbei die Zeiten, als Afrikas Südspitze wegen einer hartnäckigen Dürreperiode Schlagzeilen machte: Sie befindet sich aktuell im Griff einer Extremwetterlage, die in kürzester Zeit unverhältnismäßig viel Feuchtigkeit mit sich bringt.

Retter waten durch brusthohe Fluten

In der südafrikanischen Stadt Ladysmith etwa wateten diese Woche Rettungskräfte durch brusthoch stehende Fluten, während andere mit Schlauchbooten Anwohner in Sicherheit brachten. Viele Staudämme in dem Kap-Staat sind zum Bersten gefüllt und können die Wassermassen kaum noch halten. „Wir haben mehrere Schleusen öffnen müssen“, sagt Charles Mokone, der als Manager für den Vaal-Damm zuständig ist, vor laufender Kamera. Insgesamt flossen am Donnerstag 756 000 Liter Wasser pro Sekunde durch fünf geöffnete Schleusentore und ließen den darunterliegenden Fluss anschwellen. Die Anwohner - etwa im ebenfalls überfluteten Ort Bloemhof - beobachten es mit Unbehagen. Der Damm versorgt etwa das Industriezentrum rund um Johannesburg mit Wasser.

Auch im Nachbarstaat Lesotho schaut es ähnlich aus: Flüsse traten über die Ufer, Brücken wurden weggerissen, Häuser geflutet, Infrastruktur zerstört. Auf der vor Afrikas Ostküste gelegenen Insel Madagaskar wurden für diesen Donnerstag Niederschläge von mehr als 100 Millimeter innerhalb von 24 Stunden vorhergesagt. Sie sollen noch bis mindestens Sonntag anhalten, warnte der Wetterdienst, der vor allem im Nordwesten auch Erdrutsche nicht ausschließt. Allein in der Hauptstadt Antananarivo wurden 18 Notquartiere für die knapp 8500 Obdachlosen eingerichtet. Dennoch kam es zu Engpässen, unter anderem wegen der Corona-Distanzregeln in dem Inselstaat.

Schule fällt aus

Zudem ist der eh schon durch die diversen Corona-Restriktionen arg ausgebremste Schulunterricht in Madagaskar, aber auch in Südafrikas betroffenen Landesteilen vorübergehend gestoppt wegen der Regenmassen. Das anhaltende Extremwetter hat im südlichen Afrika bisher mehr als hundert Menschenleben gefordert und zahlreiche andere obdachlos gemacht. Viele Sporthallen und auch Kirchen wurden für die Aufnahme von Obdachlosen umfunktioniert. Auch für die kommenden Tage werden weitere ergiebige Niederschläge vorhergesagt.

Das südliche Afrika befindet sich aktuell in der sommerlichen Zyklon-Saison, die bis März oder April schwere Stürme und Niederschläge mit sich bringt. Obwohl einige Meteorologen die ergiebigen Niederschläge weitgehend auf den sogenannten La-Niña-Effekt zurückführen, der alle paar Jahre auftritt, warnen andere vor einer Zunahme derartiger Extremwetterlagen. „Unsere Arbeit zeigt, dass wir künftig wohl stärkere und auch heftigere Tropenstürme erleben werden“, sagte der südafrikanische Meteorologe Andrew Green in einem TV-Interview.

Der Leiter der meteorologischen Forschungsabteilung der Universität Durban sieht die Gefahr, dass angesichts steigender Meerestemperaturen Zyklone künftig nicht mehr an der Küste des Nachbarstaats Mosambik aufs Festland treffen werden, sondern der Südafrikas. „Wir wissen nicht genau, wann - aber wir wissen sicher, dass das in der Zukunft eintreten wird“, meinte Green.