Wölfe beißen häufiger zu Wölfe in Sachsen-Anhalt beißen häufiger zu: Umweltministerium will Schutz vor Angriffen erhöhen

Magdeburg - Die Zahl der Angriffe von Wölfen auf Nutztiere ist in Sachsen-Anhalt stark angestiegen. Wie das Umweltministerium am Mittwoch mitteilte, meldeten Tierhalter im vergangenen Jahr 44 sogenannte Rissfälle, also Attacken auf Herden. Dabei wurden 144 Tiere getötet. Das waren mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Betroffen sind zumeist Schafherden. Allerdings werden auch Kälber von Wölfen erlegt.
Wölfe in Sachsen-Anhalt: Debatte um den Umgang mit den Raubtieren
Die starke Zunahme der Angriffe befeuert die Debatte um den Umgang mit den Raubtieren im Land weiter. Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) präsentierte am Mittwoch ihre Vorstellungen von einem verbesserten Wolfsmanagement. „Beraten, schützen, entschädigen - daran wird sich unser Handeln orientieren“, so die Ministerin. Als zentrale Anlaufstelle werden Mitte Februar das Wolfskompetenzzentrum seinen Betrieb aufnehmen - zunächst mit zwei Mitarbeitern. Zudem will Dalbert ein Netz von Beratern aufbauen, die etwa in Schulen oder Kitas über die Wölfe informieren, aber auch von Bürgern kontaktiert werden können.
Hinzu komme ein verstärkter Herdenschutz. „Künftig wollen wir auch die Anschaffung von Hütehunden fördern“, kündigte Dalbert an. Bisher wurden nur Schutzeinrichtungen wie Zäune finanziell unterstützt. 2016 gab das Land für den Herdenschutz 100 000 Euro aus. Und auch die Entschädigung der betroffenen Halter soll unbürokratischer werden. „Da waren wir bisher zu langsam, etwa weil es zu wenige Gutachter gibt“, erklärte Dalbert. Allerdings machte die Ministerin auch deutlich, dass diese Maßnahmen nur eindämmend wirken können: „Wir müssen wieder lernen, mit dem Wolf zu leben.“
Forderung der CDU Sachsen-Anhalt: Wolf soll in Jagdrecht aufgenommen werden
Viel schärfer als bei Dalbert ist derweil der Ton bei Politikern der CDU. So forderte Anfang vergangener Woche Detlef Radke, der umweltpolitischen Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, den Wolf in das Jagdrecht aufzunehmen. „Die Zunahme von Rissvorfällen kann nicht mehr stillschweigend hingenommen werden“, so Radke. Im Klartext: Für den CDU-Mann sollte die Jagd auf Wölfe künftig kein Tabu mehr sein. „Wir wollen den Wolf nicht ausrotten, aber wir wollen, dass er keine Bedrohung darstellt“, sagte Radke.
Dalbert hält von dieser Debatte allerdings wenig: „Selbst wenn wir den Wolf in das Jagdrecht nehmen würden, hätte er aufgrund der vielen Gesetze, die ihn schützen, dann zwölf Monate Schonzeit.“ Einen Abschuss einzelner Wölfe schließt die Umweltministerin allerdings nicht aus, etwa wenn ein Exemplar wiederholt Herden attackiert und zu keiner Verhaltensänderung gebracht werden kann. „Allerdings sollte das nur das allerletzte Mittel sein“, machte Dalbert deutlich.
Wolf wird wieder heimisch in Sachsen-Anhalt: Zwölf Rudel mit 78 Tieren leben derzeit im Land
Am Mittwoch wurde auch das aktuelle Wolfsmonitoring vorgestellt. Demnach entwickelt sich die Population der seit 2008 wieder in Sachsen-Anhalt heimischen Tiere weiterhin gut. Fest im Land angesiedelt haben sich derzeit zwölf Rudel mit 78 Tieren. 2014 waren es noch 64 Wölfe.
Hinzu kommen Exemplare, die das Land nur durchstreifen. Die Rudel sind hauptsächlich im Nordosten von Sachsen-Anhalt sowie in der Altmark ansässig. Im Süden und im Harz wurden bisher nur einzelne Tiere gesichtet. Rudel gibt es in diesen Regionen noch nicht. (mz)