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0340 Newsletter Dessau 14. November #124 Warum die Debatte um das Sondervermögen in Dessau-Roßlau erst noch geführt werden muss

Welche beide Jubiläen die Konditorei Mrosek gefeiert hat - Warum verschwundene Bauhaus-Aufkleber für Ärger sorgen

14.11.2025, 08:00
0340 Newsletter Dessau
0340 Newsletter Dessau Thomas Ruttke

am Anfang steht eine Feststellung: Ein Sondervermögen sind natürlich Sonderschulden, es klingt nur besser. 500 Milliarden umfasst das Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaneutralität des Bundes, das zusätzlich zur Verfügung stehen.

300 Milliarden Euro davon gehen an den Bund selbst, 100 Milliarden Euro fließen in einen Klima- und Transformationsfonds. 100 Milliarden Euro erhalten die Länder, die sich mit den Landkreisen und den Kommunen inzwischen auf einen Verteilerschlüssel geeinigt haben.

Der führt dazu, dass Dessau-Roßlau 65 Millionen Euro zusätzlich ausgeben kann - und auch will. Die AfD in Sachsen-Anhalt hatte es ja als Geld der Schande bezeichnet und die Annahme abgelehnt. Bei aller Kritik an dem beschlossenen Sondervermögen. Das ist mindestens abenteuerlich.

Dessau-Roßlau hat vergangene Woche erste Ideen vorgelegt, was man mit dem Sondergeld machen will. Der größte Teil soll in den Neubau der Regenbogenschule fließen. Das ist ein teures Projekt, dessen Notwendigkeit unbestritten, um das aber trotzdem schon ewig diskutiert wird. Finanziell ist es eine Hausnummer im klammen kommunalen Haushalt. Die Möglichkeit des Sondervermögens zu nutzen, das macht Sinn.

Auch dass das Dessau-Center in den Blick gerät, ist nachvollziehbar. Einst als zweite Einkaufsmeile geplant, ist der Klotz an der Museumskreuzung inzwischen eine Investruine ohne Perspektive. Immer mehr Geschäfte haben sich verabschiedet. Wenn sich nun - wie angekündigt - das MVZ zurückzieht, geht ein letzter großer Besucheranker verloren. Es droht ein innerstädtischer Missstand, dem Dessau-Roßlau entgegen wirken muss.

Die Stadt diskutiert, acht Millionen Euro in den Krötenhof zu investieren.
Die Stadt diskutiert, acht Millionen Euro in den Krötenhof zu investieren.
Foto: Thomas Ruttke

Doch beim Tierpark und vor allem beim Krötenhof habe ich Zweifel, ob das Sondervermögen dort gut angelegt ist. Für 3,6 Millionen Euro sollen im Tierpark der Einfriedungszaun, der Haupteingang, das Glasfasernetz und die Beleuchtung erneuert werden. Das muss getan werden, doch es entsteht nichts Zusätzliches. Mit dem Sondervermögen wird kein Schritt gemacht, um sich beispielsweise das Bahngelände zu sichern, um den lange diskutierten Ausbau und die Erweiterung anzugehen.

Noch kritischer sehe ich, was in den Krötenhof investiert werden sollen. Der Krötenhof ist das, was man ein soziokulturelles Freizeitzentrum nennt. Die Villa liegt am Eingang zur Wasserstadt - und ist stark sanierungsbedürftig. Kosten von acht Millionen Euro kursieren. Am Mittwoch im Bauausschuss wurde eine Minimalsanierungsvariante vorgestellt - für etwa 4,5 Millionen Euro. Und die Zeit drängt. Am Mittwoch erst musste die Stadt eine Ehrungsveranstaltung für Ehrenamtliche kurzfristig absagen. Die Heizung im Krötenhof war ausgefallen.

Und trotzdem sollten Stadtverwaltung und Stadträte nicht zuerst das „Wie“ diskutieren, sondern erst einmal das „Ob“ klären. Kann und will sich die Stadt den Krötenhof weiter leisten?

Eine kleine Erinnerung: Bei der Standortsuche für die Regenbogenschule hat Oberbürgermeister Robert Reck einst einen aussichtslosen Kampf geführt, weil er die Investition unbedingt in der Innenstadt haben wollte. Beim Krötenhof, auf der anderen Muldeseite gelegen, wird diese Frage kurioserweise gar nicht erst gestellt.

Die Debatte um das Sondervermögen muss weiter geführt werden. Vielleicht findet die Stadt des Umweltbundesamtes auch noch ein Projekt, dass in Sachen Klimaneutralität hilft. Das sollte die zweite Säule des Sondervermögens sein. In Dessau-Roßlau ist die komplett außen vor. Viele Grüße, Steffen Brachert

RÜCKBLICK

Dessauer der Woche

Als sich Petra und Bernd Fuchs vor 60 Jahren kennenlernen, stehen sie ganz am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn. Bei der Konditorei Götz in Leipzig, die es seit längerem schon nicht mehr gibt, absolvieren sie den praktischen Teil ihrer Ausbildung. Beide stammen aus einer Konditorenfamilie. Beide wollen diese Tradition fortführen – mehr oder weniger. Am Wochenende haben Petra und Bernd Fuchs ihre Diamantene Hochzeit gefeiert – und 80 Jahre Konditorei Mrosek.

Die Seniorchefs, die den Betrieb längst an ihre Söhne Hendrik und Matthias übergeben haben, sind vor allem stolz auf das Erreichte. „Dass wir die letzte verbliebene Konditorei in der Stadt sind, zeigt, dass wir unser Handwerk verstehen“, unterstreicht Bernd Fuchs, der die Konditorei Mrosek 1978 gemeinsam mit seiner Frau von deren Eltern übernommen hat.

Früher, erinnert Bernd Fuchs, habe man deutlich mehr produziert als heute – zumindest von den Mengen her, „das hat aber nichts mit dem Umsatz zu tun“, fügt er hinzu. „Es war ja alles spottbillig.“ Die Holländerschnitte hat 26 Pfennig gekostet, die Schwarzwälderschnitte 54. Weil die Kundschaft beides mag, wird oft auch beides gekauft. Mit 80 Pfennig, scherzt Petra Fuchs, habe es sich einfacher rechnen lassen.

Familie Fuchs vor der Konditorei Mrosek in der Askanischen Straße.
Familie Fuchs vor der Konditorei Mrosek in der Askanischen Straße.
Foto: Thomas Ruttke

Viele der alten Klassiker wie Torfsteine, Prasselkuchen, Nusstörtchen, Sahne-Nuss- oder Stachelbeer-Baiser-Torte - sind bis heute im Programm und werden immer noch nach alten Rezepten hergestellt.

„Es war nicht immer leicht“, betont die Senior-Chefin mit Blick auf die DDR-Zeit. Nach der Wende sei es anders, aber auch nicht einfach gewesen. „Plötzlich gab es alles. Die Kunden wollten was Neues probieren“, sagt Bernd Fuchs. Doch die Qualität setzte sich durch. Vor 30 Jahren hat die Konditorei ihre Filiale im Rathaus-Center eröffnet. „Wenn wir es nicht gemacht hätten, hätte es jemand anderes gemacht“, sagt Bernd Fuchs. Trotzdem: Ende des Jahres schließen sie die Filiale, haben den Mietvertrag, der weit in die Zukunft reichen würde, nicht verlängert, weil auch ihre Söhne, so Petra Fuchs, irgendwann mal in Rente gehen wollen.

MZ-Geschichten der Woche

+++Die Kosten für einen Heimplatz haben sich nahezu verdoppelt. Das stellt immer mehr Dessau-Roßlauer vor Probleme – über 200 haben seit Januar Hilfe beim Sozialamt beantragt. Was das heißt, das hat sich MZ-Kollegin Sylke Kaufhold bei der Stadtverwaltung erkundigt.

+++Wenige Wochen nach dem Start des Videospaziergang-Projekts „Unsichtbares Bauhaus Dessau“ sind die meisten Aufkleber dafür verschwunden. Klickzahlen will die Stiftung Bauhaus nicht nennen. Wie es nun mit dem 135.000-Euro-Projekt weiter geht, das hat MZ-Kollege Thomas Steinberg interessiert.

+++Dessau-Roßlaus Oberbürgermeister Robert Reck bittet die Politik um ein Verhandlungsmandat mit dem Land. Die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz soll Eigentümerin der Gartenreichorte werden. Warum die Idee dieses Mal mehrheitsfähig scheint, das hat MZ-Kollegin Sylke Kaufhold notiert.

AUSBLICK

Fest und Bühne

+++„Alte Bekannte“ sind am Freitag, 14. November, 19 Uhr, im Mitteldeutschen Theater in Dessau zu Gast. Die „Wise-Guys-Nachfolger“ haben 2025 bereits ihr fünftes Bühnenprogramm in sieben Jahren präsentiert und zeigen es nun in Dessau. Das Motto ist klar:„Mehr! – Live“.

+++Die Veranstaltungsreihe „Unterm Balkon“ verabschiedet sich aus dem Jahr 2025 und schickt zum Finale am Freitag, 14. November, Bauchredner Roy Renker in das Dessauer Kornhaus. Los geht es 18.30 Uhr.

+++Der Sonnenblues-Verein bittet zur nächsten Blues-Nacht in den Dessauer Bauhaus Club: Zu Gast ist dieses mal die „Arya M. Sharma Blues Band“. Sharma reiste viele Jahre als Arzt durch die Welt, um dann irgendwann in seine Heimatstadt Berlin zurückzukommen und sich dem Blues zu widmen. Los geht das Konzert am Freitag, 14. November, 20 Uhr.

Der „Nussknacker“ kehrt auf die Bühne des Anhaltischen Theaters zurück.
Der „Nussknacker“ kehrt auf die Bühne des Anhaltischen Theaters zurück.
Foto: Claudia Heysel

+++Peter Tschaikowskis berühmtes Ballett „Der Nussknacker“ kehrt auf die Bühne des Anhaltischen Theaters zurück. Das Stück ist am Freitag, 14. November, 19.30 Uhr im Großen Haus zu sehen. Stefano Giannetti erzählt die winterliche Traumgeschichte um Klara, ihren Nussknacker-Prinzen und die verzauberte Weihnachtswelt mit einem frischen Blick auf die Romantik des 19. Jahrhunderts.

+++„Schifferstadt im Laternenschein – Wir leuchten gemeinsam!“ heißt es am Sonnabend, 15. November, in Roßlau. Treffpunkt ist ab 17 Uhr auf dem Marktplatz in Roßlau. Der Laternenumzug startet um 17.30 Uhr und führt die Teilnehmer auf das Gelände der Freiwilligen Feuerwehr. Dort warten Feuertonnen, ein Grillstand, Getränkewagen, gibt es Stockbrot und frische Waffeln.

+++Das „Synthi Project“, die Synthi-Popband aus Mitteldeutschland, tritt am Freitag, 14. November, um 20 Uhr Gaststätte Oberbreite auf. Versprochen werden Lieder von „Depeche Mode“, „Yazoo“ und den „Eurythmics“.

Topf und Pfanne

+++Eine große Silvesterparty plant die griechische Gaststätte „Syrtaki“ am Waldbad in Dessau. Im Preis von 100 Euro pro Person sind drei Vorspeisen, drei Hauptgerichte, ein Dessert sowie einige Getränke, Musik und ein Feuerwerk enthalten. Reservierungen werden ab sofort entgegen genommen.

+++Das renommierte Kemberger Restaurant „Schützenhaus“ gibt auf und schließt am 26. Dezember seine Türen. Nach vielen besonderen Momenten zieht das Team um Frieder Jage und Steffi Ballmann einen Schlussstrich. Personalprobleme haben die Entscheidung beeinflusst, aber auch sinkende Umsätze.

EINBLICK

Erfolgreichster Social Media Post der Woche

+++Der Dessauer Leon Hesse ist an Krebs erkrankt. Um sich den Wunsch zu erfüllen, noch eine große Reise zu unternehmen, hat er einen Spendenaufruf gestartet. Ob er die Reise überhaupt antreten kann, ist unklar. Die Geschichte bewegte viele - auf Facebook erreichte der Post über 32.300 Personen.

Der Facebook-Post zu dem Artikel, der viele bewegt hat.
Der Facebook-Post zu dem Artikel, der viele bewegt hat.
(Screenshot: Facebook/MZ Dessau-Roßlau)

Meist geklickter MZ-Beitrag der Woche

+++Das Anhaltische Elektromotorenwerk war eines der traditionsreichsten Betriebe in Dessau - und schrieb viele Jahre eine Erfolgsgeschichte. Im Herbst 2024 aber gab es einen Insolvenzantrag - und nun das endgültige Aus. Der Beitrag interessierte viele - und hatte 17.300 Aufrufe.

QUERBLICK

+++Wärmepumpen galten einst als Symbol verfehlter Energiepolitik der Ampel-Regierung. Nun ist die Ampel Geschichte, die kalte Jahreszeit steht vor der Tür und das umstrittene Heizsystem ist auf dem Vormarsch. Dass ein Einbau auch in alten Häusern möglich und sinnvoll sein kann, zeigt ein Beispiel aus Bad Schmiedeberg, über das der MDR berichtet.

+++Der ehemalige Bundesfinanzminister wird Vize-Chef des großen Gebrauchtwagenhändlers Autoland, der seinen Hauptsitz an der A9 in Sandersdorf-Brehna hat. Wie kam der ehemalige FDP-Chef zu dem Job? Das hat MZ-Wirtschaftsredakteur Steffen Höhne recherchiert.

MZ-FOTO DER WOCHE

Einen ganzen Abend hat die Südtiroler Band „Frei.Wild“ am vergangenen Sonntag in Dessau-Roßlau verbracht: Zur Veröffentlichung ihres neuen Albums ging man auf Kneipentour und nahm sich viel Zeit für die eigenen Fans.
Einen ganzen Abend hat die Südtiroler Band „Frei.Wild“ am vergangenen Sonntag in Dessau-Roßlau verbracht: Zur Veröffentlichung ihres neuen Albums ging man auf Kneipentour und nahm sich viel Zeit für die eigenen Fans.
Foto: Hartmann

Wer Hinweise oder Anregungen hat, her damit: [email protected]