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Thomas Jungmann aus Bebitz Immer dem Vater gefolgt

Der 45-Jährige bleibt stellvertretender Wehrleiter. Welcher Einsatz ihn mitgenommen hat und wofür er dankbar ist.

Von Carsten Roloff 31.07.2021, 14:00
Thomas Jungmann wird auch künftig den Bebitzer Rettern zur Seite stehen.
Thomas Jungmann wird auch künftig den Bebitzer Rettern zur Seite stehen. Foto: Engelbert Pülicher

Bebitz/MZ - Eigentlich hatte er keine andere Wahl. In Bebitz aufgewachsen, in Trebitz und Gerlebogk zur Schule gegangen. Der Papa war in der Feuerwehr. Dort „musste“ und wollte Thomas Jungmann auch hin. Der 45-jährige gebürtige Bernburger hat sich im Laufe der Jahre in der Hierarchie nach oben gearbeitet und wurde von seinen Kameraden kürzlich erneut für sechs weitere Jahre als stellvertretender Wehrleiter bestätigt. Aber noch bleibt Vater Udo Jungmann der Chef.

„Für mich als Kind gab es nichts Schöneres, als im Sommer nach Groß Stresow auf Rügen ins Zeltlager der jungen Brandschutzhelfer zu fahren. Das waren einfach schöne Zeiten. Als neunjähriger Knirps war ich außerdem das Nesthäkchen“, plaudert Thomas Jungmann aus dem Nähkästchen. Sein Vater war dort Erzieher und hatte bei seinem Sprössling das Interesse geweckt, aktiv andere Menschen aus Notsituationen zu befreien beziehungsweise Gefahrensituationen zu beseitigen.

„Es ist schon häufiger passiert, dass sich Familienfeiern von selbst auflösten, wenn es Alarm gab“

Thomas Jungmann steckte außerdem ganz nebenbei seine jüngeren Brüder Lutz (37) und Markus (33) an. Sie gehören so wie er und der Vater zu den 19 Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Bebitz. Dabei ist es manchmal zu bizarren Szenen gekommen. „Es ist schon häufiger passiert, dass sich Familienfeiern von selbst auflösten, wenn es Alarm gab. Da war die Wohnstube plötzlich leer“, so Thomas Jungmann. Kein Wunder, denn 15 Einsätze im Jahr absolvieren die Bebitzer auf alle Fälle. Im Laufe der Zeit dürften damit bei Thomas Jungmann schon mehr als 500 Rettungsaktionen zusammengekommen sein.

Die schönen Momente überwiegen

Dabei hat der Bebitzer alle Facetten der Gefühlswelt am eigenen Leib erfahren. Zu Halloween im vergangenen Jahr konnten die Kameraden einen Autofahrer, der mit überhöhter Geschwindigkeit und einem Notrad unterwegs war, nur noch tot aus seinem Fahrzeug bergen. „So etwas zehrt und geht einem an die Nieren. Aber die schönen Momente überwiegen“, erklärt der gelernte Klempner.

Er hatte in Ilberstedt seine Lehre gemacht, anschließend 21 Jahre im Flanschenwerk gearbeitet und ist seit zwei Jahren im Drahtseilwerk in Rothenburg tätig. So sei er immer wieder von der Dankbarkeit und der Hilfsbereitschaft der Menschen gerührt. Die Solidarität funktioniert noch auf den Dörfern. „Jeder sinnvolle Einsatz, bei denen man die Mitmenschen direkt aus Notlagen befreit, wie beim Hochwasser 2013. Oder vor einem Jahr, als wir beim Löschen eines Feldbrandes verhinderten, dass das Feuer auf ein Wohnhaus übergreift, ist eine Genugtuung“, erklärt Thomas Jungmann.

Die Söhne für den Brandschutz begeistert

Der Familienvater ist seit vielen Jahren glücklich mit seiner Ines (39) verheiratet und hat seine Söhne Felix (11) und Finn (7) ebenfalls für den Brandschutz begeistert. Die beiden Jungs sind Mitglieder der Könneraner Kinderfeuerwehr. So hat Thomas Jungmann, der einen großen Teil seiner Freizeit in die Instandhaltung des 70 Jahre alten Hauses seiner Großmutter Lieselotte und die Bewirtschaftung des 2.500 Quadratmeter großen Grundstücks investiert, den Staffelstab an seine beiden Sprösslinge weitergereicht. Wie einst sein Vater Udo an ihn.