Halle Halle: Kinder spenden für Kinder
halle/MZ. - Mit einem löchrigen, roten Regenschirm tritt Krimhild, Mutter von Hänsel und Gretel, auf die Bühne. Das Publikum wirkt irritiert. "Das ist ein Rettungsschirm für Arme", erklärt die junge Frau. Der erste Szenenapplaus brandet auf. Und es folgen noch viele weitere. Ein Großteil der 50 Besucher hat im Festraum des Kinder- und Jugendwohnheims "Clara Zetkin" in Halle eine klassische Märchenaufführung erwartet. Aber die Theatergruppe des Heims überrascht mit einer modernen Familiengeschichte in altem Gewand, gespickt mit aktuellen Anspielungen.
Sehr frei nach den Brüdern Grimm hat der ehemalige Heimleiter Reinhard Ast eine ganz eigene Version des Märchens "Hänsel und Gretel" verfasst und mit elf Kindern und jungen Erwachsenen einstudiert. Wie bereits im vergangenen Jahr will die Truppe das Geld, das während der Vorstellungen gesammelt wird, dem Verein "Wir helfen" spenden. "Wir haben so viel Gutes von dem Verein erfahren - zum Beispiel 5 000 Euro für neue Spielgeräte und früher Geld für unser Theaterpodest - da möchten wir einfach etwas zurückgeben", sagt Heimleiter Florian Ast. Das aktuelle Jahresmotto von "Wir helfen", "Gesund und fit", spreche ihm aus dem Herzen. Er wünscht sich, dass mit Aktionen wie der Telefon-Spendenmöglichkeit viel Geld zusammenkommt, damit auch künftig Kinder in Not unterstützt werden können.
Seit 30 Jahren ist es Tradition, dass die Theatergruppe des Kinderheims in der Adventszeit ein Märchen aufführt. Vier Wochen dauern die Proben. "Manche unserer Darsteller lernen an Förderschulen. Für sie ist das Einstudieren des Textes eine besondere Herausforderung", erklärt Florian Ast. Aber wenn die Zuschauer klatschen, stärke das das Selbstwertgefühl der Heimkinder sehr. Deshalb sei Theaterspielen wichtig.
Für einige Zuschauer gehört der Besuch der Vorstellung zum Advent dazu, wie beispielsweise für Felicitas Lindig. "Ich komme schon einige Jahre her, und es ist immer sehr lustig", schwärmt die 16-Jährige. Sie hat auch vier Klassenkameradinnen und ihre Lehrerin mitgebracht. "Die Klasse 10a ist sehr engagiert. Wir haben vor unserem Besuch auch Geld und Kleidung für die Heimbewohner gesammelt", berichtet Pädagogin Kerstin Harnisch-Russ von der halleschen Gesamtschule Ulrich von Hutten.