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Corona-Kontaktverfolgung Kommentar zur Luca-App: Sachsen-Anhalt sollte den Stecker ziehen

Die einst hochgelobte Luca-App zur Kontaktnachverfolgung ist gescheitert, kommentiert MZ-Redakteur Jan Schumann. Sachsen-Anhalts Behörden nutzen kaum - das Land sollte den Vertrag kündigen.

Von Jan Schumann 18.01.2022, 16:14
Sachsen-Anhalt sollte den Vertrag zur Luca-App kündigen, kommentiert MZ-Redakteur Jan Schumann.
Sachsen-Anhalt sollte den Vertrag zur Luca-App kündigen, kommentiert MZ-Redakteur Jan Schumann. Foto: dpa

Magdeburg/MZ - Es wäre ein Wunder, wenn Politiker in Ausnahmesituationen wie dieser Pandemie ausschließlich richtige Entscheidungen treffen würden. Eine falsche politische Maßnahme aus 2021 wird nun hoffentlich mit einem klaren Schnitt korrigiert: Sachsen-Anhalt sollte den Vertrag für die Luca-App kündigen.

Denn mit Blick auf den Pandemie-Alltag der vergangenen zwölf Monate lässt sich ziemlich eindeutig konstatieren: Luca war leider nur ein teures Missverständnis. Eines, das auch in anderen Teilen der Republik herrschte. Allein Sachsen-Anhalt blätterte fast eine Million Euro dafür hin, dass Luca in Restaurants und Co. zur Kontaktnachverfolgung genutzt werden konnte. Der Geburtsfehler damals: Es gab längst eine Corona-Warnapp. Noch dazu eine, die vom Steuerzahler - also uns allen - bezahlt und von Datenschützern gelobt wurde. Wozu brauchte es da noch Luca? Etliche Normalverbraucher haben das bis heute nicht durchschaut. Also nutzten sie die App auch nicht.

Drei große Ärgernisse mit Luca

Es gibt drei große Ärgernisse mit Luca: Erstens hat der Staat Steuergeld in eine App investiert, die nach heutigem Stand datenschutzrechtlich nicht gerade unumstritten ist. Zweitens wird sie von Behörden kaum genutzt, sie löste also nie ihr Versprechen ein. Drittens könnte es sogar sein, dass der durchwachsene Ruf der Luca-App auch auf andere Instrumente der digitalen Kontaktverfolgung abfärbt und das Vertrauen in sie schmälert. Das wäre fatal. Denn die staatliche Corona-Warnapp ist nach allem, was Datenschützer bisher sagen, ein gutes Schutzinstrument in der Pandemie.

Niemand kann von Politikern verlangen, dass sie nie einem Missverständnis unterliegen. Verlangen kann man aber: klare Korrekturen. Bei der Luca-App ist es jetzt soweit. Im Kampf gegen die Pandemie ist das Geld an anderer Stelle besser angelegt.

Den Autor erreichen Sie unter: [email protected]