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Streit im BSW Eine Partei kämpft mit sich selbst (Kommentar)

Die Wagenknecht-Partei wollte alles besser machen als die Mitbewerber. Der jetzt ausgebrochene heftige Streit hat Gründe - und dürfte auch treue Fans abschrecken.

Von Hagen Eichler 12.11.2025, 18:00
MZ-Kommentator Hagen Eichler
MZ-Kommentator Hagen Eichler (Foto: Andreas Stedtler)

Magdeburg/MZ - Mit großem Geschick hat BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht eine Lücke im Parteienspektrum entdeckt und besetzt. Sie erreichte Wähler, die einen starken Sozialstaat bei gleichzeitiger Abschottung der Grenzen wollen, die auf Frieden und billiges russisches Erdgas hoffen und dabei dem Kriegstreiberregime in Moskau mit Nachsicht begegnen.

Das verfing – jedenfalls solange Wagenknecht glaubhaft versichern konnte, dass sie eine neue Partei aufbauen kann, die sich für diese Ziele einsetzt. Diese Zuversicht schwindet derzeit rapide.

Die Wagenknecht-Krankheit: Alles wird von oben gelenkt

Die heftigen Streitigkeiten im Landesverband Sachsen-Anhalt sind keine regionale Besonderheit, sondern ein Symptom jener Krankheit, unter der das BSW von Anfang an leidet. Die Partei wurde strikt von oben nach unten aufgebaut.

Wagenknecht und ihre engste Gefolgschaft setzten in den Ländern handverlesene Vertraute ein, neue Mitglieder wurden nur sehr zögerlich aufgenommen. Auch die sachsen-anhaltischen Landeschefs John Lucas Dittrich und Thomas Schulze wissen, dass sie im Zweifel der Führung in Berlin zu Loyalität verpflichtet sind, nicht der Basis.

15 Prozent der Sachsen-Anhalter vertrauten der neuen Partei

Stimmt nur ein Teil von dem, was die fünf rebellischen Vorstandsmitglieder ihren Parteichefs bescheinigen, fehlt es an Führungserfahrung und der Fähigkeit, innerparteilich Kompromisse zu schmieden. Bei Parteigründungen ist das nicht überraschend. Die BSW-Wähler aber – bei der Europawahl waren das in Sachsen-Anhalt stolze 15 Prozent – hatten sich etwas anderes erhofft.

Den Autor erreichen Sie unter: [email protected]

Wenn sich der Landesvorstand nach nur einem Jahr im Amt zerlegt und wechselseitig mit schweren Beschuldigungen überzieht, dürfte die Anziehungskraft des BSW stark schwinden – zumal unklar ist, ob Wagenknecht selbst in ihr Projekt noch Mühe investieren will. Hier gibt es also Wählerstimmen neu zu erringen – für die Parteien, die jetzt ein Angebot machen.