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Von Sachsen-Anhalt nach Niedersachsen 17-jährige Magdeburgerin fährt eine Stunde lang auf Trittbrett von Güterzug mit

Das Mädchen machte sich druch Klopfen am Führerhaus bemerkbar. Die Polizei spricht von „riesigem Glück“. Welche Konsequenzen der Vorfall haben könnte.

Von Max Hunger 17.01.2022, 16:31
Trittbrettfahrer auf Güterzügen werden von der Polizei immer wieder erwischt.
Trittbrettfahrer auf Güterzügen werden von der Polizei immer wieder erwischt. Foto: imago stock&people

Magdeburg/MZ/dpa - Als der Rettungsdienst in der Nacht zum Montag am Gleis eintrifft, müssen die Einsatzkräfte das Mädchen von der Lok heben. Die 17-Jährige ist stark unterkühlt, verschmutzt, sogar einen Schuh hat sie verloren. Knapp eine Stunde lang bei Tempo 100 hat die Magdeburgerin sich an das Trittbrett eines Güterzuges geklammert. Bei minus drei Grad und eiskaltem Fahrtwind. „Sie hat riesiges Glück gehabt“, sagte Detlef Lenger, Sprecher der Bundespolizei in Hannover (Niedersachsen).

Die 17-Jährige aus dem Magdeburger Stadtteil Sudenburg hat sich in der Nacht zum Montag mit einer riskanten Aktion in Lebensgefahr gebracht: Nach Angaben der Bundespolizei fuhr sie verbotenerweise auf dem Trittbrett eines Güterzugs ab dem Bahnhof Magdeburg mit. Als der Zug an einer Baustelle in Cremlingen bei Braunschweig hielt, habe das Mädchen beim Lokführer an die Tür geklopft. „Sie war steifgefroren aber ansprechbar“, berichtete Polizeisprecher Lenger. Die Jugendliche wurde laut Polizei in eine Klinik gebracht. Lebensgefahr bestehe aber nicht. Es wurde jedoch eine Strafanzeige gestellt.

Mädchen droht teures Nachspiel

Nach den bisherigen Ermittlungen war das Mädchen gemeinsam mit anderen Jugendlichen auf den Güterzug gestiegen, um bis zur nächsten Station mitzufahren. Was die Clique nicht bedacht hatte: Ein Güterzug hält nicht an allen Personenbahnhöfen. Als die Jugendlichen diesen Irrtum bemerkten, sprangen alle anderen ab - nur die 17-Jährige bekam das offenbar nicht mit. Sie harrte auf dem Trittbrett an der Lok aus und nutzte schließlich den Halt vor einer Nachtbaustelle, um auf sich aufmerksam zu machen. „Es war Glück, dass der Lokführer das gehört hat“, so Polizeisprecher Lenger. Sie muss laut Polizei nun damit rechnen, dass die Verkehrsunternehmen von ihr die Kosten für die Verspätung einklagen.

Polizei warnt: Trittbrettfahrer begeben sich in Lebensgefahr

Nach Angaben der Bundespolizei in Hannover werden immer wieder illegale Trittbrettfahrer an Bahnhöfen erwischt. Meist handele es sich dabei um Jugendliche oder Betrunkene. Gerade auf Güterzüge könne man aufgrund der vielen Leitern leicht aufsteigen, sagte Lenger. Der Polizeisprecher warnte jedoch vor den Gefahren: Der Sog durch den Gegenverkehr könne die illegalen Passagiere leicht vom Zug reißen.

In Großstädten und im Ausland hat sich zudem eine „Trainsurfing“-Szene (auf deutsch: Zugsurfen) etabliert. Dabei klammern sich Jugendliche an Außenwände oder Dächer von S-Bahnen und Güterzügen und stellen Videos davon ins Internet.