Katastrophenschutz Katastrophenschutz: Von Ledereimer bis Löschfahrzeug

Stendal/dpa. - Was heute für einen Feuerwehrmann sein modernes Löschfahrzeug ist, das war für seinen Kameraden aus vergangener Zeit die Pferdezugspritze oder der Ledereimer. Einen historischen Abriss über den Kampf gegen Feuersbrünste in den vergangenen Jahrzehnten bietet das Landesfeuerwehrmuseum in Stendal. Anziehungspunkt des Museums, das auf ein zehnjähriges Bestehen zurückblicken kann, ist die große Sammlung alter DDR-Löschtechnik.
«Die alte Technik aus DDR-Zeiten ist unser Spezialgebiet», sagt Jürgen Schmidt. Er ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft «Feuerwehrhistorik» Altmark Stendal, die das Museum trägt. Auch Relikte aus der Brandbekämpfung der dreißiger und vierziger Jahre sind in Stendal zu sehen. «Die Größe spielt bei uns keine Rolle», sagt der 67-Jährige mit Blick auf mehrere Vitrinen, die rund 150 Miniatur-Feuerwehren vor Schmutz und Staub schützen. «Was hier als Modell zu sehen ist, können wir teilweise auch in Originalgröße bieten.»
An den Wänden zeugen Wimpel, Teller und Urkunden von längst vergangenen Auszeichnungen und Jubiläen. Auch verschiedene Feuerwehruniformen gibt es hinter Glas zu sehen. Wie die Orgelpfeifen reihen sich Feuerlöscher unterschiedlicher Formen und Größen aneinander. «Unsere Sammlung reicht von 1935 bis zur Wendezeit», sagt Schmidt. Der älteste Feuerlöscher ist kaum als solcher zu erkennen. Aus dem langen Rohr musste das Pulver noch mit Muskelkraft herausgepresst werden, da es noch keine Treibmittel gab.
An der original erhaltenen Melde- und Leitzentrale aus der Brandschutz- und Katastrophenschutzschule Heyrothsberge (Landkreis Jerichower Land) funktioniert noch jeder Knopf. Auf der großen Anzeigetafel leuchten die Kennbuchstaben der Löschfahrzeuge und die Alarmglocke klingelt. «So kriegen die rund 2500 Besucher pro Jahr ein authentisches Bild von der Feuerwehrarbeit der Vergangenheit», betont Schmidt. «Viele Ausstellungsstücke haben wir in funktionstüchtigem Zustand an Ort und Stelle abgebaut.» Dazu gehört unter anderem auch eine Feuermeldezentrale der Persilwerke Genthin von 1938.
Zwei Jahre «jünger» ist das Schmuckstück des Museums-Fuhrparks. Der fahrbereite Magirus DL 27 ist mit seiner 27 Meter langen Drehleiter ein echter Hingucker. Dabei ist das bullige Fahrzeug nicht sofort als Feuerwehrauto zu erkennen, denn die Lackierung ist grün statt rot. «Das Fahrzeug stammt aus Zeiten des Nationalsozialismus, wo die Feuerwehren grün oder grau waren.» Fast 50 Autos stehen in Reih und Glied auf dem Museumshof oder in einer Ausstellungshalle. Darunter Fahrzeuge der Typen Robur, Tatra und Barkass, teilweise auch in Spezialausführungen. «Etwa drei Viertel unseres Fuhrparks sind fahrbereit, auch wenn sie keine Brände mehr löschen können.»
Um die Restauration des alten Stücke kümmert sich das Museum mit Hilfe von ABM-Kräften selbst. In naher Zukunft soll auf dem Gelände eine rund 3000 Quadratmeter große neue Ausstellungshalle entstehen. «Wenn die Finanzierung steht, werden alle Fahrzeuge aufgearbeitet und bekommen einen Platz in der Halle», sagt Schmidt.
In Sachsen-Anhalt gibt es vier Berufsfeuerwehren, 27 Kreis- bzw. Stadtfeuerwehrverbände und zahlreiche Freiwillige Feuerwehren. Rund 36 600 Männer und Frauen sind in den Feuerwehren des Landes aktiv.