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Ottonenlauf Ottonenlauf: Torjäger wird Ultra-Läufer

Von Detlef Anders 07.08.2012, 14:59

Quedlinburg/MZ. - 100 Läufer mehr als im Vorjahr, ein neuer Streckenrekord auf der Ultra-Marathon-Distanz und ganz viel Lob. Hans-Jürgen Sandt, der Chef des Selketal-Stieg-Lauf-Vereins macht in der Mittagshitze auf dem Quedlinburger Sportplatz Moorberg einen zufriedenen Eindruck, während immer wieder Läufer ins Ziel kommen. "Es spricht sich immer mehr rum", freut sich der Aschersleber, der mit Hilfe des Kreissportbundes Harz und weiterer Mitstreiter vor fünf Jahren den ersten Ottonenlauf auf dem Selketal-Stieg ins Leben rief. Vier Startorte und ein Ziel ist seitdem am ersten Samstag im August das Motto. Nachdem es anfangs auf der 69 Kilometer langen Ultra-Marathon-Strecke mit Start in Stiege nur eine recht bescheidenen Resonanz gab, hat sich die Zahl der Läufer nun mit 104 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.

"Die Strecke ist geil. Von Güntersberge bis Straßberg an der Selke lang - das ist klasse, der Blick über Alexisbad auf dem Grat lang bis Mägdesprung, dann durch das Selketal bis Meisdorf und durch den Schlosspark", schwärmt Dirk Reinkober (37) im Ziel. Bis 2007 hatte der Bad Suderöder beim SV Blau-Weiß als Torjäger von sich reden gemacht. Dann zog er berufsbedingt nach Hannover und sattelte zum Läufer um. Doch Bad Suderode ist seine Heimat und deshalb startet er für das Heilbad. Der Ottonenlauf ist nach der Harzquerung von Wernigerode nach Nordhausen sein zweiter Ultra-Marathon und der erste, den er mit Barfußlaufschuhen bestritt. Ein Fehler? "Ich glaube, ich habe die ganze Strecke geschimpft. Die Füße qualmen, irgendwann merkt man sie nicht mehr." Am schlimmsten sei der Anstieg vom Osterteich zum Fritz-Heckert-Heim gewesen. Auch ans Aufgeben dachte er kurz. "Ich habe gesagt, bis Bad Suderode musst du laufen, deine Mutter wartet auf dich", quälte er sich weiter. Und nach dem Empfang durch Hermann Klaschka, Jürgen Schiele, Werner Stejskal und die anderen Harzklub-Mitglieder, die sich um die Versorgung und die einzige Moderation an der Strecke auf dem Bad Suderöder Markt kümmerten, gab es wieder Luft. "Jetzt nur noch durch." Schon bevor er als Achter ins Ziel kam, bestellte er sich "Pferdesalbe", für die Durchblutung der Füße. Da war der Sieger des Ultra-Marathons, der Berliner Uwe Laenger, schon lange mit dem um neun Minuten verbesserten Streckenrekord (5:22:35 h) im Ziel. Bester Harzer war Daniel Knauer aus Ilsenburg als Dritter.

Yves König (38) hatte den kürzesten Anmarschweg aller Teilnehmer. "Wenn ich schon aus Stiege komme, kann ich auch von Stiege aus laufen", erklärte er seinen ersten Start bei einem Ultra-Marathon. Seit zwei Jahren ist Laufen zu seinem Hobby geworden, dem er fast täglich nachgeht. Der mit Abstand älteste Teilnehmer des Ottonenlaufes hatte übrigens nicht die zehn oder 24 Kilometer lange Distanz von Gernrode oder Meisdorf aus gewählt, sondern die 69 Kilometer von Stiege. Der 76-jährige Will Christmann aus Hettstedt meldete sich kurz entschlossen wie im Vorjahr an und blieb nun unter zehn Stunden.

Nicht ganz so weit wollte der 67-jährige Ditfurter Detlef Schneider laufen. Nach einem Herzinfarkt im vergangenen Jahr wollte er es wieder auf der Marathon-Distanz versuchen und kam nach 6:32 Stunden ins Ziel. "Die Gesundheit, ein Schlaganfall hat mich vor acht Jahren zum Laufen gebracht." Reiner Louda aus Quedlinburg startete das dritte Mal beim Ottonenlauf aber das erste Mal beim Marathon. Sein Ziel, unter fünf Stunden zu bleiben, verfehlte er knapp. Die Berge machen den Lauf trotz des Gefälles über die gesamte Distanz schwieriger als den Spreewald-Marathon. Auch Stefan Franke aus Buxtehude hatte nach dem Marathon im Harz am Ende mehr Muskelkater als nach dem Hamburg-Marathon. Den Marathon gewann der Wernigeröder Norman Bauersfeld. Er verpasste den Streckenrekord nur um 59 Sekunden. Beste Frau war Christina-Marie Müller (Halle). Beim Halbmarathon gewannen Thomas Kühlmann (Wernigerode) und Ina Schöler (Atzendorf), über zehn Kilometer Klaus Raymund (Wiss. Quedlinburg) und Franziska Hopf (Bad Harzburg).