Mädchenfußball Mädchenfußball: Kein Grund zum Staunen
BAD SCHMIEDEBERG/MZ. - Seit sieben Jahren zieht sich Pauline Häder mehrmals in der Woche die Fußballschuhe an. Die Zwölfjährige findet es daher schon in Ordnung, wenn man sie als "alten Hasen" bezeichnet. "Ja, klingt gut. Stimmt doch auch. Ich habe schon im Kindergarten angefangen." Und wer war schuld daran? Der Papa. "Er hat mich mitgenommen, ist selber Fußballer. Ich scheine da einiges abbekommen zu haben", stellt Pauline grinsend fest. Mittlerweile ist die Stürmerin eine feste Größe in der Schmiedeberger Mädchenmannschaft, wird aber auch bei der männlichen Jugend eingesetzt.
Vereinskameradin Marie Conrad belässt es hingegen ausschließlich bei Einsätzen in der Mädchentruppe. "Ich habe es nicht so mit den Jungs." Die Elfjährige wurde in der ersten Klasse vom Fußballfieber erfasst. Die Abwehrspezialistin erinnert sich: "Unser Trainer, Herr Winkler, war damals Lehrer bei uns. Irgendwann machte er uns auf Fußball neugierig. Ich habe es ausprobiert und bin dabei geblieben." Doch nicht nur Michael Winkler "stupste" sie in diese sportliche Laufbahn. Nadine Conrad, die große Schwester, kickt seit Jahren in der FSV-Frauenmannschaft. Klar, dass sie wohlwollend die Leidenschaft für das runde Leder beim jüngeren Familienmitglied fördert und begleitet.
Pauline Häder und Marie Conrad geben gern zu, dass sie der Fußball fest im Griff hat. Beide betonen aber auch, dass sie sich nicht als etwas Besonderes empfinden. Pauline: "Ich finde es komisch, wenn wir immer noch bestaunt werden. Ist doch normal, dass wir als Mädchen gern Fußball spielen." Und dies gar nicht so schlecht, fügt Marie an. Sie ärgert sich sehr, wenn sie Jungs oder Männer trifft, die darüber nur lächeln und Leistungen nicht anerkennen. "Ich weiß gar nicht warum. Wer war in der vergangenen Jahren immer Weltmeister? Die Damen!" Das hätten die Herren nicht so oft hinbekommen.
Jetzt steht die nächste Frauen-Weltmeisterschaft vor der Tür. Für die beiden Bad Schmiedeberger Nachwuchstalente eine ganz spannende, aber auch klare Sache. "Der Pott bleibt in Deutschland", ist sich Pauline sicher. Marie nickt zustimmend. Damit das aber auch wirklich klappt, werden sie kräftig die Daumen drücken. Einmal sogar im Stadion. Die Augen der Mädchen beginnen zu glänzen, wenn sie berichten, dass sie am 26. Juni zum Eröffnungsspiel nach Berlin fahren. "Wir freuen uns riesig, dass das klappt. Ein Spiel live sehen ist was anderes, als es am Fernsehen zu verfolgen", blickt Marie Conrad voraus. Und als die jungen Kickerinnen hören, dass neben ihnen noch mindestens 60 000 weitere Fans nach Berlin kommen, bricht die Aufregung richtig aus ihnen heraus. "Echt jetzt?" Pauline Häder hätte mit so einem großen Andrang gar nicht gerechnet.
Sie könnte sich sogar vorstellen, selbst einmal bei einem WM-Spiel aufzulaufen. "Doch, das wäre so ein Traum von mir." Vereinskameradin Marie Conrad ist sich da nicht so sicher. "Mir reicht es im Moment aus, in Bad Schmiedeberg zu spielen." Denn hier fühle sie sich bestens aufgehoben. Pauline Häder meint, "dass Marie da voll Recht hat. Es ist super bei uns".