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Verkauf ist vom Tisch Warum Gemeinde Ilberstedt ihre Wohnungen behält

Es gibt zwar einen Sanierungsstau, dennoch stimmte eine Mehrheit gegen den Verkauf. Welche Argumente dabei ins Gewicht fielen.

Von Susanne Schlaikier 07.05.2021, 08:00
Die Gemeindeeigenen Wohnungen an  der Neuen Straße in Ilberstedt werden nicht verkauft.
Die Gemeindeeigenen Wohnungen an der Neuen Straße in Ilberstedt werden nicht verkauft. Foto: Engelbert Pülicher

Ilberstedt - Der Verkauf der kommunalen Wohnungen an der Neuen Straße in Ilberstedt ist endgültig vom Tisch. Mit großer Mehrheit stimmte der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung dagegen, sich von den Wohnungen im Plattenbau zu trennen. Diesen Vorschlag hatte die Fraktion der Heimatfreunde in einer Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses eingebracht.

Anschließend war darüber auch im Bauausschuss noch einmal diskutiert worden. Mit solchen Objekten gehe man langfristig eine Verpflichtung ein, sagte Roland Halang (Heimatfreunde) - und meint hiermit auch, dass zum Erhalt bzw. zur Modernisierung der Wohnungen immer mal wieder Geld investiert werden muss. Nach dem Willen des Gemeinderates sollen die Eigentumswohnungen nun nach und nach saniert werden - zunächst jedoch vier momentan leerstehende Wohnungen.

Insgesamt gehören der Gemeinde in dem Gebäude Neue Straße 1 bis 5 14 Wohnungen, die von der Firma IC Immobilien aus Bernburg verwaltet werden. Bei einem Vor-Ort-Termin hatten sich die Gemeinderäte zuvor selbst ein Bild von den leerstehenden Wohnungen machen können.

Sie seien in einem sanierungswürdigen Zustand, fasste Helmut Jahnel (UWV) seinen Eindruck im Bauausschuss zusammen. So müsste etwa zum Teil die Elektrik erneuert werden. Auch müsste im Wohnzimmer der Fußboden gemacht werden. Dennoch sagt er: „Ich wäre nie für einen Verkauf der Wohnungen.“

Stattdessen solle man sie erstmal Instandsetzen. Und sollte man dann immer noch über einen Verkauf nachdenken, dann wäre es sicherlich auch einfacher, für eine sanierte Wohnung einen Käufer zu finden.

Marcel Gratzik (UWV) plädiert für die Sanierung von vier leerstehenden Wohnungen

Marcel Gratzik (UWV) begrüßt es zwar, dass die Heimatfreunde das Thema angestoßen haben. Denn in den letzten Jahren sei ein Sanierungsstau entstanden. Dennoch sprach auch er sich gegen einen Verkauf und für die Sanierung zumindest der momentan vier leerstehenden Wohnungen aus. Damit würde man das Eigentum der Gemeinde aufwerten. „Als Gemeinde tun wir gut daran, die Wohnungen zu sanieren und wieder zu vermieten“, meint auch Ivo Fräsdorf (UWV).

Die Finanzierung für die notwendigen Arbeiten ist ebenfalls bereits gesichert: Nach Informationen von Bürgermeister Lothar Jänsch muss die Gemeinde pro Wohnung mit Kosten von 15.000 bis 20.000 Euro für die Sanierung rechnen. Das Geld steht durch Grundstücksverkäufe am Kirschweg zur Verfügung.

Indes brachte Lothar Jänsch im Bauausschuss noch andere Wohnungen ins Spiel, die er gern loswerden würde: An der Feldstraße 2 bis 6, wo der Gemeinde fünf Wohnungen gehören. „Wenn wir uns von irgendetwas trennen, dann würde ich diese bevorzugen.“ Dort sei vor allem die Nässe das Problem. Auch der Zuschnitt der Wohnungen sei ungünstig, und daher schwer zu vermieten.

Die Kosten für die Sanierung könne die Gemeinde indes nicht schultern. „Das ist ein Fass ohne Boden“, meint der Bürgermeister. An dieser Stelle müsse mit Sicherheit eine sechsstellige Summe investiert werden. Da die Gemeinde dazu nicht in der Lage sei, sieht er nur die Möglichkeit, dass sich ein privater Investor findet.

Auch Roland Halang hält es für „sinnvoll, sich davon zu lösen“. Jedoch hat er wenig Hoffnung, dass sich ein Kaufinteressent findet. Es sei schwierig, weil die Wohnungen an der Feldstraße nichts wert seien. (mz)