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Kommentar zur Bundestagswahl in Sachsen-Anhalt Ohne Osten kein Wahlsieg

Die CDU hat den Absturz verdient. In Berlin nimmt der Einfluss Sachsen-Anhalts nun aber ab.

Von Kai Gauselmann 27.09.2021, 18:57
CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet
CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet Foto: imago images/Frank Ossenbrink

In Ostdeutschland gewinnt man Bundestagswahlen vielleicht nicht - man kann sie hier aber verlieren. Armin Laschet hätte mal Edmund Stoiber fragen sollen, der 2002 („Nur die dümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber“) hier einige entscheidende Stimmenanteile verloren hat.

Armin Laschet hat nicht mal so getan, als interessierte ihn der Osten.

Kai Gauselmann, stellvertretender MZ-Chefredakteur

Stattdessen hat Armin Laschet im Wahlkampf nicht mal so getan, als interessierten ihn der Osten und die besonderen Nöte der Menschen hier. Vor diesem Hintergrund ist die Landes-CDU mit einem Stimmenanteil von 21 Prozent noch gut bedient. In Sachsen und Thüringen ist die CDU hinter die AfD zurückgefallen. Dass das in Sachsen-Anhalt nicht passiert ist, dürfte daran liegen, dass die Landtagswahl mit dem 37-Prozent-Ergebnis noch nachhallt.

Die SPD in Sachsen-Anhalt ist jedenfalls wieder auf Augenhöhe, das liegt auch an der Schwäche der CDU. Olaf Scholz hat zwar nicht so viel mehr Ost-Expertise. Er neigt aber zumindest nicht zu hektischen Aktionen und vermittelt den Eindruck, dass er das Land ruhiger durch unruhige Zeiten führen kann und den Ostdeutschen Respekt entgegen bringt. Der Wunsch nach Verlässlichkeit und Stabilität ist hier groß, wo der Wohlstand fragil und der Umbruch nach der Wiedervereinigung noch präsent ist.

Bei vielen anstehenden Themen - wie dem Mindestlohn, von dem viele Ostdeutsche profitieren können, der aber auch viele hiesige Firmen belasten wird, oder Klimaschutz-Maßnahmen, die zu höheren Verbraucherpreisen führen werden - sollte in Berlin mit Rücksicht auf den Osten regiert werden. Skepsis ist aber angebracht. Denn künftig werden weniger Sachsen-Anhalter im größer werdenden Bundestag sitzen - bei den anderen Ostländern sieht es nicht besser aus. Der Einfluss Ostdeutschlands wird also eher abnehmen.

Den Autor erreichen Sie unter: [email protected]