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Soldaten gegen Schädlinge Bundeswehr soll in Sachsen-Anhalt gegen Borkenkäfer vorgehen

Von Hagen Eichler 23.08.2019, 06:15
Vom Borkenkäfer sind vor allem Wälder im Harz, Südharz und in der Altmark betroffen.
Vom Borkenkäfer sind vor allem Wälder im Harz, Südharz und in der Altmark betroffen. ZB

Magdeburg - Sachsen-Anhalt nimmt als erstes Bundesland ein Angebot der Bundeswehr zum Kampf gegen den Borkenkäfer an. Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hatte allen deutschen Regierungschefs Hilfe in Aussicht gestellt, Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) nahm das am Donnerstag an. Eine schnelle Räumung des Wirtschaftswaldes könne weitere Schäden verhindern, sagte Haseloff.

Noch ist allerdings offen, wie eine Hilfe ganz konkret aussehen könnte. Für diesen Freitag hat Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) zu einer ersten Koordinationsrunde geladen. Teilnehmen an dem Treffen sollen Vertreter privater und kommunaler Waldbesitzer, Forstexperten des Umweltministeriums und die Bundeswehr. „Entscheidend ist: Jetzt muss etwas passieren“, sagte Stahlknecht.

„Es geht um die Rettung des deutschen Waldes.“ Dieser sei zur Erholung und als Speicher von CO2 unverzichtbar. „Mit den aktuellen Schäden können wir die Waldbesitzer nicht alleinlassen“, betonte der Innenminister. In seiner Eigenschaft als CDU-Landeschef hatte Stahlknecht bereits am Mittwochabend nach der Bundeswehr gerufen.

Umweltministerin Dalbert: „Klimaschutz ist Waldschutz“

Sachsen-Anhalts Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne), qua Amt für Forsten zuständig, hält einen Einsatz von Soldaten indes nicht für nötig. „Unsere Wälder sind nicht mit der Bundeswehr zu retten, sondern das erste Opfer der Klimakrise“, sagte sie der MZ. Am wichtigsten sei es, „alle uns möglichen Maßnahmen“ zu ergreifen, um den Ausstoß an Treibhausgasen zu mindern. Das sei konsequenter Klimaschutz. „Und Klimaschutz ist Waldschutz.“

Der nun geplante Einsatz wäre der erste seiner Art. „Gegen Borkenkäfer haben wir noch nie gekämpft“, bestätigt Oberstleutnant Klaus Neumann vom Kommando Territoriale Aufgaben in Berlin. In Sachsen-Anhalt hat die Bundeswehr zuletzt bei der Überflutung des Harz-Flüsschens Holtemme vor zwei Jahren geholfen. Ihren größten Einsatz hatten uniformierte Helfer bei der Elbeflut 2013.

Mögliche Hilfe durch Bundeswehr: Land muss erst eigene Ressourcen ausschöpfen

Wenn die Bundeswehr zivile Behörden unterstützt, gilt das rechtlich nicht als Einsatz, sondern als Amtshilfe. Zuvor muss ein Antrag genehmigt werden. Das Landeskommando Sachsen-Anhalt sieht noch offene Fragen. „Wir müssen jetzt erst einmal wissen: Was wird gebraucht? Sind es Leute mit Kettensägen, sind es Kräne oder Transportkapazitäten?“, sagte Sprecher Oberstleutnant Thomas Poloczek.

Zudem müsse das Land nachweisen, dass es die Probleme in den Wäldern anders nicht bewältigen könne. „Das Land muss erst seine eigenen Ressourcen ausschöpfen und auch beim THW und dem Bundesforst fragen“, sagte Poloczek. Sollten Soldaten zum Einsatz kommen, dürften das Panzerpionierbataillon 803 aus Havelberg und das Logistikbataillon 171 aus Burg gefragt sein.

Bei der Planungsrunde im Innenministerium wird es voraussichtlich auch um die Frage gehen, ob die Bundeswehr für private Waldbesitzer Bäume aus dem Wald holen darf. Mehr als die Hälfte der Wälder im Land haben private Eigentümer, der Rest verteilt sich auf Bund, Land und Kommunen. „Wettbewerbsrechtliche Vorschriften müssen natürlich geprüft werden“, urteilt Innenminister Stahlknecht. „Aus meiner Sicht muss aber im gesamten Wald geholfen werden.“

Der Waldbesitzerverband lobte die Einbindung der Bundeswehr. Die Ankündigung sei das „erste Anzeichen“ dafür, dass das Land die Katastrophe im Wald zur Kenntnis nehme, sagte Verbandschef Franz Prinz zu Salm-Salm. (mz)