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Der Vogel-Retter Der Vogel-Retter: Dieser Ornithologe aus Tröglitz päppelt junge Schwalben auf

Von Matthias Voss 21.07.2019, 13:00
Rolf Hausch mit einer kleinen Rauchschwalbe, die noch etwas Fürsorge braucht.
Rolf Hausch mit einer kleinen Rauchschwalbe, die noch etwas Fürsorge braucht. Renè Weimer

Tröglitz - Die junge Rauchschwalbe sitzt ruhig auf der Stange im Käfig, bis sie den Mehlwurm erblickt und gierig danach schnappt. Nach vier, fünf Happen ist sie satt. „Sie steht gut im Futter, in den nächsten Tagen kann ich sie freilassen“, sagt Rolf Hausch. Der Jungvogel stammt aus Schkauditz und kehrt genauso wie eine weitere Schwalbe aus Theißen an seinen Geburtsort zurück. Er war aus dem Nest gefallen,

Anwohner hatten den 66-Jährigen darauf aufmerksam gemacht, weil er bekannt für seine Rettungsmaßnahmen ist. „Ich bin aber keine Auffangstation, sondern versuche lediglich, den Vögeln zu helfen“, erklärt er. Denn im Gegensatz zum Beispiel zu Amseln oder Meisen werden Schwalben, wenn sie aus dem Nest gefallen sind, nicht mehr von den Eltern am Boden weitergefüttert.

„Beim Blumengießen habe ich ein Vögelchen im Kasten entdeckt“

Davon kann Lucia Tran ein Lied singen. An ihrem China-Restaurant in Grana kleben 18 natürliche Nester, immer wieder fallen Junge da raus. „Beim Blumengießen habe ich ein Vögelchen im Kasten entdeckt, zwei weitere lagen tot davor. Da musste ich was machen“, sagt Tran. Also informierte sie Hausch, der die Schwalbe mittlerweile so weit aufgepäppelt hat, dass sie wieder in Grana ist und im kommenden Frühjahr wahrscheinlich eigene Junge haben wird. Den Kontakt zu Hausch bekam Tran über das Zeitzer Tierheim.

Mit dem arbeitet der ehemalige Sachgebietsleiter in der Unteren Naturschutzbehörde des Burgenlandkreises genauso zusammen, wie mit dem Landschaftspflegeverein Mittleres Elstertal, in dem er Fachberater für Vögel ist. Dazu nimmt er regelmäßig an Zählungen von Wasservögeln teil, ist zuständig für die Weiße Elster zwischen Haynsburg und Profen, sowie diverse Tagebaurestlöcher. Dabei fallen ihm nicht nur die Tiere auf.

„Es ärgert mich, dass zu wenig für Insekten gemacht wird.“

„Es ärgert mich, dass zu wenig für Insekten gemacht wird. Und ohne die wird es auch bald keine Vögel mehr geben“, klagt er. Immer mehr Wiesen und wilde Ecken würden wegfallen. „Das Thema Landwirtschaft geht mir mörderisch auf den Zeiger. Es werden immer mehr Feldränder weggeackert“, beschwert sich Hausch.

Dabei geht der 66-Jährige mit seinem eigenen Garten mit gutem Beispiel voran. Nicht wild, aber naturbelassen, hat er ein regelrechtes Kleinod für Kleintiere geschaffen. Brutkästen für Vögel sind dabei genauso wichtig wie Insektenhotels oder ein kleiner Teich. „Hier zwitschert es an allen Ecken, das ist herrlich. Bei den Nachbarn ist es dagegen eher ruhig, weil die Vögel dort weniger Nahrung finden“, sagt Rolf Hausch.

Statt einem englischen Rasen könne man doch mal eine Gartenecke wild belassen. Hohes Gras sei perfekt für Kleintiere aller Arten. „Ist Ihnen mal aufgefallen, wie wenig Insekten sie noch auf ihrer Windschutzscheibe haben? Mittlerweile ist es wichtig, Vögel sogar in der wärmeren Jahreszeit zu füttern“, so Hausch eindringlich. (mz)