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Volksbank lädt zu Generalversammlung Bank plant Negativzinsen - Doch Kunden müssen das nicht einfach hinnehmen

Kredite und Einlagen sind im vergangenen Jahr gewachsen. Pandemie zeigt bislang kaum Auswirkungen.

Von Thomas Steinberg 24.09.2021, 13:15
Die Volksbank Dessau-Anhalt lud zur Generalversammlung in den Dessauer Golfpark ein.
Die Volksbank Dessau-Anhalt lud zur Generalversammlung in den Dessauer Golfpark ein. Foto: Thomas Ruttke

Dessau-Rosslau/MZ - Die Volksbank Dessau-Anhalt plant, künftig für hohe Guthaben Negativzinsen einzuführen. Das klang bei der Generalversammlung der genossenschaftlich organisierten Bank am Mittwochabend an und wurde auf Nachfrage von Vorstand Ralf Butzke gegenüber der MZ bestätigt.

Mit solchen „umgekehrten“ Zinsen - also nicht die Bank zahlt an den Kunden, sondern dieser an die Bank - würde die Volksbank dem Beispiel der meisten anderen in Dessau-Roßlau vertretenen Kreditinstitute folgen. Üblicherweise werden 0,5 Prozent verlangt, meist erst ab Einlagen von 50.000 Euro. Mit den Negativzinsen reichen die Banken Kosten weiter, die ihnen entstehen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank verwahren.

Coswig im Landkreis Wittenberg
Coswig im Landkreis Wittenberg
Grafik: MZ

Prinzipiell erlaubt

Negativzinsen sind zwar prinzipiell erlaubt, aber ein Urteil des Bundesgerichtshofes verlangt den Banken ein Umdenken ab: Bislang informierten sie die Kunden über neue Regeln, wenn die nicht widersprachen, galt das als zugestimmt. Künftig müssen sie die Unterschrift einholen. Butzke: „Wir müssen sehen, wie die Mechanismen laufen.“

Im vergangenen Jahr sind die Kundeneinlagen der Volksbank um mehr als zehn Prozent auf 388 Millionen Euro gestiegen, wohingegen das Kreditgeschäft um knapp vier Prozent auf 173 Millionen Euro wuchs. Dieses Kreditgeschäft wird in den kommenden Jahren noch schwieriger und aus Sicht der Bank unattraktiver, weil ältere hochverzinsliche Verträge allmählich auslaufen, so Vorstand Steffen Schneider auf der Generalversammlung im Golfpark.

Um angesichts niedriger Zinsen überhaupt wirtschaftlich arbeiten zu können, hat die Bank seit 2019 erheblich Kosten gesenkt - durch Filialschließungen und den Abbau von Personal. Unterm Strich verbucht die Volksbank für 2020 einen Gewinn von rund 400.000 Euro.

Noch vieles offen

Den allgemeinen Befürchtungen zum Trotz sorgte die Corona-Pandemie nebst allen Einschränkungen nicht für vermehrte Insolvenzen und damit Verluste in der Volksbank-Bilanz.

Das muss nicht so bleiben, wird im Bericht des Aufsichtsrates festgestellt. Momentan, so Butzke, könne man keine konkreten Risiken ausmachen und wisse nicht, ob die Pandemie Folgen „in der zweiten, dritten Reihe“ habe, etwa weil ein nach Personal suchender Gastronom entnervt aufgebe oder Firmen wegen fehlender Computerchips nicht arbeiten können. „Es ist“, formuliert Butzke, „ein diffuses Gefühl.“

Nicht unwichtig für die Mitglieder: Für 2020 zahlt ihnen die Genossenschaftsbank eine Dividende in Höhe von drei Prozent auf ihre Geschäftsanteile. Die Volksbank Dessau-Anhalt hat nach Angaben auf ihrer Webseite im Landkreis Wittenberg Filialen in Coswig und Cobbelsdorf, Oranienbaum und Gräfenhainichen.