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Seenlandkongress Seenlandkongress: Kampf um die Vision Saale-Elster-Kanal

Von Melain van Alst 20.02.2018, 09:44
Der Vorsitzende des Saale-Elster-Kanal-Fördervereins, Michael Witfer, zeigt das Modell eines zukünftigen Schiffshebewerks.
Der Vorsitzende des Saale-Elster-Kanal-Fördervereins, Michael Witfer, zeigt das Modell eines zukünftigen Schiffshebewerks. Peter Wölk

Leuna/Leipzig - Die Vision nimmt Gestalt an. Erstmalig gibt es zu der Idee eines Schiffshebewerkes am Saale-Elster-Kanal ein Modell, das unter anderem von Mitgliedern des gleichnamigen Fördervereins gebaut wurde. „Seit 2010 gibt es die Pläne dazu, jetzt haben wir es maßstabsgetreu nachgebaut“, sagt Vereinsmitglied Dirk Becker. Er hat die Pläne erstellt und war auch am Bau des Modells beteiligt. Weder Verein noch die umliegenden Städte wollen die Vision aufgeben, dass eines Tages der Kanal seinem Namen folgend tatsächlich Saale und Elster verbinden könnte.

Anlässlich der jüngsten Messe „Beach & Boat“ fand der Seenlandkongress statt, der sich hauptsächlich dem Kanal und seiner möglichen Bedeutung für den Tourismus widmete. Dabei blickten die Teilnehmer auch über den deutschen Tellerrand hinaus, bis nach Schottland. Dort dient ein Schiffshebewerk bereits als Touristenmagnet. Die Vision in Mitteldeutschland ist klar: Elster und Saale sollen miteinander verbunden und die fehlenden sieben Kilometer des Kanals gebaut werden. Da es sich jedoch um eine Bundeswasserstraße handelt, ist der Bund für den Kanal zuständig und da liegt das Problem.

Bundesverkehrsministerium: „Wir planen keinen Lückenschluss.“

Es waren die letzten Worte, die Ministerialdirektor Reinhard Klingen, Leiter der Abteilung Wasserstraßen und Schifffahrt im Bundesverkehrsministerium, bei seinem Vortrag sagte und plötzlich für Stille sorgten: „Wir planen keinen Lückenschluss.“ Er hatte  über die  Bedeutung des „Blauen Bandes“ und den Wassertourismus gesprochen, der Kanal scheint dort keine Rolle zu spielen.

Der Bau des Kanals begann 1933 und wurde 1943 eingestellt. Ursprünglich beruht die Verbindung der beiden Flüsse auf einer Vision von Karl Heine. Mit dem nötigen Kapital und den Plänen in der Tasche konnte jedoch nur der Karl-Heine-Kanal in Leipzig gebaut werden, dann verstarb Heine. Erst mit einem Staatsvertrag von 1926 wurde der Bau konkret und konnte einige Jahre später beginnen.

Trotz dieser Einstellung, die sich seit Jahren nicht verändert, geben die Kommunen rund um den Kanal nicht auf. Und auch deswegen entsteht derzeit ein Konzept, das die touristische Aufwertung des vorhandenen Kanals in den Fokus nimmt. Im Auftrag der Städte erarbeitet Matthias Wedepohl des Hamburger Projektbüros Project M das Konzept und verspricht für das kommende Jahr schon Ergebnisse. „Touristisch betrachtet ist die Region noch ein Niemandsland. Sie wird wenig genutzt, aber das muss nicht so bleiben“,  führt Wedepohl aus und zeigt auch gleich, was er sich für die bereits bestehenden zwölf Kilometer vom Lindenauer Hafen in Leipzig bis zum Ende kurz hinter Günthersdorf im Saalekreis wünscht.

In Leipzig wird teils noch immer von Elster-Saale-Kanal gesprochen

Er plädiert zu allererst für einen einheitlichen Namen: In Leipzig wird teils noch immer von Elster-Saale-Kanal gesprochen, beim Bund ist es scheinbar der Saale-Leipzig-Kanal und in Sachsen-Anhalt der Saale-Elster-Kanal. Letztere Variante scheint sich nach Auffassung Wedepohls durchzusetzen. Wenn man weiß, worüber man spricht, vermarktet es sich auch besser.

Darüber hinaus legt er die zukünftigen Bestrebungen vor allem auf alles, was nicht direkt mit dem Wasser zu tun hat. Eine attraktive Radwegverbindung oder auch ein Freizeit-Wege-Netz seien eine wichtige Grundlage für den Tourismus. Darüber hinaus könnten Städte angebunden, Veranstaltungen organisiert und Gaststätten am Ufer des Kanals entstehen. Alles mit dem Ziel: Der Saale ein Stück näher zu kommen.

Vorgemacht haben es bereits die Schotten, die mit dem „Fallkirk Wheel“ ein Hebewerk gebaut haben, das dank seiner technischen Konstruktion  als Tourismusmagnet dient. Zwischen Glasgow und Edinburgh steht das Hebewerk und zieht jährlich tausende von Besucher an. Doch damit das auch so bleibt, muss regelmäßig investiert werden.

Für die Region Leipzig-Halle-Leuna könnte das der Weg zum Ziel sein, glaubt Dirk Becker vom Förderverein, auch wenn es vorerst eine Vision bleibt. „Das wir unser Ziel nicht in ein paar wenigen Jahren erreichen, war uns klar. Das ist eine Generationenaufgabe“, meint er und glaubt weiter an den Kanal. (mz)