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Günthersdorf  Günthersdorf : Junger Schiedsrichter bei bristantem Duell

Von Nico Grünke 05.09.2016, 20:54
Günthersdorfs Sebastian Hoffmann sucht in dieser Szene der Pokalpartie den Zweikampf mit Zöschens Nico Kuckelt.
Günthersdorfs Sebastian Hoffmann sucht in dieser Szene der Pokalpartie den Zweikampf mit Zöschens Nico Kuckelt. Peter Wölk

Zöschen - Die Landesklassespieler von Blau-Weiß Günthersdorf fanden es anscheinend ziemlich schön in Zöschen. Nach ihrem 3:0-Erfolg in der zweiten Runde des Kreispokals saßen die Günthersdorfer jedenfalls noch lange neben dem Sportlerheim des SV Zöschen in der Samstagabend-Sonne, plauderten dabei in gemütlicher Runde. Und das auch mit Vertretern des gerade unterlegenen Kreisligisten. „Wir haben mit dem SV Zöschen keine Probleme“, verriet Marcel Hensel.

Der neue Coach der Blau-Weißen fügte jedoch noch ein Aber an: „Auf dem Platz“, so der Trainer, „ist die Rivalität in so einem Nachbarschaftsderby trotzdem meistens zu spüren.“

16-jähriger Unparteiischer

Hensel spricht aus Erfahrung. Der 35-Jährige hat früher selbst bei einigen Begegnungen mit dem Nachbarn auf dem Platz gestanden. Er wusste: Es ist eine Ansetzung, die durchaus auch mal auf eine etwas rauere Art über die Bühne gehen kann. Umso mehr verwunderte den Coach, dass für das unter Umständen brisante Duell ein junger Schiedsrichter vom Fachverband aufgeboten wurde. „Der Schiedsrichter hat seine Sache zwar ordentlich gemacht, aber er ist erst 16 Jahre alt.“ Hinzu kam: In Zöschen stand der Unparteiische allein vor der Herausforderung. Linienrichter gab es nicht. Die können im Einzelfall zwar angefordert werden, sind im Kreispokal aber erst ab dem Achtelfinale Standard.

In einem Derby sind oft große Emotionen drin. Es geht um alles oder nichts, ums Weiterkommen oder Ausscheiden. Der eine oder andere Spieler geht noch energischer in die Zweikämpfe. Das Spiel hätte also durchaus auch entgleiten können. An anderer Stelle war das sogar passiert: Die Pokalbegegnung zwischen dem ESV Merseburg und Borussia Blösien war am Samstag vom Unparteiischen in der 72. Minute abgebrochen worden. Der ESV führte zu dem Zeitpunkt mit 2:0. Grund für den Spielabbruch waren offenbar verschiedene Verbalattacken gegen den Schiedsrichter. Die Angelegenheit ist nun ein Fall fürs Sportgericht.

Beim Pokalspiel in Zöschen ging es vor allem im zweiten Durchgang richtig zur Sache. Günthersdorf war in Hälfte eins durch Neuzugang Maik Jostock in der 38. Minute in Führung gegangen. Bis dahin hatte Zöschen gegen den zwei Klassen höher spielenden Landesklasse-Vertreter erfolgreich am eigenen Strafraum die Räume dicht gemacht und auf Konter sowie eigene Standards gesetzt. „Die haben nicht schlecht gespielt“, meinte Hensel, der dem Gegner an dem Tag sogar das Potenzial für die Kreisoberliga attestierte.

Doch vor allem im zweiten Durchgang ging es durchaus derby-üblich zur Sache. Etwas zu oft hätten seine Spieler „etwas abbekommen“, meinte Hensel. Obgleich die Verteilung der sechs Gelben Karten - fünf davon nach der Pause - das nicht bestätigte, die fielen gleichmäßig auf beide Teams.

Es blieb dennoch alles im Rahmen. Auch, weil Günthersdorf nach einem von Ronny Schneider verwandelten Strafstoß ab der 64. Minute das Spiel im Prinzip für sich entschieden hatte. „Wir haben uns dann bemüht, die Ruhe zu bewahren“, meinte der Trainer.

Mit dem 3:0 in der vorletzten Spielminute tat Günthersdorfs Jakob Fischer noch etwas für die eigene Statistik. In den ersten drei Pflichtspielen der Partie hat der 30-Jährige damit jeweils einmal getroffen. Kurz darauf der Schlusspfiff - und die Harmonie der Pokalgegner neben dem Platz.

Lob vom Schiri-Ausschuss

Relativ entspannt sah auch Peter Kos vom Schiedsrichter-Ausschuss im Kreis auf die Partie zurück. Kritik an der Ansetzung wies er zurück. Ihm zufolge wurde der junge Unparteiische mit Bedacht für das Spiel ausgewählt. „Er ist trotz seines jungen Alters ein guter Schiedsrichter und gehört zum Förderkader“, sagte Kos. Der Junge sei auf gutem Weg, irgendwann auch höherklassige Spiele leiten zu dürfen. „Auf möglichen Druck, auch von Zuschauern am Rand, haben wir ihn vorbereitet. Ein 50-Jähriger hätte das bestimmt auch nicht besser gemacht“, ist sich Kos sicher.

Günthersdorf gehört nach dem Sieg in Zöschen zu den besten 16 von ursprünglich 64 angetretenen Teams aus dem Kreisgebiet. Und ab der nächsten Runde bekommen dann auch die Schiedsrichter die Unterstützung an den Seitenlinien. (mz)