Sport hat Fredi jung gehalten
Theißen/MZ. - Kaum ein Mensch scheint Ferdinand Reimer mit seinem richtigen Vornamen zu rufen. Fredi ruft ihn alle Welt. Zumindest in Theißen ist Reimer mit diesem Spitznamen bekannt. Besonders die Sportfreunde kennen den 69-Jährigen unter dem Namen. Schon deshalb, weil dem Theißener Senior der Sport am Herzen liegt.
Und mit dem hat Reimer schon seit seiner Kindheit zu tun. In Nonnewitz geboren, aber in Zerbst aufgewachsen siedelte die Familie später nach Theißen, wo er 1951 der BSG Aktivist beitrat. Das Turnen hatte es ihm besonders angetan. Nach der Lehre als Schlosser in der Zemag Zeitz arbeitete er dort in dem Beruf weiter. Bis ihn der Sport einholte. Im damaligen Kreis Hohenmölsen heuerte er 1960 beim DTSB an, um den außerschulischen Sport vor allem auf dem Lande weiter voranzubringen. "Eine Turnhalle hatten doch zu jener Zeit viele nicht. In Nessa haben wir sogar auf einem leeren Heuboden Sport getrieben", erinnert er sich.
Diese Arbeit habe ihm zwar Spaß gemacht, doch auf Montage gab es für Reimer mehr zu verdienen. Und so wechselte er die Fronten: Zehn Jahre lang war das Spezialbaukombinat Feuerungsbau Magdeburg sein Brötchengeber. Nach dieser Zeit erhielt seine Familie endlich eine Wohnung. "Damit sah es in jener Zeit schlecht aus in Theißen", fügt er hinzu. Die LPG Theißen habe mit Wohnraum gewunken: Wenn Reimer dort als Schlosser arbeiten würde, so lautete die Bedingung. Reimer wollte.
In der Wohnung lebe seine Familie sogar heute noch. Wahrscheinlich würde er auch in diesem Betrieb noch arbeiten. Aber zu Wendezeiten sah es um die LPG zumeist recht düster aus. "Als Letzter habe ich dort die Lichter ausgemacht", merkt der Hallenwart an.
Unterschlupf fand der Theißener schließlich in einer Göttinger Umschulungsfirma als Hausmeister. "Man suggerierte mir, dass ich unabkömmlich sei. Aber aus Kostengründen wurde mir dann doch gekündigt", fügt er hinzu. Es folgte noch eine ABM-Stelle, das sei es arbeitsmäßig dann gewesen.
Sportlich sei er mit Theißen verwachsen, räumt Reimer ein. Von den Turnern sei er 1970 zu den Keglern gewechselt, bei denen er heute noch aktiv mitmische. Selbst vor der Übernahme einer Funktion schreckte Reimer nicht zurück. 1993 wurde er gar Vereinspräsident beim SV Einheit '91 Theißen. "Wer will schon etwas machen, wofür es kein Geld gibt. Also habe ich ja gesagt", ergänzt Reimer. Erst sollte es nur für ein Jahr sein, bis er schließlich im Jahre 2000 das Ehrenamt aus gesundheitlichen Gründen abgab. "Mein Hobby war immer der Sport", fügt er hinzu. Und so nehme er heute mitunter sogar seinen siebenjährigen Enkel Jan mit zum Kegeln. "Der Sport hat mich geprägt, er hat mich jung gehalten", ist sich der Senior sicher.