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Bildung Studenten wieder in Präsenzlehre: Wunsch nach „Normalität“

Nach drei Semestern vorwiegend mit Online-Veranstaltungen geht es für die Studenten im Wintersemester wieder zurück an die Hochschulen - das ist zumindest der Plan des Landes Sachsen-Anhalt. Wie soll die Lehre unter Corona-Bedingungen aussehen?

Von dpa Aktualisiert: 20.09.2021, 23:05
Studierende sitzen in einem Hörsaal.
Studierende sitzen in einem Hörsaal. Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild

Halle/Magdeburg - Ab Oktober soll wieder Leben in die Hochschulen und Universitäten in Sachsen-Anhalt einziehen. Der Präsenzbetrieb sei im Wintersemester 2021/22 soweit wie möglich als Regelfall zu sichern, hatte das Wissenschaftsministerium im August mitgeteilt. Einschränkende Maßnahmen seien nur als „ultima ratio“ in Betracht zu ziehen.

Nach dieser Maßgabe richten die Universitäten und Hochschulen im Land nun ihr Bemühungen aus, um in ihren Räumlichkeiten unter Coronabedingungen wieder tausende Studierende zu betreuen. „Es werden weitestgehend alle Veranstaltungen in Präsenz stattfinden“, bekräftigte auch ein Sprecher der Hochschule Magdeburg-Stendal. Sollte das Infektionsgeschehen aber wieder anziehen, bestünde durchaus die Möglichkeit wieder in den Online-Modus zu schalten. Der Versuch findet also unter dem Vorbehalt statt, dass sich das Infektionsgeschehen nicht drastisch verschlechtert.

Für die Präsenzlehre wurde laut Hochschulsprecher ein hochschulweit einheitliches Hygienekonzept entwickelt. Zunächst werde die Hochschule ihren Studierenden nach der 3G-Regelung (geimpft, genesen oder getestet) Zugang gewähren, sagte der Sprecher. Dafür würden noch im gesamten Wintersemester kostenlose Corona-Tests für die Mitarbeiter und Studierenden zur Verfügung gestellt. Zudem herrsche in den Gebäuden Maskenpflicht.

Die Vorlesungsräume können laut Hochschule mit 50 Prozent ihrer eigentlichen Kapazität belegt werden - immer mit einem Platz zwischen den Teilnehmern. Während der Veranstaltung dürften die Mund-Nasen-Masken abgesetzt werden. Auch die beiden großen Universitäten in Magdeburg und Halle planen so den Rahmen für die coronakonforme Präsenzlehre zu schaffen.

Mit den Studenten soll auch ein Stück weit Normalität ins Hochschulumfeld kommen. Das Leben um den Campus war in den vergangenen eineinhalb Jahren fast gänzlich zum Erliegen gekommen, berichtet eine Sprecherin des Studentenwerkes in Magdeburg. Insbesondere in der Hochschulgastronomie mussten mehrere Einrichtungen temporär schließen, da keine Studierenden vor Ort waren und die Nachfrage eingebrochen war, so ein Sprecher der Studentenwerkes in Halle. Noch immer lägen die Portionszahlen in den Mensen deutlich hinter Vergleichsjahren vor Corona.

Auch im Bereich der Wohnheime habe das Studentenwerk einen deutlichen Rückgang der Mieterzahlen verzeichnet. Das habe insbesondere internationale Mieter betroffen, sagte der Studentenwerk-Sprecher. Diese waren mitunter gar nicht erst angereist, weil die Hochschulen ihre Angebote nicht in Präsenz durchgeführt hatten oder die Studierenden aufgrund von Einreisebeschränkungen nicht nach Deutschland einreisen konnten.

Eine deutliche Mehrbelastung hingegen hätten laut Studentenwerk-Sprecherin die Sozialen Beratungsstellen gespürt. Viele Studierende litten unter der Einsamkeit und dem fehlenden Austausch. Außerdem fehle vielen Studierenden der Halt in einem Alltag ohne feste Struktur, sagte eine Mitarbeiterin der Beratungsstellen in Magdeburg. Der Wegfall sonst üblicher Termine wie dem Besuch einer Vorlesung, erzeuge ein Vakuum, mit dem einige Studierende überfordert seien. „Wir begrüßen die Präsenslehre, da Normalität und Austausch wichtig sind für den Erfolg eines Studiums“, bekräftigte eine Sprecherin des Studierendenrates in Halle.

Aus Sicht des Wissenschaftsministeriums sind die Hochschulen in Sachsen-Anhalt gut auf das Wiederanlaufen des Präsenzbetriebes im Wintersemester vorbereitet. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Sachsen-Anhalt hatte zuletzt klarere Richtlinien und Organisationsabläufen gefordert, um unter den Bedingungen diverser Corona-Maßnahmen den Studienbetrieb aufrechtzuerhalten. Diese Kritik teilt der Sprecher der Hochschule Magdeburg-Stendal nicht. Die Vorbereitungszeit sei ausreichend gewesen und diese gut genutzt worden.

Gerade Forschung und Lehre lebten auch vom persönlichen Austausch, betonte ein Sprecher des Wissenschaftsministeriums. Zudem trage der direkte Kontakt mit Kommilitonen und Professoren zur Persönlichkeitsentwicklung bei. „Der Erfolg eines Studiums fußt auch (...) auf dem studentischen Leben außerhalb der Hochschule“, erklärte Wissenschaftsminister Armin Willingman (SPD). Das sei gerade für diejenigen jungen Menschen besonders wichtig, die 2020 ein Studium begonnen und seitdem ihre Hochschule kaum von innen gesehen hätten.