Finanzminister Finanzminister: SPD liest Bullerjahn die Leviten

Magdeburg/MZ - „Wenn er das mit den 50 Millionen heute wieder sagt, könnte es knallen.“ Die Stimmung in der SPD in Sachsen-Anhalt ist seit Wochen schwer angespannt, das ließ sich Donnerstagabend vor einer gemeinsamen Sitzung von Parteivorstand, Landtagsfraktion und Parteirat – dem höchsten Gremium zwischen zwei Parteitagen – mit den Händen greifen.
Mit „er“ war Finanzminister Jens Bullerjahn gemeint, mit den 50 Millionen jenes Sparpotenzial, dass Bullerjahn von 2015 an in zehn Jahren von den Hochschulen des Landes einfordert. Doch das ist nicht der einzige Grund, warum ihm seine Partei gram ist. Vielmehr hat Bullerjahn sämtliche sozialdemokratischen Kernthemen dem Spardiktat untergeordnet. „Bullerjahn mit die bessere CDU-Politik“, hatte jüngst Linken-Fraktionschef Wulf Gallert geätzt – ein Satz, den wohl derzeit viele in der SPD unterschreiben können. Einige hielten es daher sogar für möglich, dass es gestern Abend im Alten Theater in Magdeburg eine Tragödie geben könnte – in der Hauptrolle Jens Bullerjahn und dessen mehrfach kolportierter Rücktritt.
Die Partei ist in dieser Frage gespalten: Die einen finden, Bullerjahn sollte besser heute als morgen gehen. Die Bundestagswahl ist nicht mehr fern, und mit jedem Tag, in dem Bullerjahn seinen Sparkurs verteidigt, sinken die Chancen der Sozialdemokratie hierzulande. Interessanterweise ist es genau die andere Gruppe Parteigänger, die Bullerjahn aus diesem Grund im Amt halten will. Dauerhaft oder zumindest bis zur Wahl. Und eine dritte Gruppe fürchtet gar, dass Bullerjahns Ende die Koalition in Sachsen-Anhalt implodieren lassen könnte. Auch Parteichefin Katrin Budde wird - bei aller Kritik an Bullerjahn - zu jener Gruppe gezählt. „Da freut sich nur die CDU“, heißt es daher. Und die SPD fürchtet bei Neuwahlen - mit Budde als Spitzenkandidatin - den Absturz deutlich unter 20 Prozent. Der Abend im Alten Theater steuerte daher auf einen offenen Ausgang zu. Passieren kann alles, sagte die einen. Es werde alles friedlich verlaufen, die anderen.
Letztere sollte Recht behalten: Ausgesprochen friedlich war es zwar nicht, doch Bullerjahn sei trotz etlicher, zum Teil auch heftiger Kritik bemüht gewesen, die Wogen zu glätten. Mehr als dreieinhalb Stunden wurde hinter verschlossenen Türen getagt. Während andere gingen, bliebe Bullerjahn bis zum Schluss.