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Was die Pappe hergibt Trabi-Ralley und Dreschfest in Loitzschütz: Wie Helden geboren werden und Legenden entstehen

Von Peter Zielinski 06.09.2021, 12:03
Endlich wieder Trabi-Ralley in Loitzschütz: Die Zuschauer erlebten spannende Rennen mit allem, was die Pappe hergibt, auf dem Stoppelfeld.
Endlich wieder Trabi-Ralley in Loitzschütz: Die Zuschauer erlebten spannende Rennen mit allem, was die Pappe hergibt, auf dem Stoppelfeld. (Foto: Peter Zielinski)

Loitzschütz/MZ - Der Hochnebel lag noch am Nachmittag schwer über dem Loitzschützer Stoppelfeld. Ähnlich den Folgen der Corona-Pandemie, die dazu führten, dass das Dreschfest mit der Trabi-Ralley 2020 ausfallen musste. In diesem Jahr konnte es endlich wieder unter Auflagen stattfinden. „Wir hatten gerade mal sechs Wochen für die Vorbereitung“, sagt die Vorsitzende des Loitzschützer Dreschfestvereins, Kathleen Kochan. „Vor zwei Wochen haben wir dann erfahren, welche Hygieneregeln wir einhalten müssen.“

 Der strahlende Sieger Jörg Köhler aus Pausa fuhr seinen Erfolg souverän und nie gefährdet nach Hause.
Der strahlende Sieger Jörg Köhler aus Pausa fuhr seinen Erfolg souverän und nie gefährdet nach Hause.
(Foto: Peter Zielinski)

Die Besucher hat das nicht abgehalten, zu kommen. „Wir können mit der Anzahl wirklich zufrieden sein“, so Kathleen Kochan weiter. Die Qualifikationsläufe fanden schon reges Zuschauerinteresse. Und am Finaltag war es fast wie zu Vor-Pandemie-Zeiten. Das Dreschfest, das immer am ersten Septemberwochenende stattfindet, ist 1991 aus einer Laune heraus entstanden. Hansi Burghardt, Gottfried Dörfer, Hagen Schmid und Fritz Wagner sind einige der Gründerväter des Festes. Im dritten Jahr des Bestehens veranstaltete man zum ersten Mal eine Trabi-Ralley auf Wagners Stoppelfeld. Sechs Teilnehmer waren es damals. Heute gehen 41 Fahrer und Fahrerinnen an den Start der 28. Trabi-Ralley. Mittlerweile ist die nächste Fahrergeneration an der Reihe, die Loitzschützer Ralleytradition hochzuhalten.

„Morgen stehe ich wieder am Start“

Jonas Embersmann ist einer der Nachwuchsfahrer. Sein Vater, in Loitzschütz nur als der „Embi“ bekannt, fuhr schon Rennen auf dem Stoppelfeld und sein Onkel ist kein geringerer als Hagen Schmid. Mit 13 Jahren hat Jonas schon heimlich mit Papas Trabi auf dem Feld geübt. In der Qualifikation schlug er sich am Samstag wacker und landete auf dem fünften Platz. Das reichte zu einem Startplatz im C-Finale am Sonntag. Herausragend als Vorlaufzweite qualifizierte sich Lee-Ann Schumann. Auch sie ist in die Fußstapfen ihres Vaters getreten. Einer der ältesten Teilnehmer ist „Opa Fred“ Schönemann. Es soll sein letztes Rennen werden.

Kurz vor Schluss bricht der Querlenker an Fred Schönemanns Trabi.
Kurz vor Schluss bricht der Querlenker an Fred Schönemanns Trabi.
(Foto: P. Zielinski )

Sein größter Traum ist, einmal im A-Finale zu stehen. In seinem Vorlauf liegt er sehr gut auf einem ungefährdeten zweiten Platz, bis kurz vor Ende des Rennens an seinem Trabi der Querlenker bricht. Er versuchte noch weiter zu fahren, um sich ins Ziel zu retten. „Wenn er komplett rausgebrochen wäre, dann wäre ich auf drei Rädern gefahren. Die tiefen Furchen in der Piste waren der Grund für die Panne. Wenn man die dumm erwischt, dann bricht das Teil schnell mal. Jetzt kommt der Wagen auf den Hänger und dann ab nach Hause und einen neuen Querlenker einbauen. Morgen stehe ich wieder am Start“, lautete seine Analyse nachdem der erste Groll verflogen war.

 Ralph Dietrich freut sich, dass die Trabis wieder rollen.
Ralph Dietrich freut sich, dass die Trabis wieder rollen.
(Foto: Peter Zielinski)

Heldengeschichten, die jeder Loitzschützer erzählen kann

Dass noch nicht alles verloren ist, daran glauben viele Fahrer. Eine der Heldengeschichten, die jeder Loitzschützer erzählen kann, ist die von Christian Gentsch. Als der heutige Rennleiter noch selbst im Trabi saß, landete der als Letzter weit abgeschlagen in einem niederklassigen Finallauf. Den konnte er aber dann gewinnen und qualifizierte sich für das nächsthöhere Finale. So ging es von Rennen zu Rennen weiter bis er am Ende als Erster auf dem Siegertreppchen stand.

Ein wichtiger Mann: Max Liehmann nimmt die Zeit.
Ein wichtiger Mann: Max Liehmann nimmt die Zeit.
(Foto: Peter Zielinski)

Der Trabi bestand am Ende nur noch aus vier Reifen, der Bodenplatte, dem Motor und einer halben Fahrerkabine. Die anderen Teile hatte Gentsch während der Rennen verloren. So haben auch einige Fahrer am Samstagabend mit ihrem Team an ihren Rennpappen geschraubt. Fürs Feiern blieb keine Zeit. Das Programm hätte sich aber durchaus gelohnt. Rosa, bekannte Party-Show-Band aus Jena, trat am Samstag auf und sorgte für ein volles Festzelt. Am Freitag stand die Kaynaer Rocklegende Carly Peran auf der Bühne.

Manchmal hilft nur noch Körperkraft statt PS.
Manchmal hilft nur noch Körperkraft statt PS.
(Foto: Peter Zielinski)

Einen nie gefährdeten Start-Ziel-Sieg fuhr der Pausaer Jörg Köhler am Sonntag souverän nach Hause. Doch auch das Team Loitzschütz ging nicht leer aus. Eric Hemmann holte sich den zweiten Platz durch bestechendes Fahrkönnen und Christian Krämer machte den Loitzschützer Erfolg mit Rang drei komplett.