Berlin Berlin: Sturm-Unfall überschattet Karneval der Kulturen

Berlin/dpa. - Ein schwerer Unfall mit drei Schwerverletzten hat die mehrtägigen Feiern beim Berliner Karneval der Kulturen überschattet. Nachdem am Sonntagnachmittag mehr als 700 000 Menschen einen farbenprächtigen Straßenumzug mit 4000 Teilnehmern begleitet hatten, stürzte am Abend eine Gerüst nach einer Gewitterböe um. Zwei Frauen und ein Mann wurden darunter begraben und mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Sie schwebten auch am Montagnachmittag noch in Lebensgefahr. Die Veranstalter brachen die weiteren Feiern ab.
Man sehe sich außer Stande, den Karneval wie geplant fortzusetzen, hieß es nach dem Vorfall. Für Pfingstmontag hatte noch ein multikulturelles Straßenfest auf dem Programm gestanden. Die Feiern hatten am Freitagnachmittag begonnen.
Die Veranstalter hatten nach Angaben vom Montag am Sonntagnachmittag die Beteiligten des Straßenfestes aufgefordert, ihre Stände zu sichern. Den Besuchern sei am Abend gegen 20.15 Uhr über Lautsprecher mittgeteilt worden, dass die Feiern wegen des drohenden Sturms abgebrochen würden. Zu diesem Zeitpunkt hätten sich rund 100 000 Menschen auf dem Festgelände aufgehalten.
Der folgenschwere Unfall ereignete sich dann kurz nach 21.00 Uhr. Nach Polizeiangaben brach ein mit Plastikplanen und Figuren als Eingangsportal gestaltetes Gerüst zwischen dem Mehringdamm und dem Blücherplatz zusammen. Kurz zuvor war das Gewitter über der Hauptstadt aufgezogen, bei dem Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 Stundenkilometern erreicht wurden.
Herabstürzende Teile des elf Meter breiten und mehr als fünf Meter hohen Gerüstes trafen drei Menschen. Ein 29 Jahre alter Mann aus Neukölln erlitt laut Polizei schwerste Lungen- und Wirbelsäulenverletzungen, seine 23-jährige Frau kam mit schweren Schädelverletzungen ins Krankenhaus. Bei der dritten Verletzten, einer 46-Jährigen aus Charlottenburg, stellten die Ärzte schwerste Verletzungen an Brustkorb und Schädel fest. Die Veranstalter wiesen darauf hin, dass in unmittelbarer Nähe stationierte Kräfte der Johanniter sofort am Unfallort zur Stelle gewesen seien.
Unklar blieb zunächst, ob die Aufbauten möglicherweise unzureichend gesichert waren. Die Feuerwehr musste schweres Gerät einsetzen, um die Verletzten zu befreien. Die Polizei beschlagnahmte die zerlegten Teile nach den Rettungsmaßnahmen, ein Gutachten wurde in Auftrag gegeben.
Berlins Landesbranddirektor Albrecht Broemme forderte angesichts des Unwetters ein «funktionierendes Frühwarnsystem für die Bevölkerung». Hier sei die Bundesregierung gefordert, sagte Broemme dem «Berliner Kurier» (Dienstag).
Vor dem Unfall waren Hunderttausende Menschen am Sonntag bei strahlendem Sonnenschein zur achten Auflage des Karnevals der Kulturen auf die Straße gegangen. An der großen Multi-Kulti-Parade in Kreuzberg beteiligten sich 4200 Akteure und 105 Gruppen aus aller Welt. Etwa 700 000 Schau- und Tanzlustige begleiteten nach Polizeiangaben die Tanzgruppen, Umzugswagen sowie die Gesangs- und Musikgruppen.
Der Karneval wird seit 1996 von der Werkstatt der Kulturen, einem Forum des Dialogs von Menschen unterschiedlicher Nationalität, Kultur und Religion in Berlin-Neukölln veranstaltet. Im Jahr 2002 zählte er Karneval der Kulturen 1,3 Millionen Besucher.
