MZ-Krimiserie MZ-Krimiserie: Sabotage-Akt am Wippraer Staudamm?

Wippra - Die Wippertalsperre bei Wippra ist ein beliebtes Ausflugsziel, allerdings auch ein neu-ralgischer Punkt. Früher zu DDR-Zeiten noch mehr als heute, da sogar ein Nacktwanderweg um den 32 Hektar großen Stausee führt.
Mehrere Einbrüche Ende der 80er Jahre
Damals diente die Talsperre mit der 18 Meter hohen Staumauer nicht nur zum Hochwasserschutz und der Stromgewinnung, sondern auch zur Brauchwasserversorgung des Mansfeld-Kombinates. Das war der einzige Bergbaubetrieb in der DDR, der Kupfererz gefördert und verarbeitet hat. Als Ende der 1980er Jahre mehrfach in die Staumauer eingebrochen wurde, schrillten sofort die Alarmglocken bei Staatssicherheit und Polizei.
Heinz Klockow war von 1973 bis 2005 bei der Polizei. Seine Laufbahn als Kriminalist begann er in Halle, später wechselte er nach Eisleben und dann nach Hettstedt. Dort hat er bis 2005 das Polizeirevier geleitet. In all den Jahren hat Klockow spektakuläre Kriminalfälle erlebt und auch bei schweren Unglücken mit seinem Team ermittelt. Für die MZ berichtet er exklusiv über diese Fälle, die zu DDR-Zeiten geheim gehalten wurden. (mz)
Heinz Klockow aus Hettstedt gehört damals zu den Ermittlern der Kripo, die auf den möglichen Sabotageakt angesetzt wurden. „Wir konnten uns keinen Reim auf die Sache machen“, erinnert sich der heute 69 Jahre alte Pensionär an die merkwürdigen Umstände der Einbruchserie. Der oder die Täter waren jedes Mal unbemerkt in die Staumauer eingedrungen. Dort hatten sie Rasenmäher und andere Technik zerstört, Benzin ausgeschüttet und Leitungen gekappt.
Zettel mit Warnungen
Und die Ermittler fanden nach jedem Einbruch noch Zettel mit Warnungen wie „Es passiert was!“ oder „Wir kommen wieder!“. Das brachte zusätzliche Brisanz in die Angelegenheit und setzte die Polizei unter Druck. „Schließlich wusste ja keiner, wie ernst das gemeint war“, so Klockow. Er und sein Team setzten sich daraufhin mit den Verantwortlichen der Wasserwirtschaft zusammen, um zu beraten, wie man den Unholden auf die Schliche kommen könnte.
„Wir haben uns dann entschlossen, die Staumauer zu observieren“, so der frühere Kriminalist. So legten sich der sogenannte Abschnittsbevollmächtigte (ABV) aus Wippra, also der zuständige Schutzpolizist für die Ortschaft im Harz, und Mitarbeiter der Wasserwirtschaft auf die Lauer.
Sie hatten sich einen Standort gewählt, von dem aus man die kleine Eingangstür neben dem Turm an der Staumauer gut einsehen konnte. Dann geschah eines Tages das Unerwartete. Wieder herrschte Chaos im Innenraum. Sachen waren zerstört oder herumgeworfen worden. Doch der Beobachtungsposten hatte niemanden gesehen. „Da war uns klar, dass irgendjemand vom Personal darin verwickelt sein musste“, so Klockow.
Täter schnell ausfindig gemacht
Die Besetzung an der Talsperre war überschaubar, so dass es nicht lange brauchte, um den Täter ausfindig zu machen. Es war der Stauwart, der seinen Vorgesetzten, den Staumeister, in Misskredit bringen wollte, um dessen Posten übernehmen zu können. Bei einer Durchsuchung des Büros, in dem der Tatverdächtige saß, wurden halb verbrannte Papierschnipsel im Ofen entdeckt. Es waren die gleichen Schriftzeichen, die bei den Warnzetteln verwendet wurden.
Bei der Befragung brach der Mann schnell zusammen. Er gab alles zu und wurde später verurteilt. Nach der Haftentlassung soll er in die Zentrale der Wasserwirtschaft nach Weißenfels versetzt worden sein. Für Klockow war das ein typischer Fall von falschem Ehrgeiz. „Der Staumeister stand kurz vor der Rente. Der Stauwart hätte nur Geduld haben müssen.“ (mz)
Beim nächsten Mal geht es um die Jugendsünden eines Doppelmörders.
