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Künstliche DNA und Aktionsbündnis Künstliche DNA und Aktionsbündnis: Erfolg im Kampf gegen Kabeldiebe

Von Alexander Schierholz 14.08.2014, 05:46
Eine Frau hat künstliche DNA auf ihrer Hand.
Eine Frau hat künstliche DNA auf ihrer Hand. dpa Lizenz

Halle (Saale) - Wenige Tage noch, und es wird ernst an der ICE-Neubaustrecke, die von Gröbers (Saalekreis) über Halle nach Erfurt führt: Ende August will die Deutsche Bahn die Oberleitungsdrähte unter Spannung setzen, 15 000 Volt werden anliegen. Dann begeben sich Buntmetalldiebe, die dem Unternehmen an der neuen Strecke besonders zu schaffen machen, auch dort in Lebensgefahr. Und das oft für nur wenige Euro.

Buntmetall wird präpariert

Baustellen wie auf der ICE-Strecke, wo die Bahn kilometerlang neue Leitungen legt, sind bei den Langfingern besonders begehrt. So verschwanden vor gut einem Jahr an der Trasse bei Delitz am Berge (Saalekreis) gleich mehrere hundert Meter Kupferkabel. Insgesamt aber kann die Bahn Entspannung vermelden. Die Zahl der Buntmetalldiebstähle geht zurück: Im vergangenen Jahr verzeichnete das Unternehmen bundesweit 1 750 Fälle, im Jahr davor waren es noch 2 880 gewesen. Nicht anders sieht es in Sachsen-Anhalt aus, eine der Hochburgen solcher Delikte: 2012 schlugen die Täter rund 400 Mal zu, im vorigen Jahr wurden noch 236 Diebstähle registriert. Der positive Trend aus den Vorjahren setzt sich damit fort. Die Bahn führt den Rückgang auf zweierlei zurück - auf den Einsatz der sogenannten künstlichen DNA und auf ein Aktionsbündnis mit anderen Unternehmen.

Die künstliche DNA ist ein System, bei dem Kabel mit synthetisch im Labor hergestellten DNA-Molekülen unverwechselbar gekennzeichnet werden. Das soll sowohl die Leitungen wie auch die Diebe identifizierbar machen - die haben den Code nämlich an den Händen haften, wenn sie solcherart präpariertes Metall anfassen. Warnschilder an den entsprechenden Streckenabschnitten sollen potenzielle Täter abschrecken. Nach Angaben einer Bahnsprecherin wird der Einsatz der künstlichen DNA nach anfänglichen Pilotprojekten auch in Sachsen-Anhalt ausgeweitet.

Auch Händler in Aktionsbündnis

Auch das Aktionsbündnis gegen Kabeldiebstahl, das die Deutsche Bahn vor zwei Jahren mit der Telekom, dem Energieversorger RWE und dem Verband Deutscher Metallhändler gegründet hatte, trägt aus Sicht des Unternehmens dazu bei, dass die Zahl der Delikte sinkt - zumal seitdem mehr als 1 500 einschlägige Diebe von der Polizei gefasst worden seien. „Immer mehr Täter gehen uns in die Falle. Das zeigt, dass unser Aktionsplan ein voller Erfolg ist“, sagte Gerd Neubeck, Leiter der Konzernsicherheit bei der Bahn. Schwerpunkt des Bündnisses ist ein Frühwarnsystem, in dem Informationen über Diebstähle ausgewertet und ausgetauscht werden.

Die Händler sind einbezogen, um den Weiterverkauf gestohlenen Materials zu erschweren. Eine Bahn-Sprecherin sagte, es sei wichtig, die Absatzwege des Diebesgutes im Auge zu haben. Gemeinsam mit der Bundespolizei würden Händler deshalb darüber aufgeklärt, welche Materialien die Bahn in welcher Form verwendet - ob Kupfer oder Aluminium, Oberleitungs-, Erdungs- oder Signalkabel. Im Zweifelsfall könnten Händler ihnen angebotene Ware so als Eigentum der Bahn identifizieren.

Dem Bündnis gehören nach Angaben der Bahn mittlerweile 13 Unternehmen und Verbände an, darunter auch Stromnetzbetreiber oder Braunkohlefirmen wie die Mibrag. (mz)