Dresden Dresden: Rüstkammer zieht um
DRESDEN/MZ. - Abschied nach 53 Jahren: Viele Dresdner und Touristen haben am Sonntag noch einmal die alte Rüstkammer im Semperbau am Dresdner Zwinger besucht. In der Osthalle herrschte am letzten Öffnungstag großer Andrang, vor den Vitrinen und frei stehenden Exponaten bildeten sich Menschentrauben. Das Museum verlässt nach gut fünf Jahrzehnten das Interims-Domizil. Schon am Montag beginne der Umzug der Exponate ins Residenzschloss, erklärte Museumsdirektor Dirk Syndram.
Wissenschaftler, Restauratoren und Depotverwalter gaben zwischen prunkvollen Rüstungen und mit Gold sowie Edelsteinen verzierten Waffen noch einmal Auskunft über Lieblingsstücke, berichteten über Geschichte und Zukunft der Sammlung. Auch die Mitarbeiter nahmen Abschied - mit gemischten Gefühlen. "Die ganze Besatzung ist ein bisschen melancholisch, aber gepaart mit Vorfreude auf das, was kommt", sagte Syndram. Die Osthalle der Sempergalerie wird demnächst saniert.
Wegen Platzmangels nach dem Zweiten Weltkrieg konnte bisher nur ein Zehntel der Sammlung gezeigt werden. Mitte Februar 2013 soll im rekonstruierten Riesensaal dann die zweite Neupräsentation der Rüstkammer im Schloss eröffnet werden - zum Thema Turnierwesen und Rittertum. Seit 2010 ist in der Türckischen Cammer bereits die Sammlung osmanischer Kunst mit Stücken des 15. bis 19. Jahrhunderts zu sehen.
Die aus dem Besitz sächsischer Herzöge und Kurfürsten hervorgegangene Rüstkammer zählt neben Madrid und Wien zu den weltweit reichsten und kostbarsten Prunkwaffen- und Kostümsammlungen. Ihre Bestände aus dem 16. bis 18. Jahrhundert sind in Vielzahl und Vollständigkeit einzigartig. Dazu gehören 13 000 Stücke, darunter Meisterwerke von Künstlern, Waffenschmieden und Kunsthandwerkern aus Europa und dem Orient: Harnische aus Gold und Silber, prunkvolle Schwerter, Säbel, Pistolen und Gewehre, mit Edelsteinen besetzte Reitzeuge oder kostbar bestickte Kleidung.
Während des Zweiten Weltkrieges waren die Exponate ausgelagert, 1945 beschlagnahmte die Trophäenkommission der Sowjetarmee die Meisterwerke. Nach der Rückkehr wurden wegen zu knappen Platzes nur ausgewählte Exponate im Semperbau gezeigt.