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MZ.Wissen  MZ.Wissen : Warum sind manche Menschen erfolgreicher und glücklicher als andere?

Von Julius Lukas 19.10.2018, 08:45
Auffallend orange: So experimentierfreudig wie sein T-Shirt war Mentaltrainer Thomas Baschab auch während seines Vortrags.
Auffallend orange: So experimentierfreudig wie sein T-Shirt war Mentaltrainer Thomas Baschab auch während seines Vortrags. Silvio Kison

Halle (Saale) - Es ist ein Experiment zum Mitmachen: Ein Mann aus dem Publikum soll Wörter vorlesen. Sehr schnell, ohne groß nachzudenken. Thomas Baschab hat die Wörter auf ein Flipchart geschrieben. Sie lauten: „Morgenstern, Abendstern und Zwergelstern“. Der Mann aus dem Publikum liest sie laut vor, das Publikum im voll besetzten Freylinghausen-Saal der Franckeschen Stiftungen in Halle murmelt mit.

Dann ergreift Baschab wieder das Wort: „Was ein Morgenstern ist, wissen wir“, sagt er. Was ein Abendstern ist, wüssten wir auch. „Aber was ist ein Zwergelstern?“ Baschab deckt die ersten beiden Wörter ab: „Lesen sie noch mal!“ Ein Raunen geht durch die Reihen. Plötzlich erkennen alle, dass es beim dritten Wort auch um einen Vogel gehen könnte.

Programmierungen im Kopf

Thomas Baschab ist der sechste Referent in der Reihe MZ.Wissen. Seine Profession: das Mentaltraining. Auf diesem Gebiet ist er seit über 30 Jahren aktiv. Zu Baschabs Kunden gehören Firmen wie Daimler, BASF oder Bosch. Und auch Sportler verlassen sich auf seine Fähigkeiten. So coachte er Ski-Rennfahrer Felix Neureuther, Rodel-Olympiasiegerin Natalie Geisenberger oder Bundesliga-Fußballer.

Die Mitteldeutsche Zeitung verlost auch für die siebte Veranstaltung der Reihe „MZ.Wissen 2018“ am 7. November wieder vier Freikarten. Dann wird Johannes Warth in den Räumen der Franckeschen Stiftungen erwartet. Sein Thema lautet: „Achtsamkeit - oder was ERFOLGT daraus?“ Es gilt, so sagt Warth, stets das Motto: „Du erntest, was du säst.“ Das betreffe die Einstellung zu den unterschiedlichsten Dingen, den Umgang mit Freunden und die Ziele, die man sich steckt.

Interessenten können sich per Mail oder Postkarte bis Mittwoch, 24. Oktober, bei der Mitteldeutschen Zeitung melden. Die Gewinner werden anschließend von der Redaktion benachrichtigt.

››Hier die Adressen: [email protected]

Mitteldeutsche Zeitung, Delitzscher Straße 65, 06112 Halle, zu Händen von Walter Zöller

Das Beispiel mit den Sternen und der kleinen Elster zeige, erklärt Baschab, wie sehr uns Programmierungen im Kopf prägen. Denn das Experiment funktioniere nur, weil wir durch die ersten beiden Worte auf „Sterne“ eingestellt waren. Und diese Programmierungen gibt es überall im Leben. Deswegen müsse man sie, will man erfolgreicher und glücklicher sein, nicht nur kennen, sondern nutzen: „Schon im Sport sagt man: Gewonnen und verloren wird zwischen den Ohren.“

Allerdings stecken die Programmierungen im Kopf im Unterbewusstsein - dort, wo der Verstand keinen Zutritt hat. Manchmal wird das offensichtlich, was Baschab an einem persönlichen Beispiel verdeutlicht. „Wir haben uns in der Familie vor Kurzem entschlossen, eine Küche zu kaufen“, erzählt er. Plötzlich sei seine ganze Umwelt voller Küchenwerbung gewesen. „Das Thema Küche passte plötzlich zu dem Zielprogramm, was in meinem Kopf angelegt war.“ Man müsse also zuerst ein Ziel eingeben, damit sich die eigenen mentalen Kräfte auch darauf richten.

Doch oft genug werde das falsche eingegeben, was der Kopfkünstler anhand von Experimenten mit dem Publikum verdeutlicht. Einem Freiwilligen zeigt er ein lachendes Gesicht und probiert dabei, dessen ausgestreckten Arm nach unten zu drücken - „keine Chance“. Dann wechselt das Gesicht auf traurig - und plötzlich braucht es wenig Kraft, um den Arm gen Boden zu zwingen. „Negative Bilder, Wörter und Gedanken machen unseren Körper kraftlos“, erklärt Baschab. Eindrücklich demonstriert er das, indem er vier Zuhörer nach einer mentalen Einstimmung („Ihr schafft das!“) dazu bringt, einen 85-Kilo-Mann nur mit ihren Zeigefingern nach oben zu heben. Das Publikum ist begeistert.

Geglückte Medaillen-Jagd

Wofür man etwas tut, also das Ziel, sei wichtig, sagt Baschab. „Doch viel mehr noch geht es darum, warum man etwas tut.“ Der Mentaltrainer erklärt das anhand eines Klienten: Biathlet Simon Schempp. Der Wintersportler hatte bei der Weltmeisterschaft 2017 in Hochfilzen (Österreich) gleich im ersten Rennen eine Goldmedaille geholt - allerdings mit der Staffel. „Bei Weltmeisterschaften hatte er bis dahin immer nur Staffel-Medaillen gewonnen.“ In den Einzeldisziplinen ging er leer aus - auch in Hochfilzen. Er wurde Achter, Neunter und Zwölfter. Dann kam das letzte Rennen, der Massenstart, ein Solo-Lauf. „Am Abend davor habe ich Simon eine lange SMS geschickt“, erzählt Baschab. An deren Beginn habe die Frage gestanden: Warum machst Du Biathlon? Die Antwort lieferte Baschab gleich mit. „Ich habe ihm geschrieben, dass er es aus Liebe zum Sport und auch aus Dankbarkeit macht, weil er dem Biathlon so viel verdankt.“

Am nächsten Tag, beim Massenstart, lief Schempp das „mit Abstand beste Rennen seines Lebens“. Er holte Gold. „Ich schwöre ihnen“, sagt Thomas Baschab, „wäre der Simon nur für die Einzelmedaille gelaufen, dann hätte er das nicht geschafft.“ Deswegen, so der Mentaltrainer: „Wenn sie etwas nicht aus Liebe zu der Sache machen, dann lassen sie es bitte.“ (mz)