Religion Religion: Einst jüngster Bischof der DDR feiert Geburtstag

Erfurt/dpa. - Der katholische Bischof von Erfurt, der am 4. Mai 65Jahre alt wird, wirbt für sanfte, aber beharrliche Offensive, um mehr«Brückenköpfe» in der atheistisch geprägten Gesellschaft zu bauen.Nicht nur wegen seines verbindlichen Tons zählt der einst jüngste Bischof der DDR zum liberalen Flügel der Deutschen Bischofskonferenz,deren Kommission für Seelsorge er leitet.
Wanke befürwortet mehr kirchliche Angebote für Ungetaufte. «Eswaren im Osten ja nicht alle dezidierte Atheisten». Die christlicheBotschaft könne deshalb immer noch für viele einen «Lebensgewinn»bedeuten, auch wenn der Weg zu «praktizierter Kirchlichkeit» weitsei. Im Bistum etablierten sich für Amtsbrüder aus katholischenHochburgen des Westens eher erstaunliche Angebote wie Segnungen fürPaare am Valentinstag oder «Feiern zur Lebenswende» für Jugendliche.Auch Ungetaufte sollen damit ein kirchliches Alternativ-Angebot zuden vom politischen Ballast der DDR-Zeit befreiten, aber weltlichenJugendweihefeiern bekommen.
Wanke wirbt für mehr Mut der Christen, Menschen anzusprechen undmit neuen Angeboten auf sie zuzugehen. Aus seiner Laufbahn bringt erdabei sowohl Erfahrungen mit der Diaspora-Situation von Kirche alsMinderheit mit als auch aus dem Leben in katholischem Stammland. DieFamilie des 1941 in Breslau geborenen Wanke lebte nach derVertreibung in Ilmenau, das ebenso wie seine ersten Stationen Erfurtund Neuzelle (Brandenburg) nicht zu den katholischen Hochburgenzählt.
Nach seiner Priesterweihe 1966 arbeitete Wanke dagegen imEichsfeld an der innerdeutschen Grenze zu Niedersachsen. Die Regionist seit der Gegenreformation so tief katholisch geprägt, dass in derDDR selbst viele Parteifunktionäre stillschweigend kirchlicheTermine respektierten.
Schon 1980 wurde Wanke zum Weihbischof ernannt und im Januar 1981Nachfolger des verstorbenen Bischofs Hugo Aufderbeck. Während derDDR-Zeit wuchs ein intensiver Kontakt zur evangelischen Kirche, derWankes Einsatz für die Ökumene begründete. Nach der Wende war er von1995 bis 2001 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft ChristlicherKirchen in Deutschland.
Nach dem Ende der DDR kämpfte das Bistum zwar wie alle Kirchen mitUmstrukturierungen und Finanzsorgen, doch für Wanke überwogen dieChancen: «Wir haben dieses System überstanden, nun lasst uns maltapfer in die Marktwirtschaft gehen.» Dabei kann er trotz des kleinenAnteils von acht Prozent Katholiken in Thüringen auf großen Rückhaltder Landespolitik bauen. In einem der Stammländer der Reformation,das wie Sachsen seit 1990 immer katholische Ministerpräsidentenhatte, stoßen kirchliche Anliegen meist auf freundliche Resonanz.
Gleichzeitig wurde Wanke zum überregional bekanntesten Bischof ausden neuen Ländern und sogar als möglicher Nachfolger von KardinalKarl Lehmann für den Vorsitz der Deutschen Bischofskonferenzgehandelt. Eine Herzattacke im Juli 2004 und zwei Operationenbremsten den intensiven Arbeiter und leidenschaftlichenVortragsredner aber für einige Zeit. Inzwischen berichten Mitarbeiterwieder von einem nahezu gewohnten Arbeitspensum, und auch Wanke weistGedanken an den Ruhestand als nicht aktuell von sich.