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Hirschroda  Hirschroda : Lebendig und lebenswert

Von Gudrun Schröder 04.09.2017, 09:15
Blick auf Hirschroda von den Weinbergen der Roßbacher Winzerfamilie Frölich-Hake.
Blick auf Hirschroda von den Weinbergen der Roßbacher Winzerfamilie Frölich-Hake. Gudrun Schröder

Ein idealer Ausgangspunkt für eine Exkursion ist das kleine Dorf Hirschroda. Es liegt versteckt an den Ausläufern der Finne und ist vom Unstruttal aus nicht zu sehen. Eine abwechslungsreiche Fauna und Flora bilden ein hervorragendes Wanderziel in etwa 150 Meter Höhe auf dem Ennsberg entlang des Hirschrodaer Grundes. Hirschroda befindet sich etwa drei Kilometer von Laucha sowie von Balgstädt entfernt. Aus der Ferne, hoch oben vom Weinberg am Ortseingang, der von der Winzerfamilie Frölich-Hake aus Roßbach bewirtschaftet wird, erscheinen die hübsch sanierten Häuser und Gehöfte mit der Kirche wie eine Modelllandschaft.

Gegenwärtig zählt das Dorf 176 Einwohner. „Die Einwohnerzahl ist schon seit einem längeren Zeitraum stabil geblieben“, sagt Bürgermeister Arno Krause. Junge Familien würden nach Hirschroda ziehen, Enkelkinder das Haus der Großeltern übernehmen und hier sesshaft werden. So wie bei Gertrud Kühnel. Der Enkelsohn ist mit seiner Frau und zwei Kindern von Weißenfels zu ihr aufs Land gezogen.

Die Rentnerin trifft sich jeden Nachmittag mit Thea Berbig und anderen Senioren auf der Bank unter der großen Linde am Anger. Hier tauschen sie Neuigkeiten aus, plaudern über Kinder und Enkel. Dreißig Kinder, im Alter von null bis sechzehn Jahren, zählen Gertrud Kühnel und Thea Berbig auf. Zwölf davon sind im Kindergartenalter, den diese in Balgstädt besuchen. Lachend fügten die Frauen hinzu: „Für Nachwuchs ist bei uns also gesorgt, Hirschroda stirbt nicht aus“. Obwohl vieles im Dorf weggebrochen ist, Schule, Kindergarten, Gaststätte, Konsum, leben sie gern hier. „Wir fühlen uns wohl, vor allem, weil die Gemeinschaft zusammenhält“, sagen die beiden Frauen. Für die Versorgung fahren mehrmals die Woche Verkaufswagen das Dorf an. Im Ort selbst hat sich Berbigs Hofladen mit dem Verkauf von hausschlachtener Wurst seit acht Jahren etabliert. Als weitere Unternehmen sind in Hirschroda unter anderem Metallbau Kreuziger, der Malerbetrieb Marco Schumann und das Ingenieurbüro Berbig ansässig.

Mit der Verwaltungsreform wurde Hirschroda eingemeindet und ist seit dem 1. Juli 2009 ein Ortsteil der Gemeinde Balgstädt. „Von Anfang an haben wir uns für den neuen Ortsteil eingesetzt und die Vorbereitungen für das Gemeinschaftsbauprojekt - Abwasserkanalisation, Erneuerung der Trinkwasserleitung, Erdverkabelung der Energieleitungen, Straßeninstandsetzung durch die Landesstraßenbaubehörde, Erneuerung der Nebenbereiche links und rechts der Fahrbahn durch die Kommune - getroffen“, erzählt der Bürgermeister. Im Jahr 2013 wurde das kompakte Konzept in Hirschroda umgesetzt. Dazu kam der Abriss des alten Konsums, und am Anger entstanden ein Festplatz und ein ordentlicher Kinderspielplatz.

Hirschroda ist ein typisches Straßendorf. An die Dorfstraße, die sich durch den gesamten Ort zieht, grenzen die hübschen Gehöfte mit intakten Dächern, viel Blumenschmuck und Weinreben. Günstig auf die Instandsetzung der Gebäude wirkte sich das Dorferneuerungsprogramm in den 90er Jahren aus. In diesem Jahr erfolgte die Umrüstung der kompletten Dorfbeleuchtung auf moderne, energiesparende LED-Lampen. Der Bürgermeister verdeutlicht, dass Hirschroda bei der Eingemeindung hoch verschuldet war. Inzwischen beträgt die Pro-Kopf-Verschuldung 26 Euro. Ab 2020, so Krause, kann Hirschroda schuldenfrei sein. Trotz des Fehlbetrages sieht er das Dorf als eine schöne Bereicherung für die Gemeinde Balgstädt.

Das liegt auch an der freiwilligen Feuerwehr und dem Heimatverein, deren Mitglieder Kontakte zu den Vereinen in der Verbandsgemeinde pflegen und Schwung ins Dorfleben bringen. Völlig trennen kann man Feuerwehr und Heimatverein nicht. So gehört Wehrleiter Rolf Berbig neben Cornelia Jannikoy, Michael Schönfisch und Ralph Gebhardt zum Vorstand des Vereins, dem 18 Mitglieder angehören. Der Zusammenhalt stimmt auch mit all den anderen Bewohnern, sagte Frau Jannikoy. „Wenn was wackelt, kommen die Leute mit raus. Wir haben viele Helfer an der Seite“. Zurzeit wird die Kirmes vorbereitet. Jeweils am dritten Wochenende im September, diesmal 16. und 17., wird diese mit Ständchenblasen, Frühschoppen, Kaffeetrinken, Blasmusik, Tanz und dem Fußballspiel Ober- gegen Unterdorf gefeiert.

Als weitere Veranstaltungen zählt Frau Jannikoy das Maifeuer am 30. April, das Sommerfest mit Kindertag im Juni, die Sternenwanderung aller Balgstädter Ortsteile zur Ruine Toppendorf, für die Hirschroda aller vier Jahre der Ausrichter ist, auf. Zudem spontane Treffen wie Schlittenfahrt oder Glühweinumtrunk. Eingeladen wird zu Maifeier, Frauentag und Rentnerweihnachtsfeier. Wie Berbig berichtet, gründete sich die Feuerwehr 1911. In ihr sind heute 14 Männer aktiv, 20 gehören der Alters- und Ehrenabteilung an. (Fortsetzung)