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Sport Cörmigker will Kinder auf die Matte lotsen

Kai Bandlow möchte das Nachwuchsturnen in der Region zu neuem Leben erwecken. Weshalb dieser Sport ihm so am Herzen liegt.

Von Carsten Roloff 07.12.2021, 12:00
Kai Bandlow möchte für Kinder ein neues sportliches Angebot machen.
Kai Bandlow möchte für Kinder ein neues sportliches Angebot machen. Foto: Engelbert Pülicher

Cörmigk/MZ - Mit den koordinativen Fähigkeiten der Vorschulkinder und Grundschüler ist es nicht zum Besten bestellt. Ein großer Teil der Drei- bis Neunjährigen bekommt nicht einmal einen Purzelbaum, geschweige denn eine Rückwärtsrolle oder einen Handstand hin.

Ein Turnverein, in dem die Kinder diese Fähigkeiten erlernen können, existiert im Altkreis Bernburg nicht. Kai Bandlow hat nun vor, dieses Übel zu beseitigen. „Für die Entwicklung der Kinder ist es unheimlich wichtig, dass sie lernen, ihren Körper zu beherrschen. Dafür ist die Sportart Turnen mit am besten geeignet“, ist sich der Cörmigker sicher.

Kai Bandlow, der in Roßlau geboren wurde, weiß wovon er spricht. Als Vierjähriger begeisterte ihn sein Vater und Trainer Rolf Bandlow für Doppelbock, Turnmatte und Reck. Obwohl die Trainingsbedingungen alles andere als optimal waren.

Im Bürgerhaus – ein großer Tanzsaal einer verfallenen Gaststätte – an der Feuerwehr gab es weder eine Heizung noch Umkleidekabinen. Die Turngeräte stammten noch aus den 1930er Jahren. Das Parkett hatte sich aufgrund der Feuchtigkeit gewölbt.

Der Schimmel verursachte einen dumpfen Geruch. „Trotzdem hat es jeden Cörmigker Jungen ins Bürgerhaus gezogen. Alle haben mit dem Turnen begonnen, ehe dann ein großer Teil zum Fußball wechselte“, erinnerte sich Kai Bandlow an den Beginn seiner Laufbahn zurück.

Sein Urgroßvater Eduard hat den Grundstein für die Cörmigker Turn-Dynastie gelegt. Opa Paul Bandlow und Rolf Bandlow, der als Schuldirektor in Gerlebogk tätig war, setzten dieses Werk fort. Der Lehrer sorgte auch für den Umzug der Cörmigker Turnriege in die Schulturnhalle nach Gerlebogk. Dort herrschten weitaus bessere Verhältnisse als im Bürgerhaus.

Kein Wunder, dass Kai Bandlow nach der Wende selbst 15 Jahre als Trainer tätig war und seinen Vater bei der Betreuung des Nachwuchses unterstützte. Natürlich brachte der wettkampferfahrene Turner auch seinen Kindern Katja (28) und Sebastian (26) das ABC dieser Sportart persönlich bei.

Die von den Bandlows trainierten Cörmigker waren Stammgäste bei vielen Wettkämpfen im heutigen Turnkreis Anhalt und holten etliche Kreismeistertitel. Sie zeigten ihr Können aber auch bei Schauturnen anlässlich der Sportlerehrungen im damaligen Altkreis Bernburg, bei der Eröffnung von Autohäusern oder bei Dorffesten.

„Am liebsten denke ich jedoch an unseren Auftritte 1998 beim Turnfest in München und Freyburg zum Jahn-Gedächtnisturnen zurück“, so Kai Bandlow. Doch nachdem die Schule in Gerlebogk im Jahr 2004 schloss und damit auch die Nutzung der Schulturnhalle nicht mehr möglich war, löste sich die Abteilung Turnen bei den Sportfreunden Cörmigk auf.

Nun möchte der Berufsfeuerwehrmann nach 17 Jahren einen Neuanfang starten. Lose Kontakte hatte er vor der Corona-Pandemie bereits zur Grundschule in Baalberge geknüpft. „Die Nachfrage besteht. Mich sprechen jetzt immer häufiger ehemalige Schützlinge an, die für ihre Kinder ein Turnangebot suchen“, berichtet Kai Bandlow, der lieber heute als morgen mit seinem ehrenamtlichen Trainerjob beginnen und seine Erfahrungen weitergeben würde.

Doch dazu sind zwei Voraussetzungen nötig – die Unterstützung durch einen Verein oder eine Grundschule sowie ein normaler Alltag trotz Corona.