1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Harz
  6. >
  7. Bei „Mitarbeiter vor Ort“ wird im Wald bei Harzgerode kräftig angepackt

Mittelalterstraße im Wald Bei „Mitarbeiter vor Ort“ wird im Wald bei Harzgerode kräftig angepackt

EnviaM-Gruppe und Regionalverband Harz fördern ein Bodendenkmalprojekt. Was Initiator Maik Hauf bewogen hat, es anzuschieben.

Von Susanne Thon 09.10.2021, 14:00
Damit auch jeder, der hier vorbeikommt, künftig weiß, was es mit den grabenartigen Vertiefungen auf sich hat, haben die Helfer eine Informationstafel aufgestellt.
Damit auch jeder, der hier vorbeikommt, künftig weiß, was es mit den grabenartigen Vertiefungen auf sich hat, haben die Helfer eine Informationstafel aufgestellt. Fotos: Susanne Thon

Harzgerode/MZ - Klaus George gefällt, was er da sieht. „Das ist ein ganz anderes Bild“, sagt der Geschäftsführer des Regionalverbandes Harz anerkennend, angekommen an der Einsatzstelle. „Ja, das macht schon was aus“, pflichtet ihm Maik Hauf bei.

Worauf George jetzt freien Blick hat, lag vor einigen Stunden noch im Verborgenen: Es sind die Reste einer mittelalterlichen Fernverkehrsstraße, dem Kupferstieg, der nordwestlich von Harzgerode hinab ins Selketal zur Klostermühle führte und - noch weiter gefasst - das nördliche Harzvorland mit der Klausstraße verband. Das dazugehörige Kloster Hagenrode lag östlich von Alexisbad und wurde im 10. Jahrhundert gegründet.

Hohlwege sind Bestandteil der Kulturlandschaft

Hauf – er arbeitet bei Mitnetz Strom – und seine Kollegen Christian Pläschke, Toni Quilitzsch und Ralf-Günter Oertel, Steffen Mosebach und Jörg Günther haben die Überbleibsel nun in Absprache mit der Stadt und dem Forstbetrieb Ostharz so weit freigeschnitten, dass auch der Laie den einstigen Verlauf der Trasse nachvollziehen kann. Solche sogenannten Hohlwege „sind Bestandteil der Kulturlandschaft, heute nur nicht mehr so präsent“, sagt Hauf, dem es ein Anliegen war, „sie wieder sichtbar zu machen, den Leuten vor Augen zu führen, was es damit auf sich hat“. Dazu holte er nicht nur Stadt, Forstbetrieb und Regionalverband mit ins Boot, sondern auch seinen Arbeitgeber.

Maik Hauf
Maik Hauf
Foto: Thon

Die EnviaM-Gruppe, zu der Mitnetz Strom gehört, unterstützt seit vielen Jahren das soziale Engagement ihrer Mitarbeiter. Das fördert sie nicht nur finanziell – im konkreten Fall wurden 1.000 Euro für eine Informationstafel zur Verfügung gestellt -, sondern auch mit Manpower, indem die Mitarbeiter einen Tag lang von der Arbeit freigestellt werden, um auf der jeweiligen „Baustelle“ mit anpacken zu können. „Mitarbeiter vor Ort“ heißt das Projekt.

Und vor Ort in Harzgerode und den anderen Ortsteilen der Einheitsgemeinde waren die Mitarbeiter in eben dieser Mission auch in der Vergangenheit schon öfter: etwa beim SV Concordia 08, wo EnviaM bei der Errichtung der Flutlichtanlage für den Nachwuchs half, in der Gemeinschaftsschule beim Bau des Grünen Klassenzimmers oder in Siptenfelde im Zuge der Erneuerung der Geräte auf dem Spielplatz.

„Zu Pferd und zu Fuß wurden hier alle möglichen Dinge transportiert“

Auch im Bereich der Bodendenkmalpflege - seinem Spezialgebiet - sei der Einsatz am Kupferstieg nicht der erste, sagt Hauf. Als ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger gehören archäologische Hinterlassenschaften wie Wüstungen und Hohlwege zu seinen bevorzugten Tummelplätzen. Zum Kupferstieg erklärt er: „Zu Pferd und zu Fuß wurden hier alle möglichen Dinge transportiert“, beispielsweise Holzkohle und Erze, und über Zeit, durch die schweren Fuhrwerke und Ausspülungen, seien diese grabenartigen Wege entstanden.

Das kann nun auch jedermann, der am Kupferstieg vorbeikommt, nachlesen. Denn im Regionalverband Harz, dem Naturpark- und Geoparkträger, fand Hauf einen weiteren Mitstreiter, der auch noch mal rund 1.000 Euro zuschoss, um die Tafel aufzustellen, die Rainer Brombeer in dessen Auftrag gebaut hat.

Christian Pläschke, Toni Quilitzsch und Ralf-Günter Oertel (v.l.) sorgen dafür, dass man die Hohlwege wieder als solche erkennt.
Christian Pläschke, Toni Quilitzsch und Ralf-Günter Oertel (v.l.) sorgen dafür, dass man die Hohlwege wieder als solche erkennt.
Foto: Thon

Hunderte solcher Tafeln gibt es im Harz bereits, die vom Verband, der sie zum Teil „in Pflege“ genommen hat, regelmäßig auf ihren Erhaltungszustand kontrolliert, bei Bedarf repariert, überarbeitet oder ausgetauscht werden. Keine kleine Aufgabe. Dennoch gebe es auch immer wieder gute Gründe, hier und da eine neue aufzustellen, sagt George, etwa dann, wenn es wie hier darum gehe, Wissen zu vermitteln - und Wissen über Gewesenes zu bewahren.

Der Aufstellort ist auch denkbar gut geeignet, liegt er doch an einem viel frequentierten Weg, der den alten Hohlweg hier kreuzt. Sowohl Wanderer kommen vorbei als auch Spaziergänger. „Wenn so was aufgestellt wird, bringt das immer einen Mehrwert für die Region“, sagt auch Harzgerodes Bürgermeister Marcus Weise (CDU), bei dem Hauf mit seiner Idee sofort offene Türen einrannte und der den Initiator ob dessen Engagement um die heimatliche Geschichtsforschung würdigte.