1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Mansfeld-Südharz
  6. >
  7. Wie die Kröten sicher an ihrem Laichplatz ankommen

Gefährlicher Wanderweg Wie die Kröten sicher an ihrem Laichplatz ankommen

Naturschützer Tim Appel betreut seit Jahren bei Seeburg den Krötenzaun und trägt Amphibien sicher über die Straße ins Laichgewässer.

10.04.2021, 09:30

Seeburg

Wenn die Temperaturen mal wieder in den zweistelligen Plusbereich klettern, dann hüpfen sie wieder los: Frösche, Kröten und Molche sind wieder auf dem Weg in ihre Laichgewässer. Manchmal überqueren sie dabei Straßen und geraten in Gefahr. „Die Kröten nehmen aber schon seit vielen, vielen Generationen denselben Weg von ihren Überwinterungsorten zurück zu den Laichgewässern“, weiß Tim Appel. „Sonst wäre es ja nicht hilfreich, Krötenfangzäune aufzustellen, wenn sich die Wege der Amphibien in jedem Jahr ändern würden.“

Aber so gewiss, wie die ersten, wärmenden Sonnenstrahlen nach dem Winter die Frösche wachküssen, so hüpfen sie auch zielgerichtet zu ihrem Geburtsgewässer. Dass die Amphibien am Süßen See wohlbehalten ankommen, dafür sorgt an der Strecke zwischen Seeburg und Neehausen schon seit einigen Jahren der 50-jährige Naturschützer. Wahrscheinlich handelt es sich bei der Stelle, wo heute eine Straße nach Neehausen führt, um einen verlandeten Teil des Sees. Erst seit vielleicht 90 Jahren kreuzt sich an dieser Stelle der vom Menschen gebaute Weg mit dem Krötenwanderweg. Und erst seit die Zahl der Pkw zugenommen hat, sei der Wanderweg für die Amphibien gefährlich geworden, so Appel.

Kunststoffzäune hindern die Kröten am Überqueren der Straße

Die grünen Kunststoffzäune, die wahrscheinlich jeder schon einmal irgendwo am Straßenrand bemerkt hat, halten die zielstrebigen Tiere zurück. Die Zäune sind am Boden L-förmig eingeschlagen, so dass keine Kröte einfach so entwischen kann. Sie muss sicher hinter dem Zaun weiterhüpfen, bis sie in einen Eimer landet. In regelmäßigen Abständen sind diese Fangeimer in die Erde eingelassen.

Diese Eimer zu kontrollieren und zu leeren ist die Aufgabe, die Tim Appel tagtäglich in den Wochen der Krötenwanderung übernimmt. In den Spitzenzeiten passt er auch darauf auf, dass die Eimer nicht zu voll werden, weil die Tiere sich womöglich erdrücken könnten, und trägt sie häufiger über die Straße hin zum Seeufer, wo er sie vorsichtig wieder in die Freiheit entlässt. Dabei registriert Appel, der Naturschutz und Landschaftsplanung studiert hat, auch, wie viele Amphibien welcher Arten er jeweils über die Straße transportiert. „Es sind weniger geworden“, sagt er. Als Ursache sieht er die extrem trockenen Jahre in der jüngeren Vergangenheit an und hofft, dass sich die Populationen wieder erholen werden.

Ganz genau seien seine Zahlen leider nicht, bedauerte er. Erst Ostersonntag habe er einen unverhofften, freiwilligen Helfer beobachtet, der an seiner Stelle die Eimer mit den Kröten zum Süßen See trug. Er wisse, dass das nur gut gemeint sei, aber es verfälsche eben die Ergebnisse. (mz/Beate Thomashausen)