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Loipen und Wintersport Rodeln und Skilanglauf in Benneckenstein im Harz - ein Ort mit langer Wintersporttradition

Drei ehemalige Olympiateilnehmer im Skisport stammen aus Benneckenstein. Doch die Sprungschanze in dem Ort im Oberharz nutzt schon lange niemand mehr und der Skilift wurde gerade abgebaut und über das Internet verkauft. Warum es sich dennoch lohnt, nach Benneckenstein zum Wintersport zu kommen, berichtet der Skilehrer Rainer Just.

Von Stephanie Tantius Aktualisiert: 22.11.2023, 15:51
Der Pfeiferberg als Rodelberg ist in Benneckenstein bei Groß und Klein sehr beliebt. Auch mit Ski kann man hier hinunterfahren.
Der Pfeiferberg als Rodelberg ist in Benneckenstein bei Groß und Klein sehr beliebt. Auch mit Ski kann man hier hinunterfahren. Foto: Jürgen Kohlrausch

Benneckenstein - Der kleine Ort im Oberharz blickt auf eine lange Wintersportgeschichte zurück. "Benneckenstein hat einmal die zweitgrößte Mattensprungschanze der Welt gehabt", sagt Rainer Just. Das sage bereits einiges darüber aus, was hier einmal los war. Just betreibt seit 1992 in Benneckenstein einen Skiverleih. Außerdem gibt er Skiunterricht.

Ungefähr 30 bis 35 Schlitten habe er, 35 Paar Alpinen Ski und 160 Paar Langlaufski für alle Altersklassen, sagt der 76-Jährige. Seinen Skiverleih betreibt er in den Räumen einer alten Schule. 

Er selber sei in Benneckenstein aufgewachsen und zu DDR-Zeiten Skispringer gewesen, berichtet der Harzer. Er habe das Skifahren von Grund auf gelernt. „Früher hat hier immer Schnee gelegen“, sagt er. Benneckenstein liegt auf einer Höhe von 560 bis 600 Metern.

Nach Schierke sei Benneckenstein der Ort für Wintersport in der DDR gewesen, berichtet Just. Drei ehemalige Olympiateilnehmer im Skisport stammen aus Benneckenstein, berichtet Just stolz. 

Rainer Just ist 76 Jahre alt, stammt aus Benneckenstein und betreibt im Ort einen Skiverleih. Außerdem gibt er Skiunterricht.
Rainer Just ist 76 Jahre alt, stammt aus Benneckenstein und betreibt im Ort einen Skiverleih. Außerdem gibt er Skiunterricht.
Foto: Jürgen Kohlrausch

Die Kinder seien zu DDR-Zeiten in Benneckenstein im Skisprung ausgebildet und Talente hier im Harz gesichtet worden bevor es dann weiter an die Sportschulen nach Oberhof oder Zella-Mehlis ging.

Nach der Wende wollte man das weiterführen, berichtet der Harzer. Die Sprungschanze wurde saniert und mit Matten ausgelegt. Doch es fehlte an Nachwuchs und an Schnee. Die Kinder aus dem Ort müssen zur weiterführenden Schule nach Elbingerode oder Wernigerode fahren. Sie kämen nachmittags spät von der Schule und hätten nicht mehr viel Zeit zum Ski fahren.

Heute stehe die Sprungschanze sinnlos herum und werde nicht mehr genutzt, bedauert Just. Es gebe im Verein auch keine Abteilung mehr für Skisprung. Jedoch Langlauf werde im Verein betrieben. Diese Sparte sei ganz rührig und kümmere sich intensiv um die Kinder- und Jugendarbeit.

Die Kurt-Heyder-Schanze wurde 1958 gebaut. Ab 1967 bis zur Wende fanden hier die Bezirks-Spartakiaden in den nordischen Disziplinen statt. Später war die Schanze aber nicht mehr schneesicher genug, berichtet das Archiv skisprungschanzen.com. 2009 wurde die Schanze dank Spenden noch mal saniert, unter anderem kamen Matten hinzu.
Die Kurt-Heyder-Schanze wurde 1958 gebaut. Ab 1967 bis zur Wende fanden hier die Bezirks-Spartakiaden in den nordischen Disziplinen statt. Später war die Schanze aber nicht mehr schneesicher genug, berichtet das Archiv skisprungschanzen.com. 2009 wurde die Schanze dank Spenden noch mal saniert, unter anderem kamen Matten hinzu.
Foto: Frank Drechsler

Eine weitere Attraktion, die kürzlich in Benneckenstein zu gemacht habe, sei der Ski-und Rodellift am Pfeiferberg, berichtet Rainer Just. Der Lift musste in Schuss gehalten und jedes Jahr vom TÜV abgenommen werden, erklärt der aktive Rentner. Das habe Geld gekostet. Im vergangenen Jahr habe er aufgrund der Coronakrise nicht eingesetzt werden können. Es habe sich nicht gelohnt, den Lift weiter zu betreiben, bedauert Just. Nun sei er abgebaut und über das Internet verkauft worden.

Er selber hätte auch schon längst mit dem Skiverleih und der Skischule aufhören können. „Aber ich habe Angst, dass dann noch etwas im Ort wegbricht“, sagt der 76-Jährige. Er habe viele Stammkunden, die aus Schleswig-Hollstein, Friesland, Hamburg, Halle und Leipzig zu ihm kämen. Selbst wenn kein Schnee in Benneckenstein liege, leihen sie sich die Ski bei ihm aus. Er würde ihnen dann auch erzählen, wo Schnee im Harz zu finden sei und wo geloipt ist. Das gehöre bei ihm zum Service dazu, sagt Just.

Skischule Braunlage mit Anfrage

Erst vor kurzem sei eine Fußballmannschaft bei ihm gewesen. Skilaufen konnte man da noch nicht in dem kleinen Ort im Oberharz mit den rund 2000 Einwohnern, der Schnee fehlte. „So habe ich sie zum Sonnenberg beim St. Andreasberg nach Niedersachsen geschickt“, sagt Just.

Wenn jemand Ski bei ihm lernen möchte, gehe das auch spontan ohne sich lange vorher anmelden zu müssen. Vier bis fünf Menschen sollten es jedoch schon sein, berichtet der Harzer. Anfänger würden dann einen Grundkurs im Nordischen Skifahren bei ihm bekommen. Das Alpine Skifahren sei dann der nächste Schritt, erklärt Just.

Dass ihm sein guter Ruf vorauseilt, weiß der Benneckenstein: „Vor drei Jahren hat mich die Skischule in Braunlage gefragt, ob ich dort Kurse geben kann“. Eine Gruppe wollte die nordische Skilanglauftechnik lernen. Das Angebot habe er angenommen.

Obwohl der Wintersport in Benneckenstein nicht mehr so intensiv betrieben werde, wie zu DDR-Zeiten, lohne es sich noch immer für den Skisport nach Benneckenstein zu kommen. Ob als Tagestourist oder für einen längeren Besuch. Noch immer gebe es viele Angebote, macht Just deutlich. In dem Erholungs- und Wintersportort könne man sehr gut Langlauf fahren. Aber auch Alpinski, sei möglich berichtet Just.

Außerdem würden noch regelmäßig Wettkämpfe im Skilanglauf in Benneckenstein ausgetragen wie der Oberharzer Grenzlauf.

Noch regelmäßig finden in Benneckenstein Wettkämpfe im Skilanglauf statt wie der Oberharzer Grenzlauf oder die Landesjugendspiele, wie hier ein Foto aus dem Jahr 2012 zeigt.
Noch regelmäßig finden in Benneckenstein Wettkämpfe im Skilanglauf statt wie der Oberharzer Grenzlauf oder die Landesjugendspiele, wie hier ein Foto aus dem Jahr 2012 zeigt.
Foto: Jürgen Kohlrausch

Benneckenstein sei als Wintersportort noch immer attraktiv, stellt Just klar. Mehrere Loipen würden jedes Jahr in Benneckenstein gespurt werden. Beginnen könne man alle Loipen an der Waldschneise am Waldschlösschen, gleich in der Nähe, wo auch die Skisprungschanze steht. Die Pfeiferbergloipe sei eine leichte, familiengerechte Loipe. Sie ist ungefähr sechs Kilometer lang.

Die Rappenbergloipe sei ebenfalls einfach zu fahren und habe nur geringe Höhenunterschiede. Für Familien mit Kindern ideal.

Etwas anspruchsvoller sei die Grenzloipe, berichtet Just. Diese beginne ebenfalls auf der Waldschneise am Waldschlösschen und führe dann am Kolonnenweg entlang. Hier habe der Skilangläufer dann Anschluss an die Loipen nach Niedersachsen.

Auch eine Sophienhof Loipe gebe es. Diese sei ungefähr 15 Kilometer lang und führe nach Thüringen nach Sophienhof zum Gasthaus Brauner Hirsch. „Das Essen dort ist großartig“, schwärmt Just.

Die Loipen würden von dem ehemaligen Bauhofleiter Hans-Kurt Knabe gespurt werden. Dieser sei Rentner und mache das ehrenamtlich, berichtet Rainer Just. Das Gerät, zum Loipenspuren, eine Pistenraupe, werde von der Stadt gestellt. 60 Kilometer sei das Loipennetz in Benneckenstein lang. Mit den Anschlussloipen zum Westharz nach Braunlage und Hohegeiß könne man über 170 Kilometer fahren. „Man kann ewig weit fahren“, sagt der Skilehrer.

Auch gebe es einen Rodel- oder Skiberg, den Pfeiferberg, den die Kinder mit dem Schlitten oder Ski hinunterfahren können und an dem bis vor kurzem noch der Schlepplift stand. Außerdem gebe es ganz viele tolle Wanderwege. „Wenn man aus Benneckenstein rausgeht, steht man schon im Wald“, so Just.

Auch einen Rodel- oder Skiberg gibt es in Benneckenstein. Den Pfeiferberg, können die Kinder mit dem Schlitten oder Ski hinunterfahren. Bis vor kurzem war hier noch der Schlepplift, der die Kinder den Berg wieder hochzog.
Auch einen Rodel- oder Skiberg gibt es in Benneckenstein. Den Pfeiferberg, können die Kinder mit dem Schlitten oder Ski hinunterfahren. Bis vor kurzem war hier noch der Schlepplift, der die Kinder den Berg wieder hochzog.
Foto: Jürgen Kohlrausch

Unterkünfte, Gaststätten und Supermärkte in Benneckenstein

Unterkommen können Besucher im Hotel des Ortes oder einer Pension. Außerdem gebe es viele Privatunterkünfte in Benneckenstein. Kulinarisch komme der Besucher ebenfalls auf seine Kosten. Im Ort gebe es eine Pizzeria sowie vier bis fünf weitere Gaststätten. Auch Cafes und zwei Supermärkte könne Benneckenstein vorweisen. Eine weitere Attraktion in Benneckenstein sei die Harzquerbahn. „Sie hält auf ihrem Weg nach Wernigerode oder Thüringen in Benneckenstein“, so Just.

Es gebe viele Attraktionen, die von Benneckenstein sehr gut zu erreichen sind, wie die Hängebrücke über das Rappbodetal oder die Westernstadt Pulman City. Außerdem liegt Benneckenstein im Drei-Länder-Eck Niedersachsen- Sachsen-Anhalt- und Thüringen. So dass auch die Sehenswürdigkeiten in den Nachbarländern schnell erreicht werden können „Wer nach Benneckenstein kommt, hat viele Möglichkeiten“, sagt Rainer Just.