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Energie in Holleben Erneuerbare Energien im Saalekreis: In Holleben wird aus Mais Erdgas produziert

Von Melain van Alst 20.03.2017, 12:59
Kühe im Stall.
Kühe im Stall. dpa

Leuna/Holleben - Die halbrunden Kuppeln einer Biogasanlage sind oft unscheinbar, fallen im Gegensatz zu Windrädern und Solaranlagen kaum auf. Darunter befindet sich, verkürzt gesprochen, ein Kuhmagen. Bakterien vergären eine Biomasse, wodurch das Gas entsteht und Gärreste. Gegenüber der Energie aus Wind und Sonne, haben Biogasanlagen einen entscheidenden Vorteil: Das Gas ist speicherbar. Doch die Kritik an den Anlagen ist groß und der Ausbau kaum noch vorhanden.

Im Saalekreis gibt es derzeit insgesamt 28 Biogasanlagen, für 17 davon ist der Landkreis zuständig, für die anderen elf das Landesverwaltungsamt. „Insgesamt ist in Deutschland seit 2014 kein nennenswerter Zubau von Biogasanlagen zu verzeichnen“, so Kreissprecherin Kerstin Küpperbusch.

Im Saalekreis sei zwar für drei Anlagen im Jahr 2015 Baurecht vergeben worden, allerdings waren davor seit 2011 keine Neuanträge beim Kreis eingegangen.

In Holleben steht die einzige Biogasanlage im Saalekreis

In Holleben steht die einzige ihrer Art im Saalekreis: Eine Biogasanlage, die sowohl Strom als auch Biomethan, das dem Erdgas entspricht, produziert und einspeist. Eine Möglichkeit jene Anlagen flexibler zu nutzen. „Sie entspricht einer Raffinerie im Minimaßstab“, sagt Ulf Richter.

Mit seiner Firma Richter Ecos aus Leuna betreut er unter anderem die Anlage in Holleben bei Wartungsarbeiten. Aufgrund der Komplexität hat Richter neben der Überwachung ein Netzwerk aufgebaut, um Anlagen wie die in Holleben zu betreuen.

Biogasanalge in Holleben: So wird aus Mais schließlich Strom

Er kennt die Anlage gut: Aus Mais wird dort Biogas gewonnen und dann mit einem Blockheizkraftwerk in Strom umgewandelt. „Die entstehende Wärme wird hier wiederum genutzt, um die Anlage zu betreiben“, so Richter. Damit soll der hohe Energiebedarf - einer der Kritikpunkte - reduziert werden. Anschließend werde Biogas in einer 20 Meter hohen Kolonne gewaschen, sodass am Ende sauberes Biomethan, also Erdgas, entsteht. So werde das Methan genutzt.

Der Vorteil für die Anlage in Holleben sei der Anschluss an das Erdgasnetz. „Den hat aber nicht jede Biogasanlage“, so Richter. „Die Einspeisung in das Erdgasnetz bietet die Möglichkeit, das Biomethan zu transportieren und dort zur Strom- und Wärmeversorgung einzusetzen, wo eine vollständige Nutzung möglich ist, beispielsweise in städtischen Gebieten“, so Küpperbusch.

Anlage in Holleben könnte 5.000 Haushalte mit Gas versorgen

Darüber hinaus stelle das Erdgasnetz eine Art Speicher dar, der auch jahreszeitliche Unterschiede im Bedarf an Energie überbrücken könne. Allein mit der Leistung der Anlage in Holleben könnten 5.000 Haushalte mit Gas versorgt werden. In Sachsen-Anhalt gibt es im Bundesvergleich verhältnismäßig viele Biomethananlagen. 27 der insgesamt 176 Anlagen in Deutschland standen 2014 in Sachsen-Anhalt. (mz)

In der Kolonne wird das Biogas gewaschen.
In der Kolonne wird das Biogas gewaschen.
Peter Wölk