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„Die Praxis war mein Leben“ Nach 30 Jahren: Zeitzer Hausärztin schließt ihre Praxis für immer

Ulrike Spielbühler war 30 Jahre selbstständige Hausärztin in Zeitz. Mit einem weinenden Auge beendet sie jetzt ihr Arbeitsleben.

Von Yvette Meinhardt 01.09.2021, 16:30
Noch sitzt Ulrike  Spielbühler über einem Berg von Akten, doch ihre Praxis hat sie am Dienstagabend für immer geschlossen.
Noch sitzt Ulrike Spielbühler über einem Berg von Akten, doch ihre Praxis hat sie am Dienstagabend für immer geschlossen. Foto: Yvette Meinhardt

Zeitz/MZ - Feierabend. Als Ulrike Spielbühler am Dienstagabend ihre Praxis schloss, war es für immer. „Ich hatte gehofft, meine Praxis einem jungen Kollegin übergeben zu können, doch leider habe ich niemanden gefunden“, sagt die Hausärztin. Noch im vergangenen Jahr ist sie zum Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Dreiländereck gegangen und war zuversichtlich, dass sich über diesen Weg ein Nachfolger finden lässt.

Nach 30 Jahren: Die Praxis war das Leben der Zeitzer Hausärztin

Denn junge Ärzte würden heutzutage lieber im Angestelltenverhältnis arbeiten, als sich gleich selbstständig zu machen. Doch auch dieser Weg habe für die Hausarztpraxis in der Zeitzer Donaliesstraße nicht funktioniert. Mit 66 Jahren geht die Medizinerin jetzt also in ihren wohl verdienten Ruhestand.

30 Jahre war sie selbstständig und hat im Quartal rund 1.200 Patienten behandelt. Drei Schwestern gehörten zum gut eingespielten Team. „Die Praxis war mein Leben, nicht selten hatte ich eine 50- bis 60-Stunden-Woche“, sagt sie. Ulrike Spielbühler ist in Zeitz geboren und aufgewachsen, hat an der alten Penne ihr Abitur gemacht und anschließend in Jena Medizin studiert. „Schon in den Schulferien habe ich als Rettungsschwimmerin für das Deutsche Rote Kreuz gearbeitet und hatte so meine erste kleine Ausbildung in der Ersten Hilfe“, erinnert sie sich heute.

„Für diesen Job braucht man viel Elan und Energie und vor allem eine verständnisvolle Familie“

Das sei wohl ein Grundstein für ihre spätere Berufswahl gewesen. Nach ihrem Studium in Thüringen kehrte sie nach Zeitz zurück und arbeitete zunächst als Betriebsärztin in der Tiergartenstraße, kümmerte sich um die Mitarbeiter der verkehrstechnischen Dienste wie zum Beispiel der Bahn, des Kraftverkehrs und der Energieversorgung. Bis zum vergangenen Jahr war sie die einzige Ärztin in Zeitz, die Fahrtauglichkeitsuntersuchungen für Berufskraftfahrer anbot, das betraf zum Beispiel Bus-, Taxi- und Lkw-Fahrer. Jetzt macht diese Untersuchung niemand mehr in Zeitz.

„Ich habe meine Arbeit als Ärztin geliebt,“, sagt sie. Seit 1991 führte sie ihre eigene Praxis. In den 1990er Jahren seien auch sehr viele Kinder zu ihr gekommen. Dabei waren die Patienten nicht nur aus Zeitz, sondern auch aus dem Umland wie Tröglitz und Bornitz. „Für diesen Job braucht man viel Elan und Energie und vor allem eine verständnisvolle Familie“, sagt die 66-Jährige.

Ruhestand genießen: Gesundheit und neue Hobbies stehen im Fokus

Denn auch Bereitschaftsdienste an Sonn- und Feiertagen gehörten zu ihrem Alltag. Trotzdem habe die Arbeit sie erfüllt, es sei ein gutes Gefühl gewesen, anderen zu helfen. Die Kehrseite der Medaille: Es fehlte die Zeit für die Familie oder für Hobbys beispielsweise. Aber sie hatte nur eine Minute Fahrt zur Arbeit, denn sie wohnte gleich in der Nähe.

Jetzt im Ruhestand will sie sich neu orientieren, die Zeit für die eigene Gesundheit nutzen und vielleicht ein Hobby entdecken. Die Praxis bleibt ab diesem Mittwoch geschlossen. Die meisten Patienten wissen dies und hätten sich schon neu orientiert. Viele haben sich ihre Patientenakten abgeholt und nach einem neuen Arzt umgesehen. Doch es ist schwierig in der Region Zeitz einen neuen Arzt zu finden.

Unterlagen abholen ist noch bis September möglich

„Das MVZ Doceins kann meine Patienten noch aufnehmen“, sagt Ulrike Spielbühler. So empfiehlt sie ihren Patienten, sich in der von-Harnack-Straße in Zeitz vorzustellen. Dort arbeitet der Arzt Dr. Christoph Heine und ab September soll ein weiterer Hausarzt hinzukommen. Ihren Patienten in der Elsteraue rät sie, sich in der neuen Praxis des MVZ in Predel vorzustellen und auch das MZV Droyßig würde noch ihre Patienten aufnehmen.

Ihr Schreibtisch ist auch am letzten Arbeitstag noch mit Akten gut gefüllt. „Ich mache eine Vertretung für einen Kollegen und habe die letzten Akten zur Abholung vorbereitet“, sagt sie. Wer jetzt noch seine Unterlagen abholen möchte, der muss anrufen und einen Termin mit den Schwestern vereinbaren. Dies ist noch im September möglich. Danach werden die Akten im MVZ in der von-Harnack-Straße aufbewahrt.