Neuer „Schuldneratlas“ Jeder zwölfte Sachse ist überschuldet
Im Freistaat ist die Zahl überschuldeter Menschen erstmals seit Jahren gestiegen. Was der neue „Schuldneratlas“ über die Entwicklung in einzelnen Städten und Regionen zeigt.

Dresden - In Sachsen sind erstmal seit Jahren wieder mehr Menschen verschuldet. Laut dem neuen „Schuldneratlas“ der Wirtschaftsauskunftei Creditreform sind rund 8,2 Prozent aller Erwachsenen im Freistaat überschuldet. 2017 erreichte die Überschuldungsquote in Sachsen 10 Prozent, seitdem sank sie jedes Jahr, nun stieg sie um 0,2 Prozentpunkte. Am höchsten ist die Quote in Chemnitz (10,7 Prozent) und in Leipzig (9,7 Prozent).
Eine Überschuldung liegt dann vor, wenn ein Schuldner seine Zahlungsverpflichtungen mit hoher Wahrscheinlichkeit über einen längeren Zeitraum nicht begleichen kann. Außerdem stehen ihm weder Vermögen noch Kreditmöglichkeiten zur Deckung seines Lebensunterhalts zur Verfügung.
Mehr Menschen haben Schulden
Insgesamt sind in Sachsen den Angaben nach rund 275.000 Erwachsene überschuldet. „Dieses Jahr beobachten wir eine Trendwende: Jeder zwölfte Sachse ist überschuldet. Wir beobachten einen leichten Zuwachs um 3.000 Personen im Vergleich zum Vorjahr“, erklärte Thomas Schulz, Prokurist der Creditreform Dresden. Als Spiegelbild der wirtschaftlichen Entwicklung habe sich die Überschuldung der Privatpersonen in Leipzig und Dresden positiv entwickelt, während die Überschuldung in Städten wie Zwickau, Meißen und Chemnitz gestiegen sei, hieß es.
Der Erzgebirgskreis verbucht laut Creditreform die niedrigste Überschuldungsquote (6,4 Prozent), gefolgt von Bautzen und der Sächsischen Schweiz-Osterzgebirge.
Deutschlandweit sind rund 5,67 Millionen Erwachsene überschuldet. Die Quote lag wie in Sachsen bei 8,2 Prozent. Nach Jahren multipler Krisen – Pandemie, Energiepreise, Inflation – seien Ersparnisse und Reserven vieler Verbraucher aufgezehrt, hieß es.
Sachsen landet auf dem 5. Platz im Ranking
Sachsen zählt den Angaben zufolge zu den fünf Bundesländern mit der niedrigsten Überschuldungsquote. In Bremen ist die Quote mit 12 Prozent am höchsten, in Bayern mit 6,1 Prozent am geringsten.
Aus Sicht von Creditreform Dresden ist auch die Baukrise am Wohnungsmarkt eine mögliche Schuldenfalle: „Immer mehr Menschen ziehen in die sächsischen Ballungszentren – trotz fehlender Neubauten“, so Thomas Schulz. Das führe zu steigenden Mietpreisen. „Dies führt zu einem zunehmend höheren Anteil vom Einkommen, den Menschen für die Miete aufwenden. Das könnte zu einer Schuldenfalle werden.“
Schuldenfalle Wohnung?
Eine überdurchschnittlich starke Zunahme wird bundesweit bei jungen Menschen unter 30 Jahren und bei Älteren über 60 beobachtet. Die Zahl überschuldeter Verbraucher stieg aber in fast allen sozialen Gruppen – auch bei Menschen mit mittlerem oder überdurchschnittlichem Einkommen.
Creditreform rechnet damit, dass sich der negative Trend auch 2026 fortsetzen wird. Steigende Zinsen, hohe Lebenshaltungskosten und ein schwächerer Arbeitsmarkt dürften die Situation weiter verschärfen.
Für seinen „Schuldneratlas“ wertet Creditreform anonymisierte Daten anhand amtlicher Register, von Online-Händlern und weiteren Quellen aus.