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Jagd- und Forstausstellung in Ballenstedt erweitert Was sind eigentlich Neozoen?

Weshalb der Schlossverein Ballenstedt damit ein wichtiges Etappenziel erreichen konnte.

Von Detlef Valtink Aktualisiert: 03.08.2021, 11:32
Töns Köbe (li.) und Detlef Heydecke sind mit den Ergebnissen der Ausstellungserweiterung im Schloss Ballenstedt zu frieden. Die offizielle Einweihung ist für Ende des Monats geplant.
Töns Köbe (li.) und Detlef Heydecke sind mit den Ergebnissen der Ausstellungserweiterung im Schloss Ballenstedt zu frieden. Die offizielle Einweihung ist für Ende des Monats geplant. (Foto: Detlef Valtink)

Ballenstedt/MZ - Die im Nordflügel des Ballenstedter Schlosses beheimate Ausstellung „Der Anhaltinische Wald im Wandel der Zeit“ wird Ende August um zwei weitere Angebote erweitert. Mit 16 Schautafeln, zwei Dioramen und Wandbildern sowie zahlreichen Wildtierpräparaten werden die Themen „Invasive Wildtiere“ und „Niederwild“ aufgearbeitet und erklärt.

Corona-Krise hat einen Strich durch die Rechnung gemacht

Für Detlef Heydecke vom Verein „Schloss und Schlosspark Ballenstedt“ geht damit der Abschluss eines Kraftaktes einher, der im Jahr 2000 seinen Ursprung hat. Damals hatte der Verein damit begonnen, den Nordflügel des Schlosses Stück für Stück erfolgreich zu sanieren. Vor zwei Jahren sollte der letzte Kraftakt bewältigt werden: Die Sanierung der letzten zwei Zimmer, in den von den Decken bis hin zu den Fußböden eigentlich alles zu reparieren war. „Wir wären sicherlich bereits früher mit dem Projekt fertig geworden, wenn uns nicht die Corona-Krise einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte“, ist Detlef Heydecke überzeugt.

Die Antwort lag auf der Hand

Nach Abschluss der Arbeiten stand der Verein vor der Frage: Was machen wir mit den sanierten Räumen? Die Antwort lag im Prinzip auf der Hand. Nachdem der Verein beim Aufbau der Ausstellung „Der Anhaltinische Wald“ in der Zusammenarbeit mit dem Landesjagdverband und der Jägerschaft Quedlinburg gute Erfahrungen gemacht hatte und die zwei Räume auf der gleichen Etage wie die Ausstellung liegen, lag es nahe, hier die Lösung zu suchen.

„Ohne Zutun der Jägerschaft wäre es nicht möglich gewesen, die Räume so schnell einer Nutzung zuzuführen. Hier haben wir Menschen gefunden, die sich verantwortlich gefühlt haben“, lobt Heydecke das unkomplizierte Zusammenwirken. Die Jägerschaft Quedlinburg vertraute beim Aufbau der Ausstellungserweiterung ebenfalls auf „alte“ Weggefährten.

„Wir haben uns intensiv damit beschäftigt, welche Themen wir in den beiden Räumen präsentieren wollen“

So kümmerte sich Präparator Töns Köbe aus Breitungen um die Ausstellungsstücke und die Dioramen und Wolfgang Fischer vom Graphic-Design-Atelier aus Quedlinburg um die Schautafeln. „Wir haben uns intensiv damit beschäftigt, welche Themen wir in den beiden Räumen präsentieren wollen“, erklären Kreisjägermeister Holger Piegert und Karl-Friedrich Kaufmann von der Jägerschaft Quedlinburg, die auch schon für den Aufbau der Ausstellung verantwortlich zeichneten. Dass die Wahl dabei auf das Niederwild fiel, hat seine Gründe.

Ob Rebhuhn, Feldhase oder Fasan - viele Tierarten gehen in ihren Beständen seit Jahren kontinuierlich zurück. Dies liegt nicht zum unerheblichen Teil an der großflächigen Landwirtschaft, die die Lebensräume der Tiere nicht unerheblich einschränkt. „Wir möchten auf diese Problematik aufmerksam machen und die Besucher dafür sensibilisieren “, so Holger Piegert. Und auch die Neozoen - Tiere, die sich hier angesiedelt haben, obwohl sie hier nicht Zuhause sind - nehmen in der Wahrnehmung der Gesellschaft eine immer größere werdende Bedeutung ein. Sie gelten als einer der größten Bedrohungen für die heimische Artenvielfalt.

Komplexität des Themas war wichtig

„Auch diese Komplexität des Themas war uns wichtig und wert, berücksichtigt zu werden“, meint Karl-Friedrich Kaufmann. Die Finanzierung wird über die Jagdabgabe (siehe „Von Forschung bis Weiterbildung“) realisiert. Entscheidungsträger über den Einsatz der Mittel ist dabei der Landesjagdverband, dessen Geschäftsführer Wolf Last sich die Ballenstedter Ausstellung bereits angesehen hat. „Es ist einfach eine sehr schöne Möglichkeit, auch einem jungen Publikum anschaulich zu vermitteln, was sonst in der freien Natur nicht zu sehen ist. Und wir haben die Möglichkeit, die Jagd mit all ihren Facetten darzustellen“, zeigt sich Wolf Last angetan.

„Grünes Zentrum“ ist im Aufbau

Aber allein dabei soll es nicht bleiben: So steht der Landesjagdverband (LJV) der Idee, Ballenstedt zum „Grünen Zentrum“ zu entwickeln, sehr positiv gegenüber. Was bedeutet, dass sich das Haus für Schulungen oder Weiterbildungen anbietet. Der Verein „Schloss und Schlosspark“ hat dafür schon den ersten Schritt getan und möchte nach der Premiere unbedingt die Zusammenarbeit mit der LJV-Waldpädagogin ausbauen. „Das hat richtig Potenzial“, legt sich Detlef Heydecke fest.