1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Zeitzer Tierheim steht wegen Pandemie vor riesiger Herausforderung

377 neue Samtpfoten aufgenommen Zeitzer Tierheim steht wegen Pandemie vor riesiger Herausforderung

16.04.2021, 15:00

Zeitz - Über ein Jahr befindet sich das Zeitzer Tierheim im Corona-Modus. Das heißt: viele Einschränkungen, aber eine überaus erfolgreiche Arbeit und eine riesige Unterstützung aus der Bevölkerung und von Tierfreunden aus ganz Deutschland.

Termine nur per Telefon oder E-Mail: Zeitzer Tierheim arbeitet mit festem Personenkreis

Wenn Tierheimleiterin Eva-Maria Bauer und Jacqueline Just, die zuständige Tierpflegerin für die Katzen, auf das zurückliegende Jahr schauen und sagen sollen, was sich vor allem verändert hat, dann überlegen sie nicht lange: Der Umgang mit anderen Menschen. „Es läuft jetzt so viel mehr telefonisch und über E-Mail, die Termine für Besucher werden so ausgemacht“, zählt Eva-Maria Bauer auf, „es darf nur eine bestimmte Anzahl Leute rein. Und dann ist da auch die Sorge und Verantwortung für unsere Leute.“

An der Arbeit rund um die Samtpfoten und Fellnasen und anderen Tiere, die sie retten, aufnehmen, betreuen, gesund pflegen und in ein gutes, bleibendes Zuhause vermitteln, hat sich nichts wesentlich geändert: Hier sind alle Zweibeiner für die Vierbeiner da. Obwohl: „Wir müssen unsere Leute schützen“, sagt Bauer, „wir arbeiten mit einem festen Personenkreis, beständiges Personal, wir müssen auf Praktikanten und Leute verzichten, die Sozialstunden leisten.“

Besondere Verantwortung: Wer macht die Arbeit bei einem Quarantänefall?

Das heißt ganz klar: Mehr Dienste und mehr Arbeit für die, die zum Kern gehören. Das funktioniert nur mit einem genauen Plan, einer Liste, die ständig aktualisiert wird, wie Jacqueline Just bestätigt. Und den Mitarbeitern und Helfern wird wieder und wieder gesagt, dass sie ihre privaten Kontakte einschränken, sich an Regeln halten und besonders auf sich achten müssen. „Wenn hier einer mit Corona kommt und wir müssen in Quarantäne, wie soll das mit den Tieren gehen, wer versorgt die? Wir haben eine besondere Verantwortung“, meint die Tierheimleiterin.

Das Konzept ist aufgegangen, es hat alles bestens funktioniert. Das Team um Eva-Maria Bauer steht fest zusammen und schultert alle Aufgaben. Ein Umstand, der die Chefin sehr froh macht. Und auch die Besucher nehmen die Regeln ernst und haben sehr viel Verständnis. „Sie halten sich an die Maskenpflicht, nutzen die Desinfektionsmöglichkeit und warten auch geduldig, wenn schon Leute in der Einrichtung sind“, bestätigt Jacqueline Just.

Hundert neue Samtpften aufgenommen: Geldprobleme trotz zahlreicher Spenden

Doch die Normalität fehlt in vielerlei Hinsicht. „Uns fehlen die Schulklassen, die hier Führungen genutzt haben“, so Bauer, „die Kinder kamen dann oft mit ihren Eltern mit Spenden und Futter wieder. Das ist eine wunderbare Öffentlichkeitsarbeit.“ Und die vielen Besucher, die einfach mal so vorbeikommen, die gibt es jetzt auch nicht. Und mit ihnen fehlen auch Spendeneinnahmen.

„Obwohl uns die Zeitzer und bei weitem nicht nur sie, ganz, ganz toll helfen und unterstützen. Wir erhalten viele Spenden, Leute bringen Futter, es kommen Pakete über Onlineshops für Tierbedarf. Die Absender sind aus allen möglichen Städten“, zählt Eva-Maria Bauer auf. Aber das Geld geht auch sehr schnell wieder weg. So wurden im vergangenen Jahr allein 377 Katzen aufgenommen.

Planungssicherheit: Tierheim freut sich über Dauerspenden

„Im Jahr 2019 waren 285“, sagt Just. Fundtiere sind meist krank, verletzt, gehandicapt. „Sie müssen nicht nur untergebracht und gefüttert werden, sie müssen ärztlich versorgt werden, erhalten Medikamente, brauchen Spezialfutter...“, erklärt Jacqueline Just und erinnert nur an die große Zahl von Katzen mit Pilzinfektionen im Vorjahr, die das Tierheim fast an die Grenze des Möglichen brachte. Und selbst wenn Streunerkatzen „nur“ eingefangen, kastriert und ärztlich versorgt und wieder an der Futterstelle ausgesetzt werden, kostet das.

Allein das Kastrieren einer Katze kostet über 100 Euro. Gehen die Tiere in die Vermittlung, sind sie auch geimpft und gechipt. Da zählt jede Spende. „Wir freuen uns auch sehr über unsere Dauerspender, die jeden Monat einen festen Betrag überweisen“, sagt Bauer, „das ist eine Sicherheit, das ist Geld, mit dem wir planen können.“ Und deshalb ist die beste Unterstützung für das Zeitzer Tierheim und damit für die Tiere, wenn gespendet wird.

Hoffnung auf Trödelmarkt im Sommer oder Herbst

„Futter für Babykatzen werden wir brauchen“, fügt Just an, „die Saison geht schon los.“ Und auch Katzenstreu und anderes Kleintierstreu sind immer willkommen. Geldspenden haben natürlich einen Vorteil: Das Geld kann genau dann, wenn nötig, für das ausgegeben werden, was benötigt wird. Richtig viel Geld kam jedes Jahr bei dem Adventströdelmarkt zusammen.

Das ist eine Institution in Zeitz. Stattfinden konnte er letztes Jahr nicht. Viele Leute haben bis zuletzt immer wieder angerufen und gehofft, dass es doch möglich sein würde. „Aber es ging coronabedingt einfach nicht“, sagt Bauer. „Aber wir wollen unbedingt so bald wie möglich einen Trödelmarkt durchführen, dann wird es eben ein Sommertrödelmarkt oder ein Herbsttrödelmarkt. Wir geben die Hoffnung nicht auf.“ (mz/Angelika Andräs)