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Verein betreibt Freibad im Landkreis Harz  Verein betreibt Freibad im Landkreis Harz : Warum das vielleicht keine gute Idee ist

13.08.2018, 09:08
Badegäste genießen das Wetter im Freibad Aderstedt.
Badegäste genießen das Wetter im Freibad Aderstedt. dpa-Zentralbild

Aderstedt - Weil den Gemeinden das Geld fehlt, wird manches Freibad in Sachsen-Anhalt von Ehrenamtlichen betrieben. Im 350-Einwohner-Ort Aderstedt, einem Ortsteil der Gemeinde Huy im Landkreis Harz funktioniert das schon seit 13 Jahren, wie der Chef des Fördervereins, Jens Klaus, berichtete. Der Aufwand sei jedoch hoch. Auch fehle dem Verein häufig Geld. „Am Ende jeder Saison machen wir Kassensturz und schauen, ob wir noch ein Jahr dranhängen können.“

Als Vorbildmodell sieht Klaus den Betrieb durch Ehrenamtliche deshalb nicht. Das Engagement von Vereinen werde zunehmend für selbstverständlich gehalten, sagte er. „Kommunen stehlen sich hier aus der Verantwortung.“ Nach Angaben der Gemeinde Huy wird auch das Freibad im benachbarten Ortsteil Dedeleben von einem Verein betrieben. Klaus nennt zudem weitere Bäder in der Region, die nach einem ähnlichen Modell funktionieren.

Der Verein in Aderstedt hat derzeit rund 50 Mitglieder. Junge Leute kämen aber kaum nach, sagte Klaus. Der Förderverein kaufte der Gemeinde das Bad für einen symbolischen Betrag von einem Euro ab. Zunächst mussten die Ehrenamtlichen kräftig anpacken. „Der Zustand der Anlage war eine Katastrophe“, so Klaus. Fast alles wird in Eigenregie erledigt, auch nötige Sanierungsarbeiten. Nur um die Überwachung der Wasserqualität kümmert sich ein Profi.

207 Bäder - darunter 149 Freibäder - gibt es nach Zahlen aus dem Bäderatlas der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen in Thüringen, 171 in Sachsen-Anhalt, 312 in Sachsen und 65 Mecklenburg-Vorpommern. Aber es werden in den meisten Fällen immer weniger, sagt Joachim Heuser von der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen.

Denn so wie in Aderstedt gehe es vielen kleineren Schwimmbädern. Die knappen Kassen der Kommunen, Personalmangel, aber auch der demografische Wandel und mit ihm veränderte Besucherstrukturen seien Gründe dafür, dass zuletzt jährlich etwa 40 Bäder in Deutschland schließen mussten.

„Ein Förderverein kann für manche kleine Gemeinde daher die Ultima Ratio zum Erhalt der Bäder sein“, sagt Heuser. Allerdings sei es oft eine Frage, ob die Vereine die Arbeit durchhalten könnten. „Die Aufgaben sind sehr anspruchsvoll, Technik muss gewartet werden, da sind Profis gefragt, und auch am Beckenrand müssen Menschen mit entsprechender Ausbildung stehen.“ Ein Förderverein stoße manchmal an Grenzen, wenn es um größere Renovierung gehe. (dpa)