Nienburg Nienburg: Feuerwehr feiert ihr 150-jähriges Bestehen

Nienburg - Ein bisschen ist es der Langeweile von Nienburgs Turnern zu verdanken, dass die Geschichte der Feuerwehr in der Stadt schon bis ins Jahr 1867 reicht. „Ihnen ist der Turnleiter weggelaufen, da haben sie sich nach einer anderen Beschäftigung umgeschaut“, erzählt Gerd Künzel. Der 81-Jährige hat seit der Wende die komplette Chronik der Feuerwehr Nienburg aufgearbeitet, seit der Gründung vor genau 150 Jahren. „Das war gar nicht so leicht, ich hatte nur bis zur dritten Klasse die altdeutsche Schrift in der Schule“, erzählt der Feuerwehrmann.
Doch das manchmal stundenlange Grübeln über einem A4-Blatt hat sich gelohnt. Schließlich ist nicht jede Feuerwehr aus einem Turnverein entstanden und das ist feinsäuberlich schriftlich hinterlegt. Es waren aber nicht nur Sportler, die im 19. Jahrhundert in Nienburg ausrückten, um mit einer Menschenkette und reichlich Wassereimern die Brände in der Stadt zu löschen. „Es gab auch eine städtische Feuerwehr, die sogar schon ein paar Jahre länger existierte“, erzählt Künzel, nur leider fehlt von einem hinterlegten Gründungsdatum jede Spur.
Gerätehaus wird gesponsert
Deshalb beziehen sich die Nienburger Retter auf den 9. Dezember 1867, als alles in einer Garage am Schäferplatz begann. Seit 90 Jahren haben sie, immer wenn die Sirene erklingt, einen anderen Anlaufpunkt. Und zwar das von Adolf von Meyer spendierte Feuerwehrgerätehaus hinter dem nach ihm benannten Adolf-Meyer-Haus, das von der Stadtverwaltung mitgenutzt wird.
Der aus einer jüdischen Nienburger Familie stammende und wohlhabende Meyer wanderte noch vor dem Ersten Weltkrieg nach Amerika aus und schenkte seiner Heimatstadt später mehrere Stiftungshäuser. „Sogar die Pflastersteine von damals sind noch original“, erzählt Nienburgs Wehrleiter Torsten Gerbeth.
Auf Pferdegespann und Spritze folgten Magirus-Löschfahrzeuge
Hunderte Male sind die Löschkräfte in den vergangenen Jahrzehnten von dort ausgerückt. Anfangs mit einem Pferdegespann und Spritze, nach dem Zweiten Weltkrieg mit zwei Löschfahrzeugen der Marke Magirus. Dass die Wehr nach dem Krieg überhaupt wieder auflebte, obwohl viele Feuerwehrleute im Krieg ihr Leben lassen mussten, hängt mit dem schweren Brand der Mühle an der Bode zusammen. „Das war 1949. Seitdem kamen wieder neue Löschkräfte dazu. Auch ich ein Jahr später“, erzählt Künzel, der so einige Großeinsätze miterlebte.
„Das Hochwasser war immer das Schlimmste“, erzählt der Nienburger. Aber auch etliche Autounfälle und Großbrände, wie der 1996 in der damals bereits geschlossenen Malzfabrik, hielten die Retter in Atem.
Mehrfach mussten sie auch schon in anderen Städten mit aushelfen, zum Beispiel im Zweiten Weltkrieg nach den Bombenangriffen in Hannover und Braunschweig. Im Jahr 2002 wurden sie für zwei Wochen wegen des Elbe-Hochwassers nach Jeßnitz bei Bitterfeld beordert. „Mit unserem Ölabwehrhänger haben wir das ganze ausgelaufene Öl aus den Kellern gepumpt“, erzählt Wehrleiter Gerbeth.
Noch spektakulärer war allerdings die Bergung einer Planierraupe aus dem Schachtsee in Neugattersleben. Beim Anlegen eines Sandstrandes im Jahr 1960 rutschte die Raupe in den See. Wochenlang bemühten sich auch die Nienburger Feuerwehrleute, um das schwere Gerät zu bergen. Aber erst zwei Panzern der russischen Garnison gelang es letztlich.
Panne im Nienburger Freibad
Auch zum Schmunzeln ist der ein oder andere Einsatz in der Vergangenheit im Nachhinein gewesen. Zum Beispiel die Panne kurz vor der Eröffnung des Nienburger Freibades. „Wir waren damit beauftragt, das Wasser ins Becken zu lassen. Als wir am nächsten Tag wieder kamen, war das Becken komplett leer“, erinnert sich Feuerwehrchronist Künzel. Weil eine Wand nicht standhielt, liefen die tausenden Liter Wasser in den unterhalb liegenden Mühlgraben.
Gelacht wurde nach dem erfolgreichen Löschen am Damaschkeplan bei Jesar einige Jahre später. Denn nachdem sämtliche Arbeiten erledigt und die Einsatzkräfte schon auf dem Weg zum Gerätehaus waren, hatten sie einen vergessen: Wehrleiter Rudi Waldeck. „In Zeiten ohne Handy musste er noch ein bisschen länger warten, bevor wir es mitbekommen haben“, erzählt der heutige Wehrleiter Gerbeth. Krumm genommen hat er es seinen Kameraden nicht. Die sind im Übrigen aktuell 51 an der Zahl und hoffen auf weitere viele Jahre des Feuerwehrbestehens. (mz)
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Die Freiwillige Feuerwehr Nienburg begeht in diesem Jahr nicht nur das 150-jährige Bestehen, sondern auch das 55-jährige Bestehen der Jugendfeuerwehr der Stadt. Deshalb soll am Samstag, 13. Mai, groß mit der Bevölkerung gefeiert werden. Hier der Überblick zum Festprogramm auf dem Nienburger Marktplatz:
11 Uhr - Umzug durch Nienburg
12 Uhr - Mittag mit Erbsensuppe aus der Gulaschkanone
13 Uhr - Schauübungen
15 Uhr - Kaffee und Kuchen sowie Wettkämpfe für Groß und Klein
18 Uhr - Auftritt der Nienburger Akrobaten sowie der Prinzengarde
21 Uhr Konzert mit der Band „Einzig und Artig“, anschließend Feuerwerk
Ganztägig warten eine Hüpfburg, ein Bastelstand, Zuckerwatte, eine Jugendtheke, Airbrush, Wasserbälle, Kistenstapeln, Kübelspritze und Infostand auf die Besucher. (mz)