1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Harz
  6. >
  7. Keine Nachfolgerin in Sicht: Keine Nachfolgerin in Sicht: Die Alleskönnerin Gisela Zaschke

Keine Nachfolgerin in Sicht Keine Nachfolgerin in Sicht: Die Alleskönnerin Gisela Zaschke

Von Thomas Baake 17.01.2021, 16:26
Gisela Zaschke archiviert alles, was über Hydraulik Ballenstedt geschrieben wird. So auch diesen MZ-Beitrag aus dem Jahr 2013.
Gisela Zaschke archiviert alles, was über Hydraulik Ballenstedt geschrieben wird. So auch diesen MZ-Beitrag aus dem Jahr 2013. Thomas Baake

Ballenstedt - Alter schützt vor sportlicher Aktivität nicht. Und auch nicht vor einer Leitungsfunktion. Das beweist Gisela Zaschke aus Ballenstedt bei der SG Hydraulik mit ihren 85 Jahren. Seit Mitte der 1980er Jahre ist die Seniorin Mitglied in der Gymnastikgruppe der SG, und in den 1990er Jahren hat sie die Leitung der sportlichen Seniorinnen übernommen.

„Seit meiner Kindheit mache ich Gymnastik und Geräteturnen“

„Seit meiner Kindheit mache ich Gymnastik und Geräteturnen. In der Uni-Riege in Leipzig beim SC DHfK war ich in der Turnergruppe selbst früher aktiv. Zu meiner Zeit gab es dort noch den Hochbarren für Mädchen, aber auch das Reck und den Schwebebalken“, erinnert sich Gisela Zaschke. Die ehemalige Fremdsprachen- und Sportlehrerin widmet sich nun ganz den Seniorinnen bei der SG Hydraulik.

In der Turnhalle in der Brinkmeierstraße gab es vor Corona immer eine 45-minütige Einheit für den Körper.

„Um die 20 Sportfreundinnen pro Abend sind dabei. Manche kommen aus Opperode extra rüber, und sie sind eifrig dabei“, so die Übungsleiterin, die aktuell mit die Älteste in der Runde ist. Das Gros ist um die 65 Jahre alt. Es werde hauptsächlich Gymnastik am Boden gemacht. Aber auch Laufen und Ballspiele stehen an.

Ein gruseliges Erlebnis bei einer Wanderung

Neben dem Sport immer montags sind die Frauen auch recht gesellig. Einmal im Jahr geht es zur Weihnachtsfeier auf die Kegelbahn des Vereins, Faschingsveranstaltung, Wanderung im Harz oder ab aufs Fahrrad. Dabei hätten sie zu DDR-Zeiten mal ein gruseliges Erlebnis gehabt. „Bei einer Wanderung über die Steinberge zur Roseburg mit anschließendem Picknick färbte sich der Himmel urplötzlich, und ein Gewitter zog auf. Ich habe noch nie so ein Gewitter erlebt. Wir hatten Angst, sind aber pitschnass wieder gut in Ballenstedt angekommen“, erinnert sich die 85-Jährige.

Aktuelle nur eine Stellvertreterin

Ein paar Jahre möchte Gisela Zaschke die Tätigkeit als Übungsleiterin noch machen. Das hänge von ihrer Gesundheit ab. Hier und da zwicke es doch schon. Sie habe Probleme mit einem Halswirbel und so sei Kegeln nicht mehr drin.

„Leider habe ich noch keine Nachfolgerin und aktuell nur eine Stellvertreterin. Eine potenzielle Nachfolgerin müsste viel Freude an der Bewegung haben und gegenüber anderen aufgeschlossen sein“, so Gisela Zaschke und ergänzt: „Ich mache das Ehrenamt bei Hydraulik sehr gern. Jetzt in der Corona-Zeit steht das Telefon nicht still. Ich stehe mit den Sportfreundinnen in Verbindung. Wir vermissen den Montag und die Sportgruppe. Damit die Damen nicht einrosten, sollen sie das machen, was ich seit Jahren jeden Morgen mache: Sportübungen im Bett, Gymnastik in Begleitung mit Sendungen im Fernsehen zu verschiedenen Zeiten.“

Auch an der aktuellen Chronik wird gearbeitet

Neben der Position als Übungsleiterin ist die Seniorin auch im Vorstand der SG Hydraulik und seit diesem Jahr kümmert sich Gisela Zaschke auch noch um die Chronik. Fotos machen, Berichte schreiben und alles sorgfältig in dicke Ordner abheften - das ist ihr Job.

Gisela Zaschke wurde schon mehrmals bei der Sportlerwahl ausgezeichnet. Im Jahr 2013 hat ihr die Ehrung besonders gut getan. „Ich wurde damals von der Sportgruppe für die Auszeichnung vorgeschlagen. Es war nicht die erste Ehrung. Ich habe auch schon Ehrennadeln erhalten. Die Auszeichnung 2013 habe ich sehr hoch eingeordnet, vielleicht weil es mir damals mental schlecht ging. Es hat mir viel gegeben.“

Sie ist auch heute noch eine Vorturnerin

Im Verein herrsche eine große Kameradschaft. Runde Geburtstage werden gefeiert und auch Trainingsmaterialien, wie Softbälle oder einen neuen CD-Player gibt es für die Übungseinheiten. Die Zusammenarbeit mit den Keglern klappt. Als pensionierte Sportlehrerin und mit einer sportlichen Vergangenheit beim SC DHfK Leipzig hat Gisela Zaschke die Übungen auch im hohen Alter noch voll drauf und kann diese an ihre Mitstreiterinnen weitergeben und vorturnen.

Und sollte sie doch mal in Erfindungsnot kommen, gibt es ja Bücher, aus denen sie auch mal eine Übung abschaut. „Ich suche mir Übungen aus den verschiedensten Büchern raus. Zum Beispiel: Seitwärtsbeugen zum erwärmen der Muskeln. Ich bin ja auch in einem Alter, wo ich nicht mehr zu so vielen Veranstaltungen wie dem Frauensportaktionstag fahre“, sagt die Seniorin.

Sport frei, dann gehts los mit der Plackerei

Bücher mit hilfreichen Anregungen gibt Gisela Zaschke auch schon mal an ihre Gymnastikfrauen weiter. Und dann kommt auch mal so ein Spruch wie: „Du hast gesagt, wir trainieren heute die Bauchmuskeln. Ich habe ja gar keine Bauchmuskeln.“ Dennoch machen den Seniorinnen und einigen Berufstätigen die Übungseinheit Spaß. Das Recken und Strecken. Und so kamen auch diese Formulierungen in einem Brief an Gisela Zaschke zustande: „Jeden Montag, 19 Uhr, tut Gisela was für unsere Figur. Nach einem fröhlichen ,Sport frei‘ geht es los mit der Plackerei ...“ Das sagt ja eigentlich alles über sie. (mz)