Verzicht auf Konsum Verzicht auf Konsum: Die Selbstversorger von Oechlitz
Oechlitz - Man mag es alternativ nennen oder exotisch. Fakt ist, Familie Lellinger aus Oechlitz hat sich für einen sehr ursprünglichen Lebensstil entschieden, der nah an der Natur, auf Nachhaltigkeit bedacht und weit weg von der Konsumgesellschaft ist. Auf ihrem 150 Jahre alten Bauernhof mit vielen Tieren und großem Naturgarten ist es das Ziel des Ehepaars mit drei kleinen Kindern, sich einmal selbst versorgen zu können. Was sie dafür brauchen, eignen sich die Eltern durch Bücher und das Internet selbst an. Per eigener Homepage, Facebook und Seminarangeboten geben sie ihr Wissen inzwischen auch an Interessierte weiter.
Der 32-jährige Christian Lellinger ist ein Stadtkind aus Halle, dessen Liebe zur Natur von den Großeltern geweckt wurde. Nach dem Theologiestudium, bei dem er auch seine Frau Nicole kennenlernte, arbeitet er als Krankenpfleger und absolviert eine Weiterbildung zum Natur- und Umweltpädagogen.
2016 fanden beide in Oechlitz ihren Traum-Bauernhof
Nicole Lellinger (29), die gerade zum dritten Mal Mutter wurde und als Gemeindepädagogin in Querfurt arbeiten möchte, wuchs im Gegensatz zu ihm in der thüringischen Rhön schon mit vielen Tieren und Verwandten in der Landwirtschaft auf. 2016 fanden beide in Oechlitz ihren Traum-Bauernhof, den sie wie die einstigen Bewohner weiterführen. Sie gaben dem Gehöft den Namen „Grünlinger Hof“, eine Schöpfung aus Grün und dem Familiennamen.
Die beiden Ziegen geben Milch für Käse. Gänse und Kaninchen landen irgendwann als Braten auf dem Tisch. Die Hühner geben Eier, zwei Bienenvölker Honig, die Schafe Wolle etwa für gefilzte Deko oder gestrickte Puppenmützen. Gemüse, Kartoffeln und Kräuter werden angebaut, Sauerteigbrot wird selbst gebacken. Ist etwas im Überschuss da, stehen Schilder wie „frische Eier“ oder „Honig“ am Hoftor.
Selbstversorgerhof in Oechlitz: Alles funktioniert nach dem sogenannten Hortus-Prinzip
Alles funktioniert nach dem sogenannten Hortus-Prinzip, was so viel wie die Schaffung eines Gartens für die Natur und den Menschen bedeutet. Der Garten ist in drei Zonen gegliedert: Pufferzone, Hotspotzone und Ertragszone. Die Pufferzone umgibt den Garten und grenzt ihn nach außen hin ab. In der Hotspotzone herrscht auf speziellen Böden durch Blumenwiesen und Steingartenanlagen eine Vielfalt an Tieren und Pflanzen. Direkt am Haus und damit schnell erreichbar liegt die Ertragszone mit Gemüse- und Kräuterbeeten sowie Beerensträuchern, natürlich einheimische Biogewächse.
„Konventionelles Gärtnern war einfach keine runde Sache für uns“, begründet das der Familienvater, der jede Pflanze auf seinem Gelände kennt. Was für ihn dabei nie in Frage kommen würde? Pflanzenschutzmittel, Pestizide, Chemie, Schneckenkorn und künstliche Dünger werden in einem Hortus nicht eingesetzt, erklärt Christian Lellinger.
Selbstversorgerhof in Oechlitz: Bei der Bodenbearbeitung setzt der 32-Jährige auf Permakultur
„Und nackte Erde gibt es nicht. Das ist wie ein Körper ohne Haut.“ Bei der Bodenbearbeitung setzt der 32-Jährige auf Permakultur, ein Konzept, das auf die Schaffung von dauerhaft funktionierenden, nachhaltigen und naturnahen Kreisläufen abzielt. Abgesehen davon leben die Lellingers ohne Fernseher und Spülmaschine. Das Baby wird mit Stoffwindeln gewickelt, Kinderkleidung gern in einem halleschen Laden gemietet, der auf ökologische und nachhaltige Kleidung Wert legt.
Einmal im Monat steht das Hoftor allen offen. Wer Lust hat, mit der Familie gemeinsam zu lernen, ist willkommen.
››Weitere Infos unter: www.gruenlinger.de (mz)