Wahl ohne Kampf Wahl in Mücheln ohne Kampf: Bürgermeisterkandidaten wollen sich gegenseitig nicht wehtun
Mücheln - Von der häufig beklagten Demokratiemüdigkeit war am Dienstagabend im Müchelner Schützenhaus nichts zu spüren. Gut 150 Bürger waren dort zum MZ-Wahlforum erschienen, um die drei Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am 2. September unter die Lupe zu nehmen.
Nach anderthalb Stunden sachlicher Diskussion und Fragestunde wurde dabei deutlich, dass es bei der Wahl kein klares Hauptthema geben wird. So setzen denn auch Annett Beutler, Amtsinhaber Andreas Marggraf und Maik Patzer (alle parteilos) in ihren jeweils zehnminütigen Auftaktreden sehr unterschiedliche Schwerpunkte.
Abwassermeister Patzer: Ganze Liste von Schwerpunkten
So nutzte der 32-jährige Abwassermeister Patzer seine Zeit, um eine ganze Liste von Schwerpunkten abzuarbeiten. Der gewichtigste: die demografische Entwicklung, die auf eine geringere Einwohnerzahl und ein gestiegenes Durchschnittsalter hinausläuft. „Wir sollten jetzt daran arbeiten, eine Trendwende einzuleiten.“ Sonst würden irgendwann Einkommenssteuerzahler fehlen und die Stadt bei sinkenden Einnahmen ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen können, was wiederum die Attraktivität für junge Menschen reduziere: „Am Ende werden wir eine Stadt mit Ablaufdatum.“
Patzer forderte deshalb eine Politik für alle Altersgruppen, etwa mehr Barrierefreiheit und Pflegeeinrichtungen für Alte, ein Jugendparlament für die weniger Betagten. Zudem wies der Bewerber auf die vielen Schrottimmobilien in der Stadt hin. Hier müsse man konsequent die Eigentümer ausfindig machen und mit ihnen über die weitere Nutzung zu diskutieren.
Wahl in Mücheln: Beutler setzt auf Sicherheit
Die jahrelang beim Bauhof der Stadt beschäftigte Beutler stellte den Themenkomplex „Ordnung, Sauberkeit, Sicherheit“ an erste Stelle. Hier gibt es aus ihrer Sicht Defizite, etwa in Form von herumliegendem Müll oder kaputten Bänken. Die von Stöbnitzerin erklärte zudem: „Ein großes Ziel ist das Vorgehen gegen die Geldverschwendung.“ Die gebe es in allen Bereichen im Großen wie im Kleinen. Als Beispiel nannte sie einen Fußwegbau in Stöbnitz, der nicht in Absprache mit den Bürgern geschehen sei.
Ohnehin möchte sie die Kommunikation mit den Ortsteilen verbessern, beispielsweise durch Gesprächsrunden. Die Stadträtin forderte, man müsse besser kommunizieren, wenn bestimmte Investitionen derzeit nicht möglich seien, weil vielleicht anderes dringender sei. Konkret schlug Beutler zudem vor, eine flexible Fahrgemeinschaft für ältere Menschen ohne Führerschein zu gründen, um ihnen auch jenseits der Busfahrzeiten Mobilität zu ermöglichen.
Amtsinhaber Andreas Marggraf verzichtet auf konkrete Projekte
Auf derart konkrete Projekte verzichte Amtsinhaber Andreas Marggraf in seiner freien Redezeit gänzlich. Sein Motto war ganz klar: weiter so. Statt Ziele für die nächsten sieben Jahre zu formulieren, wies er lieber auf Erreichtes in seiner ersten Amtszeit hin: So zählte er etwa neue Spielplätze, sanierte Straßen und Sportanlagen oder das unter anderem durch die Bibliothek wiederbelebte Schützenhaus auf. Der 44-Jährige räumte aber ein, dass es bei Kitas und Feuerwehren trotz Fortschritten noch einiges zu tun gebe. Auch bei der Infrastruktur in den Ortsteilen bekannte der Amtsinhaber Nachholbedarf.
Wichtiges Thema der folgenden Fragestunde waren die Straßen. Beutler nannte sie sogar „das größte Problem.“ Die Kandidaten blieben aber bei dem Sujet wie auch bei anderen Themen eher im Vagen, benannten keine konkreten Projekte, die sie angehen wollen. Marggraf verwies auf eine bereits beschlossene Prioritätenliste für die Straßen. Beutler wies auf das Problem der Finanzierung durch die Anwohner hin und fordere mehr Dialog mit diesen: „Es hilft nicht, wenn wir Straßen machen, die vier hilft und zehn in den Ruin treibt.“
Diskutiert wurde auch über den Geiseltalsee. Patzer forderte dort nicht nur mehr gastronomisches Angebot, sondern auch eine stärkere Kooperation mit Braunsbedra bei der Vermarktung und um Druck auf Kreis und Land aufzubauen. Marggraf verwies darauf, dass sich die Seeanrainer sich schon entschieden hätten, die Vermarktung in private Hände zu geben. Beutler wünschte sich mehr Hinweisschilder auf die Attraktionen jenseits des Sees, um mehr Gäste auch in die Innenstadt zu locken. (mz)