1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Burgenlandkreis
  6. >
  7. Wie Lützen eine Kultur- und Museumslandschaft schaffen will

Wie Lützen eine Kultur- und Museumslandschaft schaffen will

Neben Geschichte sollen auch die großen Geister Seume und Nietzsche einbezogen werden.

Von Holger Zimmer 23.06.2021, 16:30
Museumsleiterin Teresa Schneidewind in dem Museumsraum in Großgörschen mit bäuerlichen Exponaten.
Museumsleiterin Teresa Schneidewind in dem Museumsraum in Großgörschen mit bäuerlichen Exponaten. Foto: Holger Zimmer

Grossgörschen - Stimmt der Stadtrat zu, dann hat eine Lützener Kultur- und Museumslandschaft 1632/1813 große Chancen, mehr Touristen anzuziehen. Das Projekt könnte eines sein, das im Zuge des Strukturwandels im Braunkohlerevier greift. Laut Museumschefin Teresa Schneidewind sollen dabei die Schlachtfelder im Dreißigjährigen Krieg in Lützen und im Befreiungskrieg gegen die napoleonischen Truppen in Großgörschen einbezogen werden. Perspektivisch will man auch den Posernaer Literaten Johann Gottfried Seume und den Philosophen Friedrich Nietzsche aus Röcken integrieren.

Lützen will eine Kultur- und Museumslandschaft schaffen

Was geht und was nicht, darüber hatten Teresa Schneidewind und Bauamtsmitarbeiterin Monika Trettner am Dienstag im Großgörschener Dorfmuseum mit Vertretern eines Projektierungsbüros beraten. Denn falls es möglich ist, soll im Haus eine Herberge für Radtouristen eingerichtet werden. Die kommen an den Wochenenden schnell aus Leipzig herüber oder fahren den gesamten Elster-Saale-Radweg ab. Teresa Schneidewind betont aber, dass das Haus weiter der Dorfgemeinschaft zur Verfügung stehen muss, sowohl für Zusammenkünfte als auch für private Feiern, was natürlich einer langfristigen Planung bedarf.

Darüber hinaus könnte man Schulklassen ansprechen und museumspädagogische Angebote unterbreiten, um das Gebäude auch in der kalten Jahreszeit betreiben zu können. Da ist einerseits die kriegerische Geschichte, andererseits das bäuerliche Leben. Begehungen über das Schlachtfeld sind da ebenso möglich wie das Kennenlernen alter landwirtschaftlicher Gerätschaften, mit denen inzwischen nur noch wenige etwas anzufangen wissen.

Einbeziehen will man perspektivisch auch den Boden des alten Gutshauses

Die Museumsleiterin ist sich sicher, dass Geschichten die Geschichte weitaus interessanter machen können. So gab es einen Pfarrer, der nach der Schlacht von 1813 notiert hat, dass in Großgörschen 27 Gehöfte dem Erdboden gleich gemacht wurden. Nur das Rittergutsgebäude, das das Museum beherbergt, blieb als hervorragender Ausguck stehen. Bereits am Vortag waren die Menschen geflohen, als sie aus Richtung Rippach Kanonendonner hörten. Immerhin hatten sie Erfahrungen mit den durchziehenden Truppen.

„Solche und andere Quellen müssen wir noch mehr finden.“ Denn sie geben Einblick in die Situation der Menschen. Einbeziehen will man perspektivisch auch den Boden des alten Gutshauses und bei der Begehung sei auch signalisiert worden, in einem solchen Fall große Fenster einbauen zu können. Dort oder in einem der Nebengebäude soll das haus- und landwirtschaftliche Inventar untergebracht und museumspädagogisch genutzt werden.

Sonderschau: Überlegungen zur Nutzung des Dorfmuseums

Daneben soll das Diorama mit rund 6.500 Zinnfiguren möglichst so aufgebaut werden, dass die Schlacht aus allen vier Richtungen betrachtet werden kann. Eine intensive Vernetzung aller musealen Einrichtungen wird es geben, also auch mit dem Marschall-Ney-Haus, dessen Stall erhalten werden soll. Doch wie wird das Dorfmuseum in nächster Zeit genutzt?

Nach der Wanderausstellung zu den 34 Ortschaften der Stadt Lützen soll es bald wieder eine Sonderschau geben. Allerdings ist derzeit noch unklar, welche es sein wird. Auch die Öffnungszeiten am Sonntag sollen spätestens Anfang August wieder greifen. Die Ehrenamtler, die sich vor zwei Jahren wieder zusammengefunden hatten, „scharren jedenfalls schon mit den Hufen“. Denn leider konnte ja laut Teresa Schneidewind das Museum im Vorjahr gar nicht geöffnet werden, weil die Hygienevorschriften nicht einzuhalten waren. (mz)