"Liest das überhaupt jemand?" "Liest das überhaupt jemand?": Unmut im Ortschaftsrat in Dietersdorf

Dietersdorf - Es ist Montag, 20 Uhr. In Dietersdorf, mit 210 Einwohnern einer der kleinen Ortsteile der Gemeinde Südharz, trifft sich der Ortschaftsrat. Die vorige Sitzung liegt anderthalb Jahre zurück. André Iwan überfliegt noch mal das Protokoll und schüttelt den Kopf: „Wenn ich das Protokoll schreibe und keine Antworten bekomme, habe ich keine Lust. Wozu? Liest das überhaupt jemand?“ Danny Hebecker knüpft an: „Was im Protokoll steht, stimmt. Aber es ist nichts abgearbeitet worden. Ich frage mich, warum ich noch hier sitze“.
Ortschaftsrat in Dietersdorf: „Der Haushalt 2017 ist also für uns null und nichtig“
Ortsbürgermeister Frank Schrader, der auch dem Gemeinderat angehört, stellt Eckdaten des 2017er Haushalts vor, weit kommt er nicht. „Welche Positionen betreffen denn konkret Dietersdorf“, unterbricht ihn Iwan. Doch die Antwort ist kompliziert. „Das Feuerwehrgerätehaus bekommt eine neue Heizung“, sagt Schrader. Und die Beleuchtung im Ort werde auf kostengünstigere LED umgestellt. Iwan kontert, beide Projekte würden komplett von Bund und Land über das Programm Stark V finanziert. „Der Haushalt 2017 ist also für uns null und nichtig, abgesehen von der Heizung fürs Gerätehaus“, sagt Thekla Heinrich. Aber der Feuerlöschteich sei immerhin auf einer Seite abgedichtet worden, erinnert der Ortsbürgermeister, die zweite Ausbaustufe fehle noch.
Viel Kritik wird zur Bauhof-Problematik laut. Technik und Personal fehlten, die vorhandene Technik sei veraltet, sagt Schrader. Der Traktor, den Dietersdorf vor der Gebietsreform angeschafft hatte, sei kaputt. „Ob er repariert wird, ist offen. Er sollte verkauft werden, ich habe mich quer gestellt.“ Der Traktor werde dringend gebraucht. Und privates Engagement, etwa beim Pflegen der Rosenbeete, über die Feuerwehr und die Vereine auch.
Bauhofmitarbeiter schafft nicht alle Arbeiten in Dietersdorf
Der Bauhofmitarbeiter sei für vier Orte zuständig, acht Stunden habe er wöchentlich für Dietersdorf zur Verfügung. Da sei nicht alles zu bewältigen. „Und zwei Stunden gehen für die Fahrt von Roßla und zurück drauf“, ärgert sich Andreas Alig. Dabei gebe es so viel zu tun. Wege wären freizuschneiden, Risse in den Straßen auszubessern, bevor der Winter kommt, Palisaden am Spielplatz zu erneuern und vieles mehr. Dinge, die schon vor anderthalb Jahren im Protokoll standen. (mz)