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Antisemitischer Vorfall Zentralrat fordert Konsequenzen nach Diskriminierung von Sänger

Gil Ofarim soll wegen seines Davidsterns das Einchecken in einem Hotel in Leipzig verwehrt worden sein.

Von Alexander Schierholz Aktualisiert: 05.10.2021, 16:18
Der Sänger Gil Ofarim
Der Sänger Gil Ofarim Foto: imago images/Future Image

Leipzig/MZ - Auf seiner Website stellt sich die Hotelgruppe Marriott selbst ein gutes Zeugnis aus. Das Unternehmen verfüge über „eine der vielfältigsten und integrativsten Belegschaften“, heißt es. Für Mitarbeiter werden demnach „interkulturelle Workshops“ angeboten. Was sich nun aber in dem zu dem internationalen Konzern gehörenden Leipziger Westin-Hotel abspielte, mag dazu so gar nicht passen: Der Sänger und Musiker Gil Ofarim wirft dem Hotel antisemitische Diskriminierung vor.

Haben wir denn nichts aus der Vergangenheit gelernt?

Gil Ofarim, Sänger

In einem am Dienstag auf Instagram geposteten Video berichtet Ofarim, ihm sei wegen seines an einer Kette getragenen Davidsterns das Einchecken verweigert worden. Der Mitarbeiter an der Rezeption habe ihn aufgefordert, den Stern abzulegen. „Er sagte, wenn ich den einpacke, darf ich einchecken“, schildert Ofarim den Vorfall. Zuvor habe jemand aus einer Ecke gerufen: „Pack’ deinen Stern ein.“ Der 39-Jährige mit israelischen Wurzeln ist in dem Video sichtlich fassungslos, er kämpft zeitweise mit den Tränen. Die Kette mit dem Stern habe er „schon mein Leben lang“, sagt er.

Ofarim, der in München aufwuchs, hatte bereits in der Vergangenheit öffentlich über antisemitische Diskriminierung berichtet. Zu seinem Instagram-Video schrieb er nun: „Haben wir denn nichts aus der Vergangenheit gelernt? Es ist nicht das erste Mal, aber irgendwann reicht es.“ Der Sänger hielt sich wegen Dreharbeiten für eine Fernsehshow in Leipzig auf.

Zentralrat der Juden fordert Solidarität

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat das Hotel aufgefordert, „personelle Konsequenzen“ aus dem Vorfall zu ziehen. Im Kurznachrichtendienst Twitter erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster zudem, er hoffe, „dass wir künftig auf Solidarität treffen, wenn wir angegriffen werden“. Die Anfeindung gegen Ofarim sei erschreckend.

SPD-Politiker entschuldigt sich stellvertretend

Sachsens stellvertretender Ministerpräsident und SPD-Landeschef Martin Dulig erklärte: „Ich spreche für die übergroße Mehrheit der Menschen in Sachsen, wenn ich mich stellvertretend für die antisemitische Demütigung entschuldige.“ Der Comedian Shahak Shapira, der einen Teil seiner Jugend in Laucha (Burgenlandkreis) verbrachte, schrieb auf Twitter: „Wenn Sachsen noch weiter zurück in die Vergangenheit reist, laufen dort nächstes Jahr Dinosaurier rum.“

Das Hotel ließ eine Anfrage der MZ unbeantwortet. Nach einem Bericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland soll die Mariott-Gruppe aber um Aufklärung bemüht sein.