Er prägte die Kulturszene in Thale: Hans Joachim Wiesenmüller ist tot

THALE/MZ/DD - Jahrzehntelang war die Kulturszene in Thale von einem Namen geprägt: Hans Joachim Wiesenmüller. Der Mann mit der sonoren Stimme machte Thale weltweit bekannt. Jetzt ist er verstummt. Er starb im Alter von 92 Jahren. Wiesenmüller hinterlässt ein großes kulturelles Erbe.

Das Thalenser Klubhaus war zu DDR-Zeiten seine Wirkungsstätte. Hier organisierte er Volkskunstfeste, betreute Folkloregruppen und das Kinder- und Jugendtheater. Ab den 90er Jahren stand er dem Verband des künstlerischen Volksschaffens in Thale vor und hatte stets eines im Blick: die Pflege der Sitten und Bräuche des Harzes, die Bewahrung von Volksliedern und -tänzen. Dabei stützte er sich vor allem auf den Nachwuchs. Die „Rasselböcke“ hieß das Ensemble, in dem die jüngsten Thalenser sangen und tanzten.

Zu einem wahren Leuchtturm der Volkskunst wurde Hans Joachim Wiesenmüller, als er internationale Folkloregruppen in den Harz holte. Die Organisation „Cioff“ veranstaltete zahlreiche Folklorefestivals. Thale und Quedlinburg waren Bühnen für die jungen Volkskünstler aus Europa und der Welt. Glühender Organisator der Auftritte war Wiesenmüller. Er engagierte sich ebenfalls für die Auftritte der Thalenser bei internationalen Festivals, wie bei der Cioff-World-Folkloriada 2012 in Südkorea.

Die „Thalenser Musikanten“, die Tanzgruppe des Harzensembles Thale, Harzer Fuhrmannsleute sowie der Harzer Jodlermeister Andreas Knopf und seine Partnerin Martina Weber waren dort. Wiesenmüller hielt den Kontakt zu ihnen vom Organisationsbüro in Thale aus.

Im Jahr 2004 wurde ihm die Ehrenbürgerschaft der Stadt Thale verliehen. Wiesenmüller gab auch Märchen für die Bühne taugliche Fassungen - wie den vom Theater „Fairytale“ aufgeführten Stücken „Hänsel und Gretel“ oder „Das tapfere Schneiderlein“.

Zu den jungen Akteuren gehörte dabei einst auch Ronny Große, der später Wiesenmüllers Regieassistent im Kinder- und Jugendtheater war, heute das Theater „Fairytale“ leitet und Intendant des Bergtheaters ist. Große schätzt an Wiesenmüller dessen ständigen Einsatz für die Kultur. „Er kam immer wieder, selbst im hohen Alter, mit neuen Ideen. Aber stets hat er für die Sache gearbeitet, nie für sich selbst“, so Große.