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Hundesport Hundesport: Sechsjähriger hat den richtigen Riecher

Von ANDREAS BEHLING 02.11.2011, 17:10

RIESIGK/MZ. - Peter Hübner erinnert sich noch lebhaft an den Gang über den Acker. Trocken war das Stoppelfeld bei Querfurt (Saalekreis). Kein Wölkchen schob sich vor die pralle Sonne. "Das war knochenschwer", sagt der Riesigker über die 1 800 Meter, die er an jenem Tag auf Schusters Rappen hinter sich brachte. Die knapp zwei Kilometer waren für ihn und seinen treuen Begleiter "Dino vom Mörfelder Land" aber auch ihre bisher erfolgreichste Strecke.

Hübner und sein sechs Jahre alter Dino gewannen die Meisterschaften des Landes Sachsen-Anhalt der im Verein für Deutsche Schäferhunde organisierten Fährtenhunde. Damit qualifizierte sich der Tischlermeister für die Bundesprüfung der Fährtenhunde. Die findet am 5. und 6. November im oberschwäbischen Laupheim (Landkreis Biberach) statt. Dort trifft der Riesigker als einziger Vertreter Sachsen-Anhalts auf die besten Spezialisten aus ganz Deutschland. "Je näher der Termin rückt, umso aufgeregter wirst du." Peter Hübner ahnt schon jetzt, dass er die Nervosität vorm Wettkampf wohl nicht völlig ablegen kann. Und er weiß, was sein Schützling zu leisten hat: An zwei Tagen Fährten zu suchen, das erfordert von den Hunden ein hohes Maß an Ausdauer, Veranlagung und Fleiß.

Die Fährtenarbeit, von den Experten als Krönung jeder Gebrauchshundeausbildung gesehen, sei in gewissem Sinne "eine kleine Wissenschaft", bestätigt Peter Hübner. Weicht beispielsweise ein Tier mehr als zehn Meter von der nach einer präzisen Skizze gelegten Fährte ab, ist ihm die weitere Teilnahme am Wettbewerb versagt. Punktabzüge gibt es, wenn der Hund die sieben verborgenen Gegenstände aus Filz, Holz oder Leder zwar findet, sich aber nicht gerade und zu schnell vor ihnen niederlässt. "Legt er sich mit dem Bauch aufs Klötzchen, hat er die Position überlaufen", beschreibt Hübner eine der lauernden Fehlerquellen. Und als würden solche Schwierigkeiten nicht reichen, gibt es noch den so genannten Verleiter. Quer über die Strecke laufend, verfolgt der Fährtenleger einzig die Absicht, den angesetzten Vierbeiner und dessen Begleiter vom wahren Kurs abzubringen.

Eine ziemliche Gemeinheit das Ganze, oder? "Sich nicht verwirren zu lassen, dafür ist es ein Fährtenhund", vertraut Dinos Herrchen auf das Können des Rüden, der im Alter von acht Wochen nach Riesigk kam. Dort bewies er von Anbeginn seine Fähigkeiten. "Er suchte schon als Welpe gut. Und je nach Verfassung kann er das noch fünf, sechs Jahre betreiben", meint der 51-Jährige, der dem Schäferhundesportverein Radegast (Anhalt-Bitterfeld) angehört. "Ich fahre dort aber nicht immer hin", fügt Peter Hübner hinzu. Meist sei er auf dem Möhlauer Hundeplatz zu Gast oder nutzt vor der eigenen Haustür liegenden Äcker und Wiesen.

Zweimal in der Woche erhält Dino dort die Gelegenheit, seine Qualitäten zu beweisen. Wind und Wetter spielen da keine Rolle. "Das muss er abkönnen", meint sein Besitzer. Außerdem: Nächste Woche wird sich der Stress für den Hund reduzieren. "Dann soll er beim Spazierengehen seinen Spaß haben", gönnt ihm Peter Hübner eine Verschnaufpause vor der wichtigen Bundesprüfung.

Er selbst befasste sich im Übrigen erst spät mit dem Hundesport. "Bei mir ging es 1995 los. Der Anlass war kein schöner", erinnert sich der Riesigker. In jenem Jahr war ein Einbrecher durchs Kellerfenster ins Haus eingedrungen. Manchmal münden die Launen des Schicksals eben in ein erfreuliches Resultat. Ohne dieses Negativerlebnis hätte Hübner womöglich nie die Chance erhalten, sich mit seinem Vierbeiner im Bundesmaßstab zu präsentieren.