Investition in Bad Schmiedeberg Investition in Bad Schmiedeberg: Eisenmoorbad hat jetzt Kraftwerke im Keller

Bad Schmiedeberg - Von einer Energiewende ist zurzeit auch in Bad Schmiedeberg die Rede - in kleinem Stil natürlich. Sparen hilft sie trotzdem. Weit über 800 000 Kilogramm Kohlendioxid pro Jahr weniger sollen die Konsequenz der jetzt erfolgten Investition sein. Was, wie findige Köpfe errechnet haben, 64 000 Buchen entspreche - eine Buche binde pro Jahr etwa 12,5 Kilogramm Kohlendioxid. Möglich machen es zwei neue Blockheizkraftwerke, die bereits seit einigen Wochen zur Probe laufen und am Donnerstag offiziell in Betrieb genommen worden sind.
Das Eisenmoorbad hat einen hohen Energiebedarf. Bereits 1899 ist daher ein Dampfkraftwerk errichtet worden, auf der Basis von Braunkohle. Die freilich den Nachteil hat, „schmutzig“ zu sein. „Bis 1990“, erinnert Kurdirektor Deddo Lehmann, „sind pro Jahr 7.000 Tonnen Kohle verfeuert worden. 1987 war das Jahr mit dem schlechtesten Luftgutachten.“ Eine der ersten großen Investitionen nach der Wende galt daher der Umstellung auf den umweltfreundlicheren Energieträger Erdgas.
Der wird auch weiter verwendet in den modernen Blockheizkraftwerken, die nun in den Kellern von Reha-Klinik eins und Reha-Klinik zwei ihr Werk verrichten. „Mit deutlich höherem Wirkungsgrad“, wie Lehmann versichert. Die Heizkraftwerke produzieren Strom und Wärme. Beides benötigen die Kurkliniken, und zwar das ganze Jahr über. Auch im Sommer - so für die Moorküche, für Therapien, für medizinische Bäder. Der Bedarf mache den Einsatz der rund 1,2 Millionen Euro teuren Blockheizkraftwerke effizient.
Dass mit ihnen nicht nur Kohlendioxid in großem Ausmaß gespart werden kann sondern auch Geld, macht die Sache aus Sicht der Investoren rund. Das Eisenmoorbad hat mit der EVH GmbH, einer Tochter der Stadtwerke Halle, einen zehnjährigen Vertrag abgeschlossen. Garantiert werde darin eine jährliche Kostenersparnis von 80 000 Euro.
Garantiert wird im übrigen auch, dass es „keine negativen Auswirkungen auf den Klinikbetrieb, speziell in Bezug auf Schall“ gibt. Das, sagt Lehmann, sei eine grundlegende Anforderung gewesen und habe das Unterfangen „anspruchsvoll“ gemacht. Neben der Tatsache, dass es nicht einfach war, einen angemessenen Platz zu finden in den Kellern der Kliniken, denn eine Baracke draußen sei schon aus ästhetischen Gründen nicht in Frage gekommen. Wegen der Geräusche und Erschütterungen sind eigens Krankenhäuser besucht worden, in denen bereits Blockheizkraftwerke laufen.
Ständiger Lärm in Rehabilitationseinrichtungen sei absolut inakzeptabel. Wenn das nicht hätte garantiert werden können, wäre aus dem Auftrag nichts geworden. Mathias Heinrich, ein Sprecher der EVH GmbH bestätigt, dass die Geräusch- und Erschütterungsvermeidung eine Herausforderung gewesen sei: „Wir haben alle Register gezogen und all unsere Erfahrungen eingebracht.“ Die kleinen Kraftwerke stehen auf Schwingungsdämpfern, es wurden Sylomerstreifen geklebt und sämtliche Leitungen „schallentkoppelt angebunden“.
Blockheizkraftwerke seien schon seit etlichen Jahren ein Thema im Eisenmoorbad, erläutert der Kur-Direktor. Allerdings sei es eben nicht ganz leicht gewesen, ein Unternehmen zu finden, das sämtliche Anforderungen zu erfüllen imstande ist. Er ist nun guter Dinge, dass die Kraftwerke ökologisch und ökonomisch ein Gewinn sind für die Kur GmbH. Wenn sie gut laufen, könnte das auch eine Option für andere Häuser sein.
Dass solche umfangreichen Investitionen kein Selbstzweck sind, zeigen etwa Messstationen, die gegenwärtig aufgestellt werden in Bad Schmiedeberg. Im nächsten Jahr wird nach den Worten von Deddo Lehmann wieder ein luft-hygienisches Gutachten fällig. Dafür werden Werte in allen vier Jahreszeiten gemessen. Das Gutachten ist eine Voraussetzung für den Status Heilbad.
Damit der nicht gefährdet ist und um Kurgästen (wie Einheimischen) eine möglichst saubere Luft zu bescheren, wird noch einiges mehr getan im Eisenmoorbad. Ein Beispiel sind die Elektrofahrzeuge, die angeschafft wurden. Neben drei Transportern verkehrt seit einigen Monaten ein elektrisch angetriebener Shuttlebus in der Kurstadt: „Nachts wird er angeschlossen, tagsüber fährt er. Wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht.“ (mz)