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Tagebau Profen Tagebau Profen: Mibrag-Baggerführer ist weltweit gefragter Spezialist

Von Claudia Petasch 29.04.2016, 09:48
Jörg Krummsdorf ist im Tagebau Vereinigtes Schleenhain tätig. Mehrmals im Jahr reist er beruflich in die Welt.
Jörg Krummsdorf ist im Tagebau Vereinigtes Schleenhain tätig. Mehrmals im Jahr reist er beruflich in die Welt. Hartmut Krimmer

Profen - Bis zu elf Millionen Tonnen Kohle werden jährlich im Tagebau Vereinigtes Schleenhain in Sachsen gefördert. Das Abbaufeld gehört der Mitteldeutschen Braunkohlegesellschaft Mibrag, die ihren Sitz in Theißen hat und in Profen einen weiteren großen Braunkohletagebau betreibt. Einer, der seit seiner Lehre und in dritter Generation mit dem Unternehmen und der Kohle verbunden ist, ist Jörg Krummsdorf. Der 55-Jährige kennt sich bestens mit allen Geräten aus, die es im Tagebau Schleenhain und in Profen gibt. „Ich kann alles, was es im Bergbau gibt, fahren“, sagt er. Er kann die Geräte nicht nur bedienen, er weiß auch, wie man sie zerlegt und aufbaut.

Dieses Wissen und sein Erfahrungsschatz wird nicht nur bei der Mibrag geschätzt. Sondern auch darüber hinaus, unter anderem bei dem Großgeräte-Hersteller Takraf. Mit ihm arbeitet die Mibrag zusammen und leiht Krummsdorf aus, um im Ausland zu arbeiten.

Kooperation seit 15 Jahren

Seit nunmehr 15 Jahren besteht die Kooperation. Der Spezialist ist der Einzige bei der Mibrag, der diesen Job macht. Und vielleicht auch machen möchte. Denn es gehört einiges dazu. Manchmal kommen die Anrufe kurzfristig. Manchmal, so wie vor wenigen Tagen geschehen, wird eine Reise auch kurzfristig abgesagt. Hinzu kommt, dass er sein Zuhause für Wochen zurücklässt, er muss mit den Menschen, dem unterschiedlichen Klima und den Gegebenheiten vor Ort zurechtkommen.

Während in Deutschland alles genormt ist, gibt es in anderen Ländern nicht solche Vorschriften. Da sei es schwierig, in manchen Geräten schon den Not-Aus-Schalter zu identifizieren. Oder die Arbeitssicherheit, die es in einigen Ländern scheinbar gar nicht gibt. „Aber die Philosophie der Bergleute ist überall gleich, wir verehren alle auch die gleiche Schutzheilige. Nur bei manchen wird auch noch die Erde verehrt“, sagt der Gerätefahrer.

Schulungen für Mitarbeiter

Zu seinen Aufgaben im Ausland gehört, bei dem Aufbau der Maschinen, Geräte und Förderanlagen in Tagebauen, aber auch in Eisenerz- und Goldminen dabei zu sein. Dort lernt er die Mitarbeiter an und schult sie im Umgang mit den Geräten. Seine erste Station führte ihn im Jahr 2000 nach Bulgarien, um zwei Eimerkettenbagger aufzubauen. Damals war Krummsdorf über eine Zeitarbeitsfirma bei Takraf tätig. Später wurde er bei der Mibrag eingestellt, es folgten Auslandseinsätze im Kosovo, in Mazedonien, Dänemark, Mexiko, China und Russland. Im Februar dieses Jahres kam er aus Südafrika zurück, wo er die Mitarbeiter an einem Misch- und Stapelplatz einer Eisenerzmine ausbildete.

In den 15 Jahren hat der Sachse aus Regis-Breitingen schon viel erlebt. Gutes wie Negatives. So erinnert er sich an eine Baustelle in der Türkei, auf der er täglich angegriffen wurde. „Ich habe die ganzen vier Wochen drei Securityleute mitgehabt. Du willst dort helfen und kriegst ein Messer an den Hals“, sagt er. Hintergrund ist der Umbruch, der im Land stattfindet. Viele Unternehmen sollen privatisiert werden. Als Krummsdorf im Auftrag der Takraf und Mibrag vor Ort war, haben einige im Land befürchtet, das Unternehmen wolle sich einkaufen: „Dabei sollte ich dort nur die Geräte und deren Zustand einschätzen.“

Von Dolmetschern unterstützt

Solche Erlebnisse schrecken ihn aber nicht ab, erneut ins Ausland zu fahren. Auch wenn er vom jeweiligen Land selbst meist nicht viel sieht. Arbeitszeiten zwischen 16 und 18 Stunden sind da keine Seltenheit. „Ich kann doch nicht einfach sagen, ich gehe jetzt heim, wenn ich gerade die Leute anlerne“, sagt Krummsdorf. Unterstützt wurde er dabei von Dolmetschern.

Bei seinen Auslandseinsätzen hat er festgestellt, dass die Kohle in anderen Ländern nicht so reglementiert ist als hierzulande. Und es gibt nicht so große Umweltauflagen: „In Indien gibt es keine Kohlefilter. Und das wird in den nächsten zehn Jahren die größte Kohleindustrie werden“, sagt er. Der Industriezweig sei in anderen Ländern viel angesehener, habe er den Eindruck gewonnen. Von einem Ausstieg sei da gar nicht die Rede. (mz)